𝕋𝕨𝕖𝕟𝕥𝕪-𝕆𝕟𝕖

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Lächelnd stellte ich zwei Tassen Heiße Schokolade auf das Tablett und schob die Pancakes zurecht, die ich zubereitet hatte. Erst dann richtete ich mich auf und hob vorsichtig das Tablett an, damit ich es nach oben bringen konnte. Jeongin und Jisung würden sich ganz bestimmt darüber freuen, Frühstück ans Bett gebracht zu bekommen. Ich hatte die beiden vorhin erst geweckt und wie ich sie kannte, blieben sie immer erst noch unter ihren warmen Decken liegen, bevor sie aufstanden. Sie hassten es, zum Essen aus ihren Betten herauskrabbeln zu müssen und deshalb war ich mir absolut sicher, dass sie meine kleine Geste lieben würden.

Besonders Jeongin würde ganz bestimmt wieder so niedlich rot werden.

Leicht verträumt stieg ich die Treppenstufen nach oben, zu dem Zimmer meines Bruders und musste dabei an den gestrigen Abend denken. Jeongin war über das Wochenende hier und wir hatten gestern einen kleinen Spieleabend mit unterschiedlichen Brettspielen veranstaltet. Noch zu gut konnte ich mich an sein fröhliches Lächeln erinnern, als er gewonnen hatte und wie Jisung daraufhin geschmollt hatte. Die beiden waren einfach unverbesserlich süß. Aber Jeongin ganz besonders.

Dieser Junge schlich sich immer mehr in mein Herz.

Tatsächlich war es unglaublich, was Jeongin in mir auslöste. Man konnte mich nicht als depressiv bezeichnen, allerdings fiel es mir schwer, glücklich zu sein. Meine Welt bestand aus grauschwarzen Tönen, keine einzige Farbe bereicherte mein Leben und entsprechend lächelte ich nicht ohne einen guten Grund. Doch in Jeongins Nähe schien sich meine Welt mit Leben zu füllen, ich erkannte Farben, die mich hell anleuchteten. Stück für Stück verwandelte er mein Leben in ein farbenfrohes Spektakel, zeigte mir ein Feuerwerk an Gefühlen, die mich bereichterten.

Ohne wirklich viel zu tun, zeigte dieser Junge mir, was ›Glück‹ bedeutete. Er zeigte mir, wie glücklich sein‹ funktionierte. Er zeigte mir, welche Auswirkungen ein einfaches Lächeln haben konnte. Er zeigte mir, wie schön es sein konnte, jemanden wohlauf zu sehen. Und er zeigte mir auch, wie schrecklich es sein konnte, jemanden weinen oder gar leiden zu sehen.

In den letzten Monaten, seitdem ich Jeongin kennengelernt hatte, hatte sich mein Leben um einiges verändert. Es schien bergauf zu gehen, obwohl es zuvor nicht bergab gegangen war und es füllte sich mit den Farben, die aus einem unerfindlichen Grund jahrelang versteckt gewesen waren. Ich musste mir auch eingestehen, mich inzwischen in diesen liebenswerten Jungen verliebt zu haben. Er hatte mich von dem ersten Augenblick an verzaubert, mich in seinen Bann gezogen, doch ich war zu sehr von den Regenbogenfarben geblendet gewesen, um es zu verstehen.

Nun aber hatte ich es verstanden. Und ich würde alles daran setzen, diesen Jungen für mich zu gewinnen.

Falls das nicht längst geschehen war.

»Entschuldigt bitte, dass ich euch schon wieder störe, aber ich habe Frühstück für euch beide gemacht. Ich hoffe, es schmeckt euch.~«

Ich konnte nicht genau beschreiben, was geschehen war, jedoch hatte sich irgendetwas in meinem Leben verändert. Mein Lächeln war seltener geworden, das Gefühl von Glück beinahe gänzlich verschwunden. In den letzten Wochen hatte ich ein schweres Tief gehabt, war in ein schwarzes Loch gefallen, das mich voll und ganz verschlungen hatte. Mit jedem Tag fühlte ich mich etwas leerer, fühlte mich grau, farblos. Es schien so, als sei ein alter Film eingelegt worden, als sei ein Schwarz-Weiß-Filter verwendet worden, als seien dunkle Wolken aufgezogen, die mein rettendes Licht verdeckten. Ich hatte das Gefühl, in der Zeit zurück gereist zu sein und mehr und mehr einer tiefen, eigentlich grundlosen Traurigkeit zu verfallen.

Der Regenbogen meines Lebens war erloschen.

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Colorless Rainbow ★ JeongchanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt