𝕋𝕙𝕚𝕣𝕥𝕪-𝕊𝕖𝕧𝕖𝕟

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"Was machst du hier?", wollte Jeongin sofort wissen, als er die Treppe hinunter gesprungen und zu uns gekommen war. Jedoch wurde mir wieder keine Zeit zu antworten gelassen, da Miroh förmlich ausflippte, kaum hatte er meinen Freund erblickt und fröhlich bellend lief er auf ihn zu. Positiv überrascht riss Jeongin seine Augen auf, bevor er sich herunterbeugte und fassungslos seine Hand nach dem Hund ausstreckte. Im nächsten Moment schlang er seine Arme um Miroh und drückte den noch immer bellenden Hund fest an sich, wohingegen dieser anfing, über seine Wange zu lecken. Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen und mein Herz fühlte sich so viel leichter an, war erleichtert darüber, wie einfach das doch gewesen war. Ich hatte viel zu große Angst davor gehabt, dass Jeongin nicht auftauchen würde.

"Miroh hat sich in seiner neuen Familie nicht wohl gefühlt, also habe ich mir gedacht, ich bringe ihn zu seinem wahren Besitzer zurück", erklärte ich mit warmer Stimme. Augenblicklich hob mein Freund seinen Kopf an und schaute mich mit großen Augen an, während sich ein glasiger Schimmer darin bildete und keine Sekunde später floss eine Träne über seine Wangen. Erschrocken darüber weitete ich meine Augen und lief dann rasch zu Jeongin, um ihn in den Arm zu nehmen und vorsichtig die Tränen wegzustreichen.

"Nicht weinen, mein Kleiner...", bat ich ihn leise und gab ihm einen zärtlichen Kuss auf die Stirn, in der Hoffnung, ihn so beruhigen zu können. Aber stattdessen fing Jeongin mehr an zu weinen und krallte sich in mein Oberteil. Eigentlich würde mein Herz nun wieder schmerzhaft stechen, doch ich wusste, dass es Freudetränen waren. Und diese hinterließen bei mir ein angenehmes Gefühl der Freude.

Ich hatte tatsächlich etwas geschafft. Ich hatte es geschafft, meinen Freund glücklich zu machen.

"I-Ich kann nicht... D-Du weißt nicht, wie viel m-mir das bedeutet!", schluchzte Jeongin leise und schlug schwach gegen meine Brust. "Willst du damit etwa wieder sagen, dass dir Miroh mehr bedeutet als ich?", fragte ich nun empört und sah ihn gespielt schmollend an, woraufhin sich Jeongins Lippen zu einem Lächeln verzogen. Er lachte leise, schluchzte kurz darauf jedoch wieder auf, wischte sich über seine Augen und blickte dann zu mir auf. In seinem Blick glänzte so viel Liebe und Freude... wie sehr hatte ich das nur vermisst.

"Du bist ein Idiot, Hyung. So wichtig mir Miroh auch ist, ich könnte nichts mehr lieben als dich... immerhin bist du der beste Mensch auf dieser Welt", wisperte mein Freund leise. Nun endlich erlöste er Miroh aus seinem festen Klammergriff, damit er seine Arme um meinen Nacken schlingen und sich näher an mich heranziehen konnte. Mein Körper begann dabei sogleich an zu kribbeln und ich hielt aufgeregt die Luft an, bis ich plötzlich seine weichen Lippen auf meinen spürte und ihn für ein paar Sekunden lang küssen konnte. Unser letzter Kuss war bereits viel zu lange her, somit machte mich diese kleine Geste unbeschreiblich glücklich.

Es fühlte sich endlich wieder nach Liebe an.

"Hyojong, reiß dich zusammen!", hörte ich dann jedoch Hyuna zischen und hob vorsichtig meinen Blick an. Jeongins Eltern standen noch immer neben uns und während Hyuna ihn böse ansah, seufzte er nur und ging in die Küche. Unsicher schaute ich ihm nach und spürte, wie Jeongin sich schutzsuchend an mich drückte, weshalb ich ihm einen sanften Kuss auf die Stirn gab. Ich würde ihn beschützen. Doch dann wandte sich Hyuna wieder lächelnd an uns und fing an zu sprechen:

"Das Abendessen ist fertig, Jungs. Chan, magst du mit uns essen? Wir haben mehr als genug da und ich würde mich freuen, dich näher kennenzulernen. Ich meine, du gehörst doch zur Familie, nicht wahr?"

Überrascht davon wurden meine Augen größer, ich hatte nicht mit dieser Einladung gerechnet und schnell begutachtete ich Jeongins Reaktion. Ich wollte nicht, dass er sich unwohl fühlte, darum war mir seine Meinung im Moment am wichtigsten. Doch auf seinen Lippen hatte sich während Hyunas Worten ein hoffnungsvolles Strahlen gebildet und die Tränen versiegten nun vollständig. Das war Bestätigung genug. Er wollte mich wirklich hier haben. Bei sich.

"Natürlich! Es wäre mir eine Freude."

-

Fröhliches Gelächter hing in der Luft, nachdem Hyunjin einen Witz gerissen hatte und wir alle unterbrachen kurz das Essen, um uns langsam wieder zu beruhigen. Ich musste gestehen, ich hatte es mir unangenehmer vorgestellt und mir schon seit geraumer Zeit Sorgen wegen diesem Tag gemacht, jedoch war es locker und schön. Jeongins Vater gab keine abwertenden Kommentare von sich und auch Hyunjin und Hyuna schienen meine Anwesenheit zu genießen. Das war wirklich ein beruhigendes Gefühl und ich freute mich darüber. Diese Harmonie war immerhin nicht selbstverständlich.

"Ich mag dich schon jetzt, Chan. Du bist wirklich ein guter Umgang für Jeongin", lächelte mich Hyuna an. Schon den ganzen Abend machte sie mir Komplimente und ich konnte nicht verhindern, leicht rot zu werden. Diese Frau war wahrlich ein Segen für Jeongins Familie.

"Ich kann Ihnen nicht genug danken. Es ist schön zu sehen, dass Jeongin so eine tolle Familie hat. Und noch dazu kochen Sie wirklich ausgezeichnet", erwiderte ich höflich und lächelte sanft. Im nächsten Moment spürte ich, wie Jeongin unter dem Tisch seine Finger zwischen meine schob und so unsere Hände verschränkte. Wurde er gerade etwa eifersüchtig? Nachdem er sich meiner Mutter gegenüber genau gleich verhielt?

"Ach Chan, du darfst uns gern duzen. Wie gesagt, du bist ein Teil der Familie", meinte Hyuna amüsiert den Kopf schüttelnd und schaute dann zu Hyojong. Leicht boxte sie ihn gegen seinen Arm und blickte ihn auffordernd an. "Nicht wahr, Hyojong?"

"Ja", seufzte dieser etwas gereizt. Schon den ganzen Abend über zeigte er, wie unangenehm diese Situation für ihn war und dass er sich damit erst noch abfinden musste. Aber zumindest sagte er nichts gegen unsere Beziehung und auch wegen dem Weggeben von Miroh hat er sich ehrlich entschuldigt. "Auch wenn es noch sehr gewöhnungsbedürftig ist", fügte er hinzu und richtete während diesen Worten seinen Blick allein auf mich.

"Ich verstehe das", antwortete ich ihm darum, hatte mich indirekt angesprochen gefühlt. "Aber andererseits muss man auch offen sein, nicht wahr? Zudem wollen Sie doch, dass Jeongin glücklich wird. Und Sie hätten sich sicherlich ebenso schlecht und unwohl gefühlt, wenn Ihre Eltern Ihnen verboten hätten, mit Ihrer Freundin zusammen zu sein. Ja, wir sind beide Jungs, aber wir lieben uns aufrichtig und von ganzem Herzen - für den Moment. Vielleicht wird es sich irgendwann ändern, vielleicht wird es immer so bleiben, das wissen wir nicht. Doch aktuell lieben wir uns und brauchen einander. Und voneinander getrennt sein ist die schlimmste Strafe, die man uns auferlegen kann."

"Ja. Das habe ich verstanden. Und es tut mir auch leid, dass ich euch im Weg stand, aber es ist schwer, etwas zu akzeptieren, das immer als falsch gewertet wurde. Das müsst ihr einfach verstehen", erwiderte Hyojong. Sein Blick war kühl, allerdings huschte er dann kurz zu Jeongin und augenblicklich erwärmte sich sein Blick. Er liebte seinen Sohn. Egal, wie viele Schwierigkeiten die beiden durchstehen mussten. Doch das hatten Jeongin und ich ja ebenfalls müssen.

"Das tun wir, Appa. Wir verstehen das, darum sind wir dir so dankbar. Ich fühle mich endlich wieder wohl Zuhause und ich habe genauso viel lernen müssen. Aber du hast recht, wir schaffen das. Wir schaffen alles, wenn wir zusammen halten. Ich hab dich lieb, Appa", sagte nun Jeongin. Zeitgleich drückte er meine Hand, was ich sofort erwiderte und stolz begann ich zu lächeln. Mein Junge war so stark... ich war so froh, ihn zu haben.

"Ich hab dich auch lieb, Jeonginie. Und ich bin froh, dass du, mein Sohn, so bist, wie du bist."

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Colorless Rainbow ★ JeongchanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt