𝔽𝕠𝕦𝕣𝕥𝕖𝕖𝕟

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Schweigend liefen Jeongin und ich nebeneinander zu mir nachhause. Keiner von uns beiden verlor ein Wort über den heutigen Vorfall und ich hoffte einfach, dass es Jeongin selbst nicht allzu sehr beeinflussen würde. Nachdem ich heute diesen notgeilen Typen zusammengeschlagen hatte, hatte mein Freund Klamotten von mir erhalten - ein Glück, dass ich ausgerechnet heute Sport gehabt hatte - und wir hatten so verhindern können, dass noch mehr Leute Jeongin in diesem Aufzug hatten sehen können.

Bilder würde es sicherlich trotzdem geben, aber darum würde sich Jisung kümmern.

Meinen kleinen Bruder hatte ich recht schnell über die Situation informiert und damit bei ihm dieselbe Wut wie bei mir entfacht. Auch er hatte den Idioten zusammenschlagen wollen, doch da ich ihm das abgenommen hatte, wollte er Jeongin auf einem anderen Weg helfen. Das war wahrscheinlich auch besser so, schließlich war Gewalt keine Lösung und ein wenig fürchtete ich mich vor den Konsequenzen. Jedoch hatte dieser Kerl nichts anderes verdient gehabt.

Jeongin hatte heute nicht ein einziges Mal wirklich mit mir gesprochen und auch, als wir bei mir ankamen und hineingingen, sagte er nichts. Stumm zog er sich bloß seine Schuhe aus und ging in mein Zimmer, um sich andere, besser passende Klamotten dort zu holen und sich komplett umzuziehen. Ich hingegen steuerte die Küche an und bereitete ihm eine Heiße Schokolade zu.

Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass die Situation okay war. Ich konnte nicht aufhören, mir darüber Gedanken zu machen, mit was dieser Kerl meinen Jeongin bedroht haben musste, dass dieser sich auf so etwas eingelassen hatte. Zudem machte ich mir Sorgen über Jeongins Gedanken, immerhin wusste er jetzt wieder, wie leicht er mich doch erregte und was ich alles für ihn tun würde. Eine ungewisse, unangenehme Spannung lag zwischen uns beiden und ich hatte tatsächlich ein wenig Angst davor, was als nächstes passieren würde.

Ich hatte Angst, dass diese Spannung unsere Beziehung brechen lassen könnte.

Das durfte ich nicht zulassen.

Zeitgleich konnte ich Jeongin aber auch nicht dazu zwingen, sich mir anzuvertrauen. Ich musste abwarten und ihm Zeit lassen, musste ihm vertrauen und darauf hoffen, dass er aus den Geschehnissen gelernt hatte. Noch einmal durfte so etwas nicht vorfallen, das musste ich mit allen Mitteln verhindern. Allerdings konnte ich es nur dann verhindern, wenn Jeongin mich auch informierte...

Warum musste das nur so kompliziert sein?

"Tut mir leid, Hyung...", vernahm ich plötzlich seine Stimme hinter mir und drehte mich überrascht um. Ich war völlig in meinen Gedanken vertieft gewesen und hatte darum nicht einmal mitbekommen, dass mein Freund sich fertig umgezogen hatte. Nun stand er vor mir, in einer bequemen, langen Jogginghose und meinem Lieblingshoodie, in dem er einfach nur bezaubernd aussah. Auch abgeschminkt war er endlich, nicht ein einziger Fleck Make-Up war mehr in seinem Gesicht.

Das war endlich wieder der Jeongin, den ich kannte und liebte.

"Willst du mit mir darüber reden?", wollte ich zaghaft wissen und lehnte mich an die Küchenzeile hinter mir. Fragend legte ich meinen Kopf schief und musterte mein Baby, welches nur seinen Blick abgewandt hatte und leicht seinen Kopf schüttelte. Diese Abweisung versetzte mir einen Stich und ich biss mir kaum merklich auf die Unterlippe. Offenbar herrschte wohl kein gegenseitiges Vertrauen mehr zwischen uns... die lila Farbe unseres Regenbogens verblasste mehr und mehr. Und auch die blaue Farbe, die das gemeinsame Durchstehen schwieriger und trauriger Situationen darstellte, fing an, sich zu verabschieden.

"Ich weiß, dass ich es muss... du hast ein Recht darauf, es zu erfahren", sagte Jeongin dann jedoch, erweckte ungeahnte Hoffnung in mir. "Aber ich kann nicht darüber reden... es ist gerade zu früh... es ist mir zu viel, verstehst du?", fügte er hinzu und schenkte mir einen entschuldigenden Blick. Bedauernd musterte ich ihn, wusste nicht, was ich sagen oder antworten sollte. Nur ein leises Seufzen entkam mir und ich wandte mich wieder der heißen Schokolade zu, die fast fertig war.

"Wie soll ich dich denn beschützen, wenn du mir nicht die Chance lässt, dir Schutz zu bieten?", fragte ich bloß als Antwort und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr mich diese Situation belastete. Mein Herz fühlte sich schwer an, es war, als wäre ein großes, schwarzes Loch dabei, mich einzusaugen. Nur an Grashalme konnte ich mich klammern und Jeongin war der Einzige, der mir ein Seil zuwerfen und mich wieder herausziehen können würde.

Der Einzige.

"Es tut mir wirklich leid, Hyung... aber es ist jetzt vorbei. Er wird mich nicht länger bedrohen und versuchen, mich zu Dingen zu zwingen... da bin ich mir sicher. Bitte, gib mir einfach etwas Zeit und hab Vertrauen in mich. Das ist gerade alles nicht so leicht..."

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Colorless Rainbow ★ JeongchanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt