ℕ𝕚𝕟𝕖

513 56 25
                                    

Ein lautes Klingeln schreckte mich aus dem Sofa hoch und etwas müde richtete ich mich auf, um zur Tür zu schlendern. Wer war denn um diese Uhrzeit bitte noch wach?, fragte ich mich und gähnte einmal hinter vorgehaltener Hand, da ich selbst beinahe auf dem Sofa eingeschlafen war. Gerade kamen die letzten Minuten von 'Kingsmen', dem Film, den ich mir heute Abend zum Anschauen herausgesucht hatte und obwohl ich diesen Film liebte, war ich von dem langen Tag müde. Ich hatte viel lernen müssen, immerhin lernte sich koreanisch nicht von selbst und auch wenn ich es bisher ganz gut schon konnte, musste ich dennoch einiges lernen.

Aber jetzt musste ich erst einmal die Tür öffnen.

»Wer bist du?«, fragte ich direkt den wildfremden Jungen, der vor meiner Tür stand mit einem der wenigen Sätze, die ich schon ohne zu überlegen sagen konnte. Mit großen Augen sah mich der Junge verwirrt an, schien sich ebenfalls zu fragen, wer ich war und mir kam bereits der Gedanke, dass er ein Freund von Jisung sein musste. Aber wenn das der Fall war, wieso war er dann nicht mit Jisung zusammen auf der Party, zu der er heute Abend gegangen war?

»Uhm... Yang Jeongin... ich bin ein Freund von Han Jisung«, meinte er vorsichtig, während seine Augen suchend zur Seite huschten. In seinem Blick konnte man erkennen, dass er zu überlegen schien, einfach wieder umzudrehen und zu gehen, aber dann bemerkte ich seine glasigen Augen, die wohl der Grund waren, warum er sich für's Bleiben entschied.

»Ist alles okay?«, fragte ich ihn sofort, dachte nicht einmal daran, mich selbst vorzustellen. Dass ich irgendwie zu Jisung gehörte, sollte ihm sicherlich klar sein. Tatsächlich hinterfragte er das nicht weiter, sondern wandte auf meine Frage hin einfach den Blick ab und biss sich fest auf die Lippe, offensichtlich um nicht zu weinen zu beginnen. Irgendetwas musste also passiert sein, weshalb er sich nicht einmal versichert hatte, ob Jisung überhaupt da war.

»E-Es... ich...«, stotterte Jeongin leicht. Seine Stimme fing an zu zittern und er hatte immer mehr Mühe, die Tränen zurückzuhalten. Obwohl ich ihn nicht kannte, tat er mir unglaublich leid und mir war klar, dass ich ihn schlecht hier stehen lassen konnte. Aus diesem Grund trat ich nun einfach einen Schritt zur Seite und deutete mit einer Kopfbewegung an, dass er doch herein kommen sollte. Jetzt würde ich mich erst einmal um ihn kümmern.

»Komm doch rein, Jeongin. Jisung ist zwar nicht da, aber ich möchte dich ungern heimschicken und nach einer Tasse Heißer Schokolade sieht die Welt gleich wieder ganz anders aus.«

Wie Jeongin mir versprochen hatte, dauerte es nicht allzu lange, bis es schließlich an der Tür klingelte und ich aufsprang, um sie zu öffnen. Direkt erblickte ich das hübsche Gesicht Jeongins und fing an zu lächeln, musterte ihn einen Moment und stellte erfreut fest, dass er vollkommen unversehrt war. Zum Glück. Sonst hätte ich mir wieder Sorgen gemacht. Aber es war auch helligter Tag, darum war es sowieso unwahrscheinlich, dass ihm etwas passierte.

"Hey, Hyung", sagte Jeongin bloß und umarmte mich kurz, ehe er auch schon an mir vorbei nach drinnen ging. Augenblicklich fiel mein Lächeln und irritiert drehte ich mich zu ihm, schloss hinter mir die Tür und beobachtete ihn beim Schuhe ausziehen. Anhand dem Klang seiner Stimme hörte ich bereits, wie demotiviert und deprimiert er war. Und es war sogar so schlimm, dass er mir nicht einmal einen Kuss geben wollte.

"Jeonginie... ist alles in Ordnung?", fragte ich ihn besorgt und folgte ihm tiefer ins Innere meines Hauses. Er nickte bloß, antwortete nicht wirklich auf meine Frage und steuerte stattdessen das Sofa an. Heute würden wir den ganzen Mittag allein sein, da meine Eltern arbeiten waren und Jisung bei Minho. Das wusste mein Freund, darum machte er es sich einfach bequem und griff nach den Controllern, die dort herum lagen.

"Lass uns etwas spielen~", schlug er vor und sah mich aus großen Augen an. Ich betrachtete ihn einen Moment lang stumm und wusste nicht ganz, was ich dazu sagen sollte. Er wollte lieber zocken als kuscheln, keinen Kuss haben und nicht darüber reden, was bei ihm scheinbar passiert war. Das war sehr bizarr für ihn und ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Doch es gefiel mir nicht. Ganz und gar nicht.

Hoffentlich würde sich das im Laufe des Abends noch ändern.

ღ-›‹-ღ

❤️🖤💚💙💜

Colorless Rainbow ★ JeongchanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt