𝕋𝕨𝕖𝕟𝕥𝕪

469 54 32
                                    

"Jeongin, ich kann das nicht mehr."

Minutenlang hatte ich schweigend neben meinem Freund gesessen und ihm dabei zugesehen, wie er mit irgendjemandem schrieb. In mir hatte es Hoffnung gegeben, ich hatte gedacht, dass er sich irgendwann zu mir drehen und mit mir reden würde. Doch das tat er nicht. Es war ihm vollkommen egal, wie sehr mich diese ganze Situation belastete und das hatte meinem Herzen einen tiefen Schnitt verpasst. Zudem hatte er mir ausdrücklich gesagt, dass ich ihn nicht anfassen durfte. Würde ich das denn jemals dürfen?

"Hm?" Verwirrt drehte mein Freund seinen Kopf zu mir und schaute mich ahnungslos an. Entweder ihm war wirklich nicht klar, wo mein Problem lag, oder aber er stellte sich dumm, um mir auszuweichen. Beides tat weh und verstärkte den tief sitzenden Schmerz in mir, den ich bald nicht mehr verstecken können würde. Wie oft wollte er mir noch eine Nadel ins Herz stechen und dann einfach lächelnd weitermachen?

"Erst blockst du mich - mal wieder - ab, sagst mir, ich solle dich nicht anfassen, obwohl ich doch dein Freund bin und damit eigentlich die Person, der du am meisten vertrauen kannst, und dann wendest du dich von mir ab, um mit irgendjemandem zu schreiben", fasste ich die Fakten klar zusammen und biss mir auf die Lippe. Das alles war allein heute vorgefallen... würde ich jede einzelne Situation der letzten paar Wochen aufzählen, wäre ich noch lange nicht fertig. "Bemerkst du wirklich nicht, wie sehr du mir damit weh tust?"

Nun weitete mein Gegenüber erschrocken seine Augen und legte rasch sein Handy weg, bevor er vorsichtig näher zu mir rutschte. "Chanie-Hyung...", meinte er leise, reuevoll, doch ich war mir nicht sicher, ob das sein Ernst war. "Es tut mir leid... ich wollte nicht, dass du dich schlecht fühlst, hörst du? Ich möchte dich doch glücklich machen... auch wenn ich es nicht kann..."

"Du kannst es sehr wohl, Jeongin. Du hast mich von Anfang an mit jeder Geste glücklich gemacht. Aber jetzt, wo du mich andauernd abblockst, verletzt du mich nur noch", widersprach ich ihm. Leise seufzte ich und fuhr mir durch meine blonden Haare. Ich wollte ihn so nicht anfahren, allerdings hatte ich wohl keine andere Wahl. Anders würde er es ja nie verstehen.

"Hyung... es tut mir wirklich leid... ich versuche mich zu bessern, okay? Aber dieses Thema mit dem Anfassen... es fühlt sich für mich einfach nicht gut an, weißt du? Das hat nichts mit dir zu tun, sondern mit mir... und so oft ich auch versuche, meine Bedürfnisse für dich in den Schatten zu stellen, es kommt immer wieder zurück. Dabei ist das Letzte, was ich möchte, dich zu enttäuschen..." Jeongin startete einen weiteren Versuch, sich aufrichtig bei mir zu entschuldigen, doch noch immer hatte ich das Gefühl, dass es nicht sein Ernst war. Dass er sich in Wirklichkeit sogar darüber freute, dass wir uns nicht näher kamen. Jedoch sagte ich nun nichts mehr dazu.

Ich schwieg einfach nur und beließ es dabei. Es hatte sich ohnehin keinen Sinn.

"Ich liebe dich, Chanie-Hyung", fügte Jeongin noch hinzu und legte sein Handy nun ganz weg. Er rutschte zu mir und schlang seine Arme um mich, damit er mich fest umarmen konnte. Zusätzlich legte er seinen Kopf auf meiner Schulter ab und gab einen niedlichen Laut von sich, wegen dem ich tatsächlich leicht lächeln musste.

Aber dennoch fühlte es sich nicht so an, als würde ich von meinem festen Freund umarmt werden.

»Hey, Jeonginie...«, meinte ich besorgt. Der Jüngere lief mit gesenktem Kopf neben Jisung her und hob bei meiner Begrüßung nur kurz seinen tristen Blick, bevor er ihn wieder zu Boden senkte. Mein kleiner Bruder hatte ihn gerade von Zuhause abgeholt und ich hatte hier auf die beiden warten müssen. Jeongins Vater war nicht gerade begeistert davon, Jungs wie mich in der Nähe seines Sohnes zu sehen, was ich nicht direkt verstand, aber akzeptieren musste. Ändern würde ich es nicht können.

»Hey...«, kam es leise von ihm zurück, doch die Trauer war nicht zu überhören. Auch der deprimierte Ausdruck in seinem Gesicht fiel sogleich auf, weshalb mein Herz zerbrach.
Seine Mutter war vor Kurzem gestorben und heute ging er zum ersten Mal seitdem wieder zur Schule. Entsprechend ging es ihm noch nicht gut, er war so schwach, so zerbrechlich. Er hatte noch nicht die Kraft dafür, zur Schule zu gehen. Jedoch konnte ich das leider genauso wenig beeinflussen.

Jeongin wollte an mir vorbei gehen und unseren Weg fortsetzen, doch ich hielt ihn auf, indem ich mich vor ihn stellte und meine Arme auf seine Schultern legte. »Solltest du merken, dass du den Tag nicht überlebst, such nach Jisung oder mir und wir bringen dich zu uns, damit du keinen Ärger bekommst, ja?«, meinte ich ein wenig streng zu dem Jüngeren, der mich erst überrascht ansah und dann einfach nur stumm nickte. Ich verkniff mir ein Seufzen und schaute zu Jisung, allerdings stand dieser ebenso unbeholfen und besorgt dreinschauend daneben.

Und aus diesem Grund schloss ich ihn nun einfach in meine Arme, drückte ihn fest an mich und zeigte ihm, dass ich ihm jederzeit Schutz und Geborgenheit schenken würde.

ღ-›‹-ღ

🖤🖤🖤🖤🖤

~~~

Ich möchte mich btw dafür entschuldigen, Andeutungen auf Jeongin Top gemacht zu haben. Und auch hinzufügen, dass es keinen Smut geben wird (überprüft ruhig die Kurzbeschreibung). uwu
~Cookie

Colorless Rainbow ★ JeongchanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt