𝕊𝕚𝕩𝕥𝕖𝕖𝕟

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»Dieser Ausflug wird sicher super werden~«, freute sich Jisung und streckte einmal seinen Rücken durch. Jeongin, der auf der anderen Seite neben ihm herlief, ließ seinen Blick gesenkt und nickte nur leicht, wohingegen ich mich ebenfalls freute. Meine Klasse und die von Jisung hatten heute die besondere Ehre, eine Festung zu besichtigen. Während der Fahrt waren wir zwar voneinander getrennt gewesen, weil jede Klasse ihren eigenen Bus gehabt hatte, jedoch konnten wir zumindest gemeinsam herumlaufen und das bedeutete viel Spaß.

»Das glaube ich auch«, lächelte ich und stupste meinen Bruder spielerisch an. Leise kichernd grinste er mich an und fuhr sich leicht durch seine blond gefärbten Haare. Er zwinkerte mir einmal leicht zu und versprach mir somit, dass die heutige Führung ziemlich amüsant werden würden. Und das glaubte ich ihm gern. Immerhin hatten wir beide die Aufgabe, Jeongin abzulenken und ihm ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern.

Vor zwei Wochen erst war die Beerdigung seiner Mutter gewesen und man merkte Jeongin noch immer an, wie sehr er sie vermisste. Der Jüngere war nicht gut darin, seine Gefühle zu verstecken und gerade diese Trauer spiegelte sich klar in seinen Augen ab. Deswegen hatten Jisung und ich uns dazu entschlossen, ihn zumindest heute ein wenig aufzumuntern. Das konnte er wirklich gebrauchen und da wir hier eine gute Vorlage erhalten hatten, mussten wir diese sinnvoll nutzen.

»Ich bin mir sicher, ich wäre ein toller Ritter gewesen~«, meinte ich grinsend, als wir an Ritterrüstungen vorbei liefen. Zustimmend nickte Jisung und fing an, Scherze über mich als Ritter zu reißen, während Jeongin bloß die Rüstungen anstarrte und nichts dazu sagte. Mein Lächeln schwand und mein Herz begann, sich leicht zusammenzuziehen, da ich den besten Freund meines Bruders nicht traurig sehen wollte. Ein Lächeln stand ihm so viel mehr.

»Ich glaube, du wärst eher der Gaukler gewesen, der den König unterhalten muss und weil du zu langweilig wärst, hätte er dich in den Kerker geworfen«, ärgerte mich Jisung lachend, vermutlich in derselben Hoffnung wie ich, Jeongin dadurch zum Schmunzeln zu bringen. »Hey!«, protestierte ich sofort und schob beleidigt meine Unterlippe nach vorne, um ihn schmollend und beleidigt anzuschauen. Und das war tatsächlich der Moment, in dem sich ein kleines Grinsen auf Jeongins Lippen schlich.

Doch lange hielt es leider nicht an. Unsere Gruppe war der älteren Tourführerin um eine Ecke gefolgt und wir hingen etwas nach, aber als auch wir um die Ecke bogen, sprang auf einmal ein Junge aus Jisungs Klasse hinter einer Rüstung hervor. »Buuh!«, rief er laut und wollte uns so offensichtlich erschrecken. Bei mir funktionierte das zwar nicht, allerdings zuckte Jisung zusammen und auch Jeongin schrie vor Schreck auf. Sein ganzer Körper spannte sich an und ich konnte sehen, wie seine Beine schwach wurden, weil er aktuell noch sensibler auf solche Taten reagierte. Und das entfachte große Wut in mir.

»Sag mal, spinnst du?!«, fuhr ich den mir unbekannten Jungen an und stellte mich schützend vor Jeongin. Eine meiner Hände hielt ich nach hinten, damit Jeongin sich an mir festhalten konnte, und mit der anderen schubste ich den Jungen zurück. »Such dir jemanden für deine dämlichen Späße, der das genauso lustig findet wie du und mach Unschuldigen keine Angst!«

Eingeschüchtert sah mich der Junge an, ehe er auch schon verunsichert den Kopf einzog, leicht nickte und schnell das Weite suchte. Kurz sah ich ihm noch verärgert nach, bis meine Wut verflog und ich mich besorgt zu Jeongin drehte. »Danke...«, sagte dieser leise, hatte aber noch immer ängstlich seinen Kopf eingezogen und Tränen in seinen Augen glitzern, weshalb ich hilfesuchend zu Jisung schaute, der mir leicht zunickte. Dann zog ich den Jüngsten vorsichtig nach vorne, damit er vor mir stand, und schlang von hinten meine Arme um seinen schmächtigen Körper. So schob ich ihn sanft wieder zu den anderen und beobachtete leicht lächelnd, wie auch Jisung nach seiner Hand griff und sie vorsichtig drückte.

Ich hingegen legte meinen Kopf auf Jeongins Schulter ab und flüsterte dann leise in sein Ohr:

»Keine Sorge, Kleiner, ich werde dich jederzeit beschützen.«

"Ich liebe dich, Jeonginie~", hauchte ich raunend in das Ohr meines Freundes, bevor ich zärtlich in seinen Ohrläppchen biss. Jeongin gab daraufhin ein schüchternes Quietschen von sich und drehte sich in meinen Armen um, damit er mir gegenüber stand. Lächelnd lehnte ich meine Stirn an seine und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen, der ihn sofort zum Kichern brachte. Mit leuchtenden Augen schlang er seine Arme um meinen Hals und drückte sich mehr an mich heran.

Ich war verdammt erleichtert darüber, dass sich unser Verhältnis in den letzten Tagen nach dem merkwürdigen Vorfall wieder gebessert hatte. Natürlich hatte ich keine Bedenken gehabt, aber unsicher war ich dennoch gewesen. Dass sich Jeongin aber in meiner Nähe noch immer wohl zu fühlen schien und sogar meine Umarmungen nicht abwies, schien ein gutes Zeichen zu sein.

Doch dann ertönte eine mir unbekannte Stimme, die unserer unbeschwerten Zeit einen bitteren Nachgeschmack verpasste.

"Jeongin? Bist du das?" Sofort drehte sich mein Freund in die Richtung der Stimme und mit großen, schockierten Augen schaute er die dort stehende Person an. Es war ein Junge mit hellbraunen Haaren, der recht groß war und in unserem Alter zu sein schien. Skeptisch musterte ich, hatte sofort die angespannte Stimmung bemerkt. Irgendetwas stimmte mit diesem Kerl nicht. Wer war das? Irgendwo hatte ich ihn doch schon einmal gesehen...

"Hyunjin-Hyung, ich kann das erklären!"

"Mach dir keinen Kopf, Jeongin, ich werde nichts sagen. Es ist deine Aufgabe, deinem Vater von deiner Beziehung zu erzählen."

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Colorless Rainbow ★ JeongchanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt