𝕋𝕨𝕖𝕟𝕥𝕪-𝕋𝕨𝕠

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Inzwischen waren etwa zwei Wochen vergangen, in denen sich nicht wirklich viel verändert hatte. Meine Laune in der Schule war kühl, resigniert oder nicht anwesend, was Jeongin und Jisung natürlich besorgte, doch ob sie es wirklich interessierte, bezweifelte ich. Sie waren es wohl eher leid, meine 'Aufpasser' zu spielen und versuchen zu müssen mich aufzuheitern. Darum verlangte ich das auch überhaupt nicht von ihnen. Aber nein, sie wollten ja nicht auf mich hören.

Es wäre mir schließlich anzusehen, wie scheiße es mir ging.

Nun, wie sollte es mir denn sonst gehen? Mein Leben war grau, grau und, oh, Überraschung! Grau. Jeongin ignorierte mich zwar nicht und wir waren immer noch zusammen, jedoch spürte ich davon nichts mehr. Weder unsere Umarmungen, noch unsere Küsse zeugten von Liebe. Es war rein freundschaftlich, so als würde ich in Woojins, statt in Jeongins Nähe sein. Und ich wusste wirklich nicht, was ich davon halten sollte.

Wir verhielten uns noch wie ein Paar, ja, aber waren wir wirklich noch eines?

So schwer es mir auch fiel, das zuzugeben - ich hatte mir geschworen, niemals diesen Gedanken zu fassen -, ich wartete nur auf den Tag, an dem Jeongin mit mir Schluss machte. Was war das denn für eine Beziehung? Für Außenstehende mochte es vielleicht nicht so wirken, allerdings fehlte in unserer Beziehung die Nähe zueinander. Alles war irgendwie nur noch halbherzig, zumindest empfand ich es so. Und mein Freund bemerkte es nicht einmal. Wie auch an dem Tag, an dem er mich erneut abgewiesen hatte, schien es ihm eher recht zu sein. Noch ein Grund, weshalb ich anfing, mich selbst vor der Außenwelt zu verschließen.

Ich wusste nicht einmal genau, wovor ich Angst hatte. Glaubte ich etwa, dass Jeongin mir das Herz brechen würde? In den letzten Tagen hatte er mir hin und wieder gesagt, dass er mich brauchte; dass er froh darüber war, dass ich an seiner Seite blieb. Und dennoch redete er kaum mit mir, er erzählte mir nicht, was sich bei ihm Zuhause abspielte und auch von diesem seltsamen Idioten damals, der ihn zu diesen kurzen Klamotten gezwungen hatte, hatte ich nie wieder etwas gehört. Doch kam es nicht darauf in einer Beziehung an? War gegenseitiges Vertrauen nicht einer der wichtigsten Teile einer Beziehung?

Nun... genau das fehlte uns beiden. Und ich hatte Angst davor, es endgültig verloren zu haben.

Normalerweise, wenn ich Jeongin Nachhilfe gab, saß er auf meinem Schoß und kuschelte sich an mich, während er die Aufgaben machte. So hatten wir beide eine gute Sicht auf die Aufgaben und ich konnte ihm für jede richtige Lösung einen Kuss aufdrücken. Es machte mir Spaß, ihm zu helfen und ihm Dinge beizubringen und er genoss es, von mir gelobt zu werden. Tatsächlich versuchte er eifrig, alles zu verstehen, was ich ihm erklärte und lauschte konzentriert jedem meiner Worte. Auch heute war dies der Fall. Und trotzdem war es nicht mehr wie früher.

Inzwischen saß Jeongin nur noch neben mir und beugte sich immer zu mir, um mir besser zuzuhören. Er selbst hatte sich dazu entschieden, nicht länger auf meinem Schoß zu sitzen, was meinem verwundeten Herzen noch einen zusätzlichen Schnitt verpasst hatte. Allerdings war ich nichts anderes gewöhnt, also wieso hatte ich überhaupt Hoffnungen, dass es anders sein würde? Was geschehen war - das Positive mit eingeschlossen -, lag in der Vergangenheit und würde sich nicht mehr wiederholen. Ich sollte aufhören, so naiv zu sein.

"Heißt das dann 'While he wasn't looking, someone stole his bike'?", wollte Jeongin von mir wissen und schaute mit großen Augen von seinem Heft auf. Ich ging mit ihm gerade einige Englisch-Übungen durch, weil er bald eine Klassenarbeit in diesem Fach schreiben musste und er nicht gerade der Klassenbeste war. Seine Fortschritte konnten sich jedoch sehen lassen und somit nickte ich, bestätigte seine Worte. Zur Belohnung hauchte ich ihm einen kleinen Kuss auf die Wange, wodurch mein Freund breit anfing zu strahlen und einmal fröhlich in die Hände klatschte. Die Erleichterung darüber, dass er die Grammatik mittlerweile beinahe fehlerfrei beherrschte, war ihm anzusehen.

Doch auch wenn es mich stolz machen sollte, schaffte ich es nur gerade so, ein schwaches Lächeln aufzulegen.

"Meinst du, ich werde die Klassenarbeit schaffen, Chanie-Hyung?", fragte er mich mit großen Augen und schaute kurz auf das fertig ausgefüllte, fast fehlerfreie Blatt, das vor ihm lag. Einen kurzen Moment lang musterte ich ihn, aber dann nickte ich und wuschelte ihm kurz durch seine weichen, dunklen Haare.

"Ich bin mir sicher, dass du alles schaffen kannst, wenn du es wirklich willst, mein Kleiner."

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Colorless Rainbow ★ JeongchanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt