𝕋𝕨𝕖𝕟𝕥𝕪-𝔽𝕠𝕦𝕣

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"Komm mit, Chan-Hyung~", meinte Jisung gut gelaunt, als wir am Montagmorgen auf dem Weg zu Jeongin waren. Ich wollte eigentlich wie immer an der Kreuzung stehen bleiben und auf ihn warten, doch mein kleiner Bruder ließ das nicht zu. Hochmotiviert hängte er sich an meinen Arm und versuchte mich mit sich zu ziehen, was ich nur ungern zuließ. Was war denn in ihn gefahren? Er wusste doch ganz genau, wie skeptisch Jeongins Vater werden könnte.

"Ich bin mir nicht sicher, ob das eine gute Idee ist...", merkte ich darum unsicher an und blieb einfach stehen. Aber Jisung blieb sturköpfig und zog mich weiter mit sich. "Hab doch mal Vertrauen in mich, Hyung! Ich hab ein gutes Gefühl, also sei nicht so negativ", erwiderte er und schaute mich streng an, weshalb ich schließlich leise seufzend einknickte. Trotz des mulmigen Gefühls hatte ich nicht die Kraft dazu, mich länger zu widersetzen und irgendetwas tief in mir hoffte, dass mein Bruder recht behielt. Vielleicht würde eine positive Änderung bei seinem Vater ja meine und Jeongins Beziehung wieder etwas stärken...

"Außerdem warst du noch nie bei Jeongins Haus und würdest es sicherlich gerne einmal sehen, nicht wahr?", lockte er mich weiter, wodurch mein innerer Widerstand noch mehr fiel. Recht hatte er, ich würde tatsächlich gern einmal Jeongins Haus von Nahem sehen. Oder mit ihm hineingehen. Sein Zimmer anschauen. In sein Bett liegen. Mit seiner Familie reden...

Ob Hyuna tatsächlich Jeongins Vater überzeugt hatte?

"Okay", meinte ich nur leise und blieb mit einem beinahe leerem Blick vor Jeongins Haus stehen. Kurz musterte ich und versuchte mich daran zu erfreuen, wie hübsch es aussah, allerdings gelang mir das nicht. Jisung hingegen klingelte gut gelaunt, schien nicht einmal zu bemerken, wie leer ich innerlich war. Doch ich nahm es ihm nicht übel. Keiner sollte sich Sorgen um mich machen, keiner sollte auf den Gedanken kommen, Mitleid mit mir zu haben. Es war schon okay. Hauptsache, mein Freund war glücklich.

"Chan-Hyung? Was machst du hier?"

Statt einer fröhlichen Begrüßung starrte mich Jeongin fassungslos an, kaum hatte er uns die Tür geöffnet. Sein Lächeln war in dem Moment, in dem er mich erblickt hatte, erstorben und seine Augen huschten verunsichert zu Jisung, der noch immer mit der Sonne um die Wette strahlte.

"Du hast deinem Vater doch endlich gesagt, dass du schwul bist und mit Chan zusammen, darum dachte ich, dass ich er dich ab sofort ja mit abholen kann", erklärte sein bester Freund ihm und legte dabei seinen Arm auf meiner Schulter ab. Verwundert schaute ich zu ihm und fragte mich, wieso Jeongin mir nichts davon erzählt hatte, wenn sein Vater offenbar nun endlich Bescheid wusste, aber als ich wieder zu meinem Freund sah, erkannte ich das blanke Entsetzen, das ihm ins Gesicht geschrieben war.

"Mein Sohn ist... was?", ertönte keine Sekunde später eine tiefe, eiskalte Stimme aus dem Hausinneren. Jeongin verkrampfte sich und schluckte einmal schwer, während hinter ihm ein Mann auftauchte, dem die Ähnlichkeit zu meinem Freund deutlich anzusehen war. Das musste Jeongins Vater sein... und verdammt, er wirkte nicht gerade begeistert über das, was Jisung von sich gegeben hatte.

Der blauhaarige Junge neben mir hatte sich geirrt. Jeongins Vater hatte nichts von der Sexualität seines Sohnes gewusst.

"Jeongin. Du bleibst heute zuhause", sprach sein Vater weiter und legte die Hand auf Jeongins Schulter, um ihn ins Hausinnere zurückzuziehen. Sein Blick verriet pure Verachtung und Wut und anhand seines angespannten Körpers konnte man sehen, wie sehr er gerade versuchte, nicht die Beherrschung zu verlieren. Würden wir Jeongin bei ihm lassen, würde das definitiv nicht gut für ihn enden, da war ich mir sicher. Und auch die Panik in seinen Augen verriet mir, dass ich recht hatte.

"Entschuldige, aber es herrscht Schulpflicht", erhob ich nun also das Wort. Meine Stimme war ebenso kalt, schneidend und auch ein wenig drohend. Das überraschte Jeongins Vater wohl, verärgerte ihn aber ebenfalls, wodurch sich sein Griff verstärkte, aber er würde es nicht schaffen, meinem Jeongin etwas anzutun. Das konnte und würde ich niemals zulassen.

Mit einem Satz hatte ich den Abstand zwischen uns überbrückt und befreite rasch meinen Freund von seinem Vater, ehe ich ihn fast schon grob Jisung in die Arme schubste und mich zwischen die beiden stellte. "Bring ihn zur Schule, Jisung!", befahl ich meinem Bruder harsch, der auf der Stelle hastig nickte, Jeongins Hand ergriff und mit ihm zusammen über die Straße in Richtung Schule rannte. Ich jedoch blieb in der Tür stehen und hielt Jeongins Vater davon ab, das Haus zu verlassen und seinem Sohn nachzustürmen. Das würde nicht gut enden.

"Jeongin! Komm auf der Stelle zurück! Niemand aus unserem Familie ist so eine Schande, wie du es bist, du elender Feigling! Das wird Konsequenzen haben!", schrie er aufgebracht seinem Sohn nach und versuchte weiterhin an mir vorbei zu kommen. Mit beinahe gewalttätigen Handgriffen wollte er mich aus dem Türrahmen herausschieben, doch ich ließ mich von dem Schmerz nicht einschüchtern. Gekonnt steckte ich die Schläge ein und spannte mich noch mehr an, damit sie mir nicht allzu viel ausmachten, bis ich mir sicher war, dass Jisung und Jeongin außer Reichweite waren. Erst jetzt stieß ihn plötzlich zurück und ging selbst einen Schritt nach hinten, schaffte so Abstand zwischen uns.

"Wenn Sie es auch nur wagen, Jeongin ein Haar zu krümmen, werde ich mit der Polizei wiederkommen!", knurrte ich ihn an, ehe ich mich umdrehte und den beiden Jungs nachrannte. Nur ungern wollte ich mich mit Jeongins Vater anlegen, da dieser immer wütender zu werden schien und ich bereits genug Zeit geschindet hatte. Ich hatte nicht genug Kraft, einen richtigen Kampf aufzunehmen. Lediglich als Verteidigung hatte ich durchhalten können. Schließlich konnte ich nicht zulassen, dass meinem Jeongin etwas passierte.

Dabei wusste ich ganz genau, dass dieser katastrophale Morgen fatale Folgen mit sich ziehen würde.

ღ-›‹-ღ

🖤🖤🖤🖤🖤

~~~

;-;

I'm literally dead.
Aber vielleicht kann ich nächste Woche eine kleine Lesenacht veranstalten. :3
Würdet ihr eine wollen?
Ich werde eh nicht viel tun können, darum will ich die Zeit mit Schreiben nutzen.
~Cookie

Colorless Rainbow ★ JeongchanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt