Inzwischen waren zwei Monate vergangen und in Jeongins und meiner Beziehung hatte sich einiges verändert. Ich besuchte ihn nun häufiger, verbrachte mehr Zeit mit ihm zusammen und erlangte mehr und mehr sein vollstes Vertrauen. Meine Welt nahm wieder die kunterbunten Farben an, die Jeongin gezeichnet hatte und es war selten, dass ich keine gute Laune hatte. Selbst Spaziergänge mit Miroh waren beinahe Alltag geworden und gelegentlich übernachtete ich auch bei meinem Freund. Sein Vater akzeptierte mich Stück für Stück mehr und seine Mutter hatte sich bereits darauf eingestellt, dass ich ihr Schwiegersohn werden würde. Selbst mit Hyunjin kam ich super zurecht und Jeongins harmonische Familie wurde zu meiner eigenen.
Jeongin und ich waren durch so schwere Zeiten gegangen, doch der Himmel klärte sich wieder. Um einen Regenbogen zu erschaffen, benötigte es Sonne und Regen, was bedeutete, dass man gute und schlechte Tage brauchte. Gäbe es nur schöne Zeiten, würde man diese nicht genügend wertschätzen, und nur schlechte Tage würden zu einer grauen Welt führen. Es war das Zusammenspiel zwischen gut und böse, was uns Glück bewies. Nur durch diese Mischung konnten wir ein beinahe perfektes Leben führen - wir konnten einen Regenbogen erschaffen.
Und am heutigen Tage würden wir zusammen auf ein Date im Kino gehen. Mochte kitschig und klischeehaft klingen, aber ich wusste ganz genau, dass es mit Jeongin einfach wundervoll werden würde. Zumal es sein Lieblingsfilm war, in den wir gehen würden.
Der Film fing in einer dreiviertel Stunde an, darum richtete ich mich nun langsam auf und streckte mich. Bis eben hatten wir beide gekuschelt und uns nur unterhalten, wobei Jeongin ein wenig bedrückt gewirkt hatte. Ich hoffte, die frische Luft und der Film würden seine Laune heben, denn auch wenn ich sein Vertrauen fast vollständig zurückerlangt hatte, gab es noch einige Dinge, über die er nicht mit mir sprechen wollte.
"Na komm, Baby, lass uns losgehen", lächelte ich meinen Freund an und drückte ihm einen liebevollen Kuss auf die Stirn. Schwach fing Jeongin an zu lächeln und nickte leicht, ehe er sich aufrichtete und einen Moment auf seinen Schoß starrte. Verwirrt beobachtete ich ihn dabei, war mir nicht sicher, worüber er nachdachte, bis er auf einmal seinen Kopf wieder anhob und mich entschlossen anschaute.
"Nein, warte, Hyung. Ich... ich möchte dir erst etwas sagen." Meine rechte Augenbraue wanderte etwas in die Höhe und neugierig legte ich meinen Kopf schief, konnte nicht ahnen, wovon er sprach. Eigentlich wusste ich doch über alles Bescheid, nicht wahr? Wir hatten immerhin sogar über seine Ängste gesprochen und durch meine Liebe und dem sanften, unschuldigen Verwöhnen seines Körpers, fühlte er sich selbst dabei langsam wohl. Fehlte denn noch etwas?
"Es geht um diesen Typen damals, der mich dazu gezwungen hat, diese... kurzen Klamotten zu tragen", fing Jeongin leise an, als ich ihn fragend anblickte. Sogleich weitete ich etwas meine Augen, das hatte ich nämlich so gut wie vergessen. Wir hatten ihn seit diesem Tag nie wieder gesehen... und auch nicht mehr über ihn gesprochen.
"Das war nicht das erste Mal, dass er mich bedroht hat... weißt du, ich habe ihn damals getroffen, als ich mit Miroh spazieren gegangen bin. Er wohnt in einem der Häuser, an denen wir beim Laufen vorbei kommen und hat mich irgendwann bemerkt. Ihm war sofort klar, wie viel mir Miroh bedeutet, also hat er mich einmal mit einem Messer in der Hand gegen eine Wand gepresst und mich dreckig angegrinst. Er sagte zu mir, ich habe die Wahl zwischen 200.000₩ oder einem Kuss... wenn ich ihm nichts davon gebe, wird er Miroh den Bauch aufschlitzen...", erklärte mir Jeongin leise und sah zur Seite, während er sich auf die Lippe biss. Trocken schluckte ich und wandte meinen Blick leicht ab. Das ist eine harte Drohung. Und sein Vater hätte ihn sicherlich umgebracht, wenn er so viel gezahlt hätte... aber Miroh bedeutet ihm so viel... er würde alles tun, um seinen Hund zu retten.
"Und für was hast du dich entschieden?", fragte ich vorsichtig und versuchte, meine Stimme nicht hart klingen zu lassen. Ich würde verstehen, wenn er den Kuss gewählt hätte. Oder zumindest würde ich es versuchen. Er sollte deswegen keine Angst vor mir haben... das könnte ich mir nicht verzeihen. Vor allem jetzt nicht, nachdem unsere Beziehung so viel enger geworden war. Das wollte ich nicht verlieren. Niemals.
"Ich habe das Geld gewählt. Ich könnte nicht mit dem Gedanken leben, dich betrogen zu haben, nicht einmal bei einem einfachen Kuss... und meinem Vater habe ich gesagt, dass ich beim Tierarzt war", erzählte Jeongin. Nun schaute er mich wieder an und musterte wohl, wie die Anspannung von mir abfiel und Erleichterung sich in mir breit machte. Jetzt verstand ich auch, wieso Hyojong Miroh überhaupt erst weggegeben hatte. Tierarztkosten waren schließlich immer verdammt teuer und dieser Betrag war sicher ein Schock für ihn gewesen.
"Warum hast du nicht sofort die Polizei eingeschalten, sondern dich auch noch zu diesen Klamotten zwingen lassen?", wollte ich nun wissen und griff nach Jeongins Hand, um sie beruhigend zu drücken. Ich war für ihn da, würde ihn niemals verlassen und das sollte er wissen. Das musste er wissen. Es war wichtig für unsere Beziehung.
"Ich dachte, er würde mich in Ruhe lassen... aber er kam wieder zu mir und hat mich dann eben zu den Klamotten gezwungen. Hätte er irgendwie erfahren, dass ich jemandem davon erzählt hätte... ich hätte Mirohs Leben auf das Spiel gesetzt. Darum habe ich dir vertraut und darauf gehofft, dass du mich rettest, wie du es auch getan hast, Hyung. Und nachdem ich diesen unangenehme Tag hinter mich bringen konnte, habe ich auch der Polizei davon erzählt. Diese hat daraufhin dafür gesorgt, dass dieser Typ mir nicht mehr zu nahe kommen darf. Tut mir leid, Chanie-Hyung... es tut mir so leid, dass ich dir nicht schon früher davon erzählt habe. Es war einfach alles so schwer für mich und ich hatte so schreckliche Angst...", meinte Jeongin leise. Unsicher schaute er mich an, doch ich zögerte nicht und zog ihn sogleich in meine Arme. Fest drückte ich ihn an mich und spürte, dass er meine Umarmung erwiderte, weshalb ich leicht anfing zu lächeln.
Unsere Umarmungen waren endlich wieder voller Liebe. Voller wahrer Liebe.
"Keine Sorge, mein Kleiner, ich nehme es dir nicht übel. Ich bin viel mehr froh, dass du es mir endlich erzählt hast. Du bist so stark, weißt du das? So oft warst du auf dich allein gestellt und hast es trotzdem gemeistert... ich liebe dich so sehr, mein Baby. Und ich werde mir noch viel mehr Mühe geben, dich glücklich zu machen. Du hast nämlich alles Glück auf dieser Welt verdient."
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Der Regenbogen ist zurück uwu
Ich muss tbh sagen, ich liebe es, den Regenbogen hier einbringen zu können und ihre Beziehung als solchen darstellen zu können. Ich mag das Bild, das dadurch entsteht, sehr und assoziiere inzwischen auch Regenbögen mit Jeongchan, ups.
Und ich hoffe, jetzt ist klar, was Jeongin alles durchmachen musste, wieso er sich so verschlossen hat. Diese ganzen Ängste, die er in sich getragen hat, ob es jetzt um Miroh war, vor seinem Vater oder sich um seinen eigenen Körper gedreht hat, haben ihn ungewollt immer mehr von Chan distanziert. Und weil er mit Chan nicht darüber geredet hat, ist die Beziehung eben mehr und mehr zerbrochen.
Sfz.
Reden ist wichtig, Kindas. Egal, wie schrecklich, unangenehm oder peinlich etwas ist. Nur, wenn der andere von euren Gefühlen weiß, kann er damit auch umgehen.
Seid so lieb und redet mit den Menschen, statt euch zu distanzieren, ja? Und keine Sorge... ich muss das auch erst noch lernen, weil es nicht einfach ist. Aber es tut gut. Es hilft euch sehr. Egal, wie schwer es ist.
~Cookie
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Colorless Rainbow ★ Jeongchan
Fanfic»Seine Liebe ist die Farbpalette, die meine Welt kunterbunt gezaubert hat. Doch aufgrund seines Misstrauens sind diese Farben dabei, langsam wieder zu verblassen und meine Welt ergraut erneut. Dabei will ich ihn doch einfach nur glücklich machen...«...