𝕋𝕖𝕟

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"Bye Chan, ich gehe jetzt mit Minho und Felix zusammen zum Tanzen!", hörte ich Jisung fröhlich rufen und hob darum meinen Kopf. Trüb sah ich in seine Richtung und musterte den Blauhaarigen, der in seine Sachen schlüpfte und danach seine Tasche aufnahm, damit er gehen konnte. Den ganzen Morgen über hatte ich ihn nicht gesehen, vermutlich, weil er gestern relativ spät heim gekommen war und geglaubt hatte, dass Jeongin bei mir wieder übernachtet hatte. Doch das hatte er nicht. Deswegen würde ich den ganzen Tag heute allein sein und nichts und niemanden zum Reden haben.

"Viel Spaß", seufzte ich bloß und wandte mich wieder von ihm ab. Ich erwartete, die Tür zu hören, doch stattdessen hörte ich gar nichts, bis ich auf einmal Schritte vernahm, die sich mir näherten. "Wieso sitzt du hier so allein und bist so demotiviert? Wo ist Jeongin?", fragte er verwundert und beugte sich zu mir über das Sofa. Kurz warf ich einen Blick auf ihn und musterte seine Pauschbacken sowie seine großen Augen, die mich fragend anblickten, ehe ich leise seufzte und meinen Kopf in den Nacken legte.

"Sein Vater hat sich doch neu verliebt, erinnerst du dich? Und sie wollten heute Golfen gehen, damit Jeongin seinen neuen Bruder kennenlernt und lernt, mit ihm auszukommen. Deshalb konnte er nicht übernachten und ich bin heute den ganzen Tag allein", erklärte ich ihm deprimiert. Ja, eigentlich sollte mich das nicht fertig machen und auch nicht belasten, aber Jeongins gestriges Verhalten war immer noch in meinem Hinterkopf.

Ich liebte diesen Jungen so unglaublich sehr, wollte jederzeit bei ihm bleiben und ihn glücklich machen. Nie war ich ein sonderlich romantischer oder fröhlicher Mensch gewesen, doch Jeongin holte das Beste aus mir heraus. Er zeigte mir die Welt mit neuen Augen, er füllte die Dunkelheit mit Licht und er war eben dafür verantwortlich, dass ich jeden Morgen mit einem Lächeln aufstand. Aber seit er sich mir gegenüber so verschlossen verhielt und meine Liebe nicht mehr annehmen wollte, seitdem fühlte ich mich schwächer und... leerer. In den letzten Tagen hatte er mich immer wieder leicht abgewiesen, von unseren Sexversuchen ganz zu schweigen. Und dabei hatte er mir längst gesagt, dass er keine Angst vor dem Sex an sich hatte. Er hatte Angst davor, es mit mir zu tun.

Einen Grund hatte er mir nie genannt.

"Oh, das... oh. Tut mir leid, Chan, daran habe ich gar nicht mehr gedacht. Ich hab das irgendwie voll ausgeblendet", meinte Jisung etwas verlegen und kratzte sich leicht am Hinterkopf. Mein Blick fiel auf ihn und ich musterte ihn, fragte mich, ob er früher auch schon so verpeilt gewesen war. Ich wusste, dass Jeongin ihn lieb hatte und als Freund sehr schätzte, jedoch hatte ich manchmal das Gefühl, dass Jisung das nicht erwiderte. Oder aber das lag an mir... wohl eher letzteres.

"Schon gut. Ich bin ja sein Freund, nicht du. Du hast wichtigeres zu tun", erwiderte ich und sank mehr in das weiche Sofa ein. Daraufhin hörte ich meinen Bruder leicht schnalzen, ehe er auch schon um das Sofa herum kam und sich vor mich stellte. "Bitte? Ich hab mich wohl verhört!", sagte er beleidigt und verschränkte seine Arme vor seiner Brust. Aber mal ehrlich, böse aussehen konnte er einfach nicht.

"Jeongin ist mein bester Freund und auch wenn Minho mich aktuell meine Sexualität infrage stellen lässt, bedeutet das längst nicht, dass er mich kein Stück mehr interessiert! Außerdem bist du mein Bruder und darum ist es egal, ob ich mal eifersüchtig auf euch beide bin oder nicht. Wenn es bei euch nicht gut läuft, bin ich an der Reihe", erklärte er mir. Im nächsten Moment griff er nach meiner Hand und zog mich auf die Beine, schubste die Decke von meinen Schultern und sah mich so streng wie möglich an.

"Du kommst mit zum Tanztraining. Das müsste sowieso passen, Felix ist auch Australier und ich glaube, dass ihr euch gut verstehen werdet. Dann habe ich auch mehr Zeit mit Minho und alles ist perfekt", grinste er mich an und boxte mich sanft. Schief fing ich deshalb an zu lächeln, obgleich ich nicht so krass aufgemuntert war. Nur Jeongin konnte schließlich meine Welt zum Leuchten bringen. Aber würde ich jetzt ablehnen, wäre Jisung ewig sauer auf mich.

"Ist ja gut, ich werde mitgehen."

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Colorless Rainbow ★ JeongchanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt