Kapitel #28 - "Ich brauche dich"

916 47 2
                                    

Das Blut in meinen Adern gefror, als mir bewusst wurde, dass ich zu früh glücklich über 'Frieden' war. Es gab keinen Frieden. Ich hatte es wirklich gehofft, aber ich wurde getäuscht. Tränen schossen mir in die Augen, wollten unbedingt an die Oberfläche. Meine Beine fühlten sich an wie Pudding, bis sie komplett versagten und ich auf meinen Knien landete. Ich stützte meine Ellbogen auf meine Oberschenkel, vergrub mein Gesicht in meinen Handflächen und ließ den Tränen freien Lauf. Ich ließ alles raus. All das was sich angestaut hatte. Die Angst, die Wut .. all das ließ ich in Form von Tränen aus meinem Körper entweichen.

"Beruhig dich", nuschelte Justin, der sich zu mir auf den Boden gesetzt hatte. Er legte schützend seine Arme um mich, sodass ich mich kraftlos zur Seite fallen ließ. Ich spürte, wie sich seine Muskeln anspannten, weil er jetzt  meinem Gewicht Stand halten musste. Aber er machte keine Anstalten, sich dagegen zu wehren. Im Gegenteil. Sein Griff um meinen zarten Körper verfestigte sich. Seine Körperwärme ging auf mich über. Sie erreichte mein Herz, schloss es ein. Und langsam hörten die Tränen auf, wie aus Bächen über mein Gesicht zu laufen.

Justin machte nichts, er war einfach nur da. Aber das war alles was ich brauchte. Nur ihn. Ich brauchte keine großen Worte. Sie hätten eh nichts verändert. Ich brauchte ihn an meiner Seite. Die starke Schulter, an der ich mich ausweinen konnte.

Langsam hob ich meinen Kopf, sah ihm direkt in die Augen. Meine Sicht war nach wie vor verschwommen, aber ich konnte ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen sehen. Wie man in so einer Situation lächeln konnte? Ganz einfach. Er wollte mich aufbauen. Er wollte am liebsten stark genug für uns Beide sein. Zitternd legte ich meine Hand an seine Wange, spürte sofort ein Kribbeln dort wo seine Haut meine berührte. Mit sanften Druck presste er seine Wange gegen meine Hand, dann beugte er sich vor und legte seine Lippen auf meine. Ich presste meine Augen fest zusammen, versuchte für einen kleinen Moment aus der Realität zu fliehen.

Und es gelang. Justin's Lippen drückten meine vorsichtig auseinander, sodass seine Zunge den Weg in meinen Mund fand. Synchron begannen sich unsere Lippen zu bewegen. Fast so, als hätten sie nie etwas anderes gemacht. Überall in meinem Körper kribbelte es. Ich fühlte mich schwerelos, als würde ich schweben. Um mich herum schien alles ausgeblendet. Dieser Moment gehörte nur uns, alles andere zählte nicht.

Nach einer Weile lösten sich seine Lippen von meinen. Justin legte seine Stirn an meine, ließ die Augen geschlossen. "Ich bring dich ins Bett. Es war ein harter Tag.", murmelte er. Und wie so oft, verlieh mir seine Stimme eine Gänsehaut. Ich reagierte nicht, weil ich genau wusste, dass das nicht notwendig war. Vorsichtig entfernte sich sein Körper von mir. Noch immer war ich nicht aus dieser Art Trance erwacht. Nach wie vor saß ich mit geschlossenen Augen auf dem Boden.

Kurz darauf spürte ich zwei Hände an meiner Hüfte, die mir halfen aufzustehen und darauf achteten, dass ich mein Gleichgewicht nicht verlor. Er legte einen Arm um meinen Oberkörper, den anderen in meine Kniekehle. Dann verschwand das Gefühl des festen Bodens unter meinen Füßen und ich fand mich in seinen Armen wieder. Anstatt mich in mein verwüstetes Bett zu legen, brachte er mich aus dem Zimmer. Erschöpft öffnete ich meine Augen, erkannte dass er auf das Gästezimmer zu steuerte. Umständlich öffnete er die Tür, brachte uns sicher in das Zimmer und schloss die Tür hinter uns.

Als wäre ich zerbrechlich, legte er mich aufs Bett. Als er sich entfernte fühlte ich die Leere, die entstand sobald er Abstand von mir nahm. Er löste die Schuhe von meinen Füßen und deckte mich zu. "Geh nicht weg", brachte ich schwach hervor. "Ich brauche dich". Leise schlich er auf die andere Seite des Bettes, legte sich zu mir unter die Decke und schloss mich in seine starken Arme. "Ich bin bei dir", hörte ich ihn nuscheln, nachdem ich die Augen schloss und in eine andere Welt abdriftete.

Mirrors [Justin Bieber]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt