Seit einer gefühlten Ewigkeit lief ich durch unzählige Straßen. Vorbei an den Villen der mega Reichen, immer weiter in die Gebiete der Leute die weniger Geld zur Verfügung hatten. Inzwischen fühlte ich mich müde, ausgelaugt und einfach nur kaputt. Der Alkoholpegel in meinem Blut machte es mir nicht unbedingt leichter Justin zu finden. Ganz im Gegenteil. Meine Kräfte verschwanden immer mehr. Der Gedanke daran, dass er hier irgendwo allein war, hinterließ ein widerliches Gefühl in meinem Bauch. Ich spürte, wie mir allmählich schlecht wurde.
“Hey Süße“, hörte ich eine männliche Stimme rufen. Kurz darauf folgte ein lauter Pfiff. Jedoch hielt ich es absolut nicht für notwendig darauf zu reagieren. Schließlich war ich kein Hund, der auf Pfeifen reagieren würde. Also senkte ich meinen Blick, tat so als hätte ich nichts gehört und beschleunigte meine Schritte. Für einen Moment plagte mich die Angst, dass der Typ mich verfolgen würde, aber ich hatte Glück. Als ich mich kurz darauf umdrehte, war keine Spur mehr von ihm zu sehen. Ich hatte eindeutig zu viele Filme gesehen und machte mich deshalb selbst verrückt.
Mit jedem Schritt, den ich zurück legte, fror ich mehr. Mein ganzer Körper begann wie wild zu zittern und ich bekam das Gefühl, irgendwann keine Kontrolle mehr über meinen Körper zu haben. Erschöpft ließ ich mich auf einer Bank nieder, versuchte meine Gedanken zu sortieren. Ich war müde, mir war kalt und ich hatte Justin verloren. Konnte es noch schlimmer werden? Ja, es konnte. Denn der Alkohol in meinem Blut nahm mir den letzten Rest Kraft.
Wie ein nasser Sack ließ ich mich einfach zur Seite fallen, landete dabei unsanft mit dem Körper auf der Bank. Schmerz durchzog meine Glieder, aber es war mir egal. Ich versuchte es zu ignorieren. Krampfhaft versuchte ich, jedes einzelne Gefühl abzustellen. Ich wollte keine Müdigkeit mehr fühlen, keine Einsamkeit oder Kälte.
Kraftlos schloss ich meine Augen, driftete daraufhin sofort ab und nahm nichts mehr wahr. Ich war weit entfernt von der Realität und da wo ich jetzt war, gefiel es mir um einiges besser.
“Junge Frau, Sie erfrieren noch!“, rief plötzlich eine weibliche Stimme und zwang mich so, wieder im Jetzt und Hier zu landen. Knurrend öffnete ich meine Augen, sah zuerst alles verschwommen. “Hm?“, gab ich nur von mir. Ich blinzelte ein paar Mal, bis meine Sicht endlich klar wurde. Vor mir stand eine ältere Frau, die mich ziemlich besorgt ansah. Sie kam etwas näher, griff nach meinen Händen. Ich ließ es zu, zuckte nicht zurück. Warum auch? Ihre Hände waren warm, strahlten auf eine gewisse Art und Weise Vertrauen aus.
“Komm mit mir, Kleines.“, flüsterte sie und mit dem letzten bisschen Energie nahm ich wahr, dass sie angefangen hatte mich zu duzen. Sie half mir auf, zeigte mir den Weg den sie nehmen wollte. Normalerweise würde ich niemals mit einer fremden Person mit gehen. Aber ich konnte einfach nicht mehr. Ich wusste nicht mehr wo hinten oder vorne war, geschweige denn wo genau ich mich gerade befand. Wäre diese alte Dame nicht aufgetaucht, hätte ich die Nacht auf der Bank verbracht.
Sie führte mich durch mehrere kleine Straßen, bis wir vor einem Gebäude zum Stehen kamen. “Hier kannst du schlafen “, erklärte sie. Ich hob meinen Kopf und betrachtete die Fassade, bis ich langsam nickte. Zusammen gingen wir rein und sofort umhüllte mich eine wohlige Wärme. Ohne zu zögern fühlte ich mich wohl.
“Was ist das hier?“, fragte ich geschwächt. Die ältere Dame lächelte zierlich. “Es war mal ein Kinderheim. Ich war hier die Leitung, aber als dem Stadtteil das Geld ausging, haben sie es geschlossen. Seitdem finanziere ich es mit meinem eigenen Geld und versuche Leuten, wie dir, wenigstens für kurze Zeit ein Dach über dem Kopf bieten zu können.“
Ich wusste nicht was ich sagen sollte, war komplett sprachlos. Sie war eindeutig eine herzensgute Frau. “Ich hab leider nur noch ein Bett in einem Zweierzimmer frei. Ich hoffe, es ist nicht schlimm, dass du es dir mit jemandem teilen musst.“. Ich schüttelte meinen Kopf, war einfach nur dankbar, dass sie mich aufnehmen wollte.
Langsam führte sie mich die Treppen rauf, zeigte mir den Weg zu meinem Zimmer. Sie öffnete die Holztür und ich erkannte ein kleines Licht innerhalb des Raumes. Schüchtern trat ich ein, war sehr gespannt auf das was mich erwarten würde. “Lilly!?“, hörte ich plötzlich eine Stimme aus einer Ecke des Zimmers.
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Mirrors [Justin Bieber]
FanfictionManchmal ist es nur eine einzige Begegnung, die dein ganzes Leben verändern kann. Aber manchmal ist es nicht irgendeine Begegnung, sondern Eine der etwas anderen Art. xXBiebersGirl