𝕋𝕙𝕣𝕖𝕖

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"Schade, dass du nicht bis zum Mittagsessen bleiben darfst", seufzte meine Mutter, als Jeongin in seine Schuhe schlüpfte. Entschuldigend warf er ihr ein kleines Lächeln zu und nahm seine Jacke zur Hand, die er aufgrund des kühleren Wetters mitgenommen hatte.

"Ja, ich wäre auch gern länger geblieben. Ihr Essen schmeckt wirklich toll, Mrs Bang", erwiderte mein Freund und verbeugte sich einmal tief vor ihr. Leise lachte meine Mutter deswegen auf und winkte nur ab, sie fühlte sich zwar immer geschmeichelt, wenn Jeongin sich ihr so höflich gegenüber verhielt und sie siezte, mochte es aber nicht.

"Jeongin, lass doch diese Förmlichkeiten. Ich sagte dir doch, du kannst ruhig 'du' zu mir sagen", versicherte sie ihm, in der Hoffnung, er würde zumindest dieses Mal auf sie hören. "Ich weiß, Mrs Bang", erwiderte er brav nickend und schon seufzte sie wieder. Er würde es niemals lassen, meine Mutter so anzusprechen, das wussten wir beide und ich konnte dadurch nur schmunzeln. Ich persönlich fand das ja mehr als nur niedlich. Meine Mutter hingegen gab auf und ließ es schwach lächelnd darauf beruhen.

"Ist ja gut. Ich freue mich schon darauf, dich bald wieder hier zu sehen. Komm gut heim, Jeongin", verabschiedete sie sich nun und ließ uns allein im Hausgang zurück. Freundlich erwiderte Jeongin ihre Worte, griff dann nach seiner Tasche und schaute auffordernd zu mir. Ich nickte leicht, weshalb er nun leicht lächelte und mir nach draußen folgte.

Wenn Jeongin bei mir oder Jisung zu Besuch war, sah ich es als meine Pflicht, ihn sicher nach Hause zu geleiten. Das hatte seinen Grund und war nicht nur auf meine Sorge zurückzuführen, denn bevor wir beide ein Paar geworden waren, war Jeongin auf seinem Heimweg überfallen worden. Er war zusammengeschlagen und ausgeraubt worden und noch immer verkrampfte sich alles in mir, wenn ich daran dachte. Diese zwei Vollidioten hätte ich wirklich umbringen können, jedoch war das inzwischen über ein Jahr her und sie hatten ihre gerechte Strafe bekommen. Dennoch wollte ich nicht hiermit aufhören und auch Jeongin konnte nicht verleugnen, dass er es liebte, meine Hand zu halten und von mir beschützt zu werden.

"Glaubst du, deine Mutter wird jemals aufgeben?", wollte mein Freund von mir wissen und lehnte seinen Kopf an meine Schulter. Direkt schaute ich zu ihm hinunter und betrachtete ihn einen Augenblick lang, musterte seine hübschen Gesichtszüge und die ausgeprägten Wangenknochen. Gott, dieser Junge war so unglaublich hübsch und ich konnte mich so glücklich schätzen, sein fester Freund sein zu dürfen.

"Solange du mit mir zusammen bist, vermutlich nicht", schmunzelte ich und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. Leise musste Jeongin deswegen kichern und schaute einen Moment lang verliebt zu mir hoch, bevor er seinen Blick wieder auf die Straße richtete.
Vielleicht sollte ich an dieser Stelle erwähnen, dass meine Familie von unserer Beziehung wusste und sie es allesamt unterstützten. Darüber war ich wirklich froh, denn das war nicht der Regelfall. Besonders hier in Korea nicht.

"Hoffentlich wird das noch ganz lange so sein", meinte mein Freund leiser und genoss sichtlich meine Nähe. Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte, also schwieg ich einfach und ging weiter neben ihm her. Erst, als wir bei Jeongins Straße ankamen, hielt ich wieder an. Allzu weit lebten wir zum Glück nicht voneinander entfernt, worüber ich wirklich froh war. Dennoch begleitete ich ihn nicht bis vor sein Haus.

"Jisung holt dich morgen früh wieder ab, okay?", sagte ich leicht lächelnd zu Jeongin. Ich hatte ihn zu mir gedreht und seine Hände in meine genommen, weshalb er nun zu mir aufschaute und ebenfalls anfing zu lächeln.

"Ist gut, Hyung. Du wartest dann wieder hier, nicht wahr?", wollte er wissen und sah mich beinahe flehend aus großen Augen an. Schmunzelnd nickte ich und legte für einen kurzen Moment meine Lippen auf seine; länger konnten wir es uns an dieser Stelle leider nicht erlauben. Doch das war nicht so schlimm. Wir hatten uns damit abgefunden.

"Ja, natürlich, mein Kleiner. Ich werde hier immer auf dich warten", versprach ich ihm und drückte sanft seine Hände. Sein Lächeln wurde augenblicklich breiter und glücklicher, ehe er mich einmal fest umarmte und sich dann ganz von mir löste.

"Ich danke dir. Bis morgen, Hyung~", rief er mir zu und wandte sich dann um, um den restlichen Weg zu seinem Haus zu laufen. Ich schaute ihm nach, wurde aber mit jeder verstreichenden Sekunde ein wenig bedrückter. Auch wenn meine Familie Jeongin akzeptierte und unsere Beziehung dadurch viel Unterstützung erhielt...

...Jeongins Vater tat es nicht.

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Colorless Rainbow ★ JeongchanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt