𝕊𝕖𝕧𝕖𝕟𝕥𝕖𝕖𝕟

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Jisung hatte morgen Geburtstag.

Aus diesem Grund hatten Jeongin und ich uns dazu entschieden, einen Geburtstagskäsekuchen für ihn zu backen und studierten soeben das Rezept dafür. Leicht lächelnd beobachtete ich Jeongin dabei, wie er konzentriert auf das Papier starrte und leicht auf seiner Unterlippe herumbiss. Er nahm es verdammt ernst, diesen Kuchen zu backen, wollte ihn unbedingt perfekt machen. Er wollte seinen besten Freund diese Freude bereiten und der Ehrgeiz, der dadurch in ihm erwacht war, machte mir irgendwie glücklich.

Jeongin zuliebe hatte ich das Rezeptbuch meiner Mutter durchsucht gehabt und wieder einmal festgestellt, wie versessen diese doch auf das Kochen war. Unzählige Rezepte von den verschiedensten Dingen hatte ich gefunden und es hatte eine Weile gedauert, bis ich endlich den Käsekuchen hatte finden können. Aber nun konnten wir glücklicherweise anfangen.

"Chanie-Hyung, wo ist das Mehl?", fragte mich mein Freund, während er die Waage und eine Schüssel zum Durchrühren herausholte. Auch am Kühlschrank bediente er sich einfach, mittlerweile kannte er sich hier bestens aus. Es war nicht umsonst sein zweites Zuhause geworden, zumal niemand ein Problem mit seiner Vertrautheit hatte. Immerhin gehörte er bereits zur Familie und so schnell würde ich ihn ganz bestimmt nicht gehen lassen. Das konnte er vergessen. Nicht einmal seine immer wiederkehrende Ignoranz würde ihn von mir trennen können.

"Ich hol es dir kurz herunter, der Mehlsack ist schwer", meinte ich schmunzelnd und wuschelte kurz durch seine Haare. Direkt schlug Jeongin meine Hand harsch weg und schaute mich kurz genervt an, aber dann fokussierte er sich wieder auf das Rezept und bereitete alles andere vor. Kurz war ich verunsichert, ob ich etwas falsch gemacht hatte, doch da Jeongin nichts sagte, sondern normal weitermachte, dachte auch ich nicht länger darüber nach. Stattdessen widmete ich mich dem großen Schrank, in dem meine Mutter alles verstaut hatte und holte den Mehlsack hervor, den ich auf den Tisch stellte.

Hauptsächlich Jeongin backte diesen Kuchen, weil ich nicht gerade talentiert im Kochen war. Ich diente bloß als Hilfestellung und er achtete tatsächlich auch kaum auf mich. Viel zu fixiert war er darauf, einen wundervollen Kuchen für seinen besten Freund zu backen. Natürlich freute es mich, dass er Jisung nicht vergaß und auf ihre Freundschaft großen Wert legte, aber es verletzte mich ein wenig, dass er für mich schon seit einer Weile nichts mehr gemacht hatte. Als wäre unsere Beziehung für ihn selbstverständlich...

Obwohl, das war sicher nur Einbildung. Wahrscheinlich hatte er wegen seinem Vater nur keine Chance gehabt, etwas für mich machen zu können.

"Danke, Chanie-Hyung", meinte Jeongin zu mir, als er schließlich den Kuchen in den Backofen schob und leicht lächelnd zu mir schaute. "Ohne dich würde das Backen so viel länger dauern." Diese Worte zauberten ein Lächeln auf meine Lippen und ich streckte auffordernd meine Arme aus, damit mein Freund mich umarmte. Dieser ging sofort zu mir und ließ sich auf die Umarmung ein, worüber ich wirklich überglücklich war.

Seit der ganzen Sache mit seinem Vater und auch dem Gespräch letztens mit Hyunjin, war jede einzelne Umarmung besonders wertvoll für mich. Ich sah nichts in unserer Beziehung mehr als selbstverständlich an, weil Jeongin mich jederzeit aufs Neue wieder abweisen könnte. Und da ich morgen bei Jisungs Geburtstag ohnehin keine Zeit mit ihm verbringen können würde, weil Jisung ausschließlich seine Freunde eingeladen hatte - ich hatte bereits mit meinem Kumpel Woojin abgeklärt, dass ich zu ihm gehen würde -, musste ich nun jeden Moment mit Jeongin ausnutzen. Ich nahm meinem kleinen Bruder diese Entscheidung nicht übel, er hatte viele berechtigte Gründe dafür. Beispielsweise meine Anhänglichkeit und Eifersucht Jeongin gegenüber. Und außerdem würde unsere Familie am nächsten Tag auch nochmal feiern. Daher war das für mich in Ordnung.

Es war schließlich nur ein einziger Tag, der schnell vergehen würde.

»Du bist zu klein, um da hinauf zu kommen, Jeongin«, schmunzelte ich, als ich gerade die Küche betreten hatte. Jisung hatte heute wieder einmal Besuch von seinem besten Freund und sie wollten gemeinsam etwas zu essen kochen. Darum hatten sie auch alle aus diesem Raum des Hauses verbannt, aber weil ich etwas zu trinken haben wollte, hatte ich mich doch hinein geschlichen.

»Yah! Hyung, wir kriegen das auch alleine hin!«, protestierte Jisung, weil ich geradewegs an ihm vorbei zu Jeongin ging, jedoch ignorierte ich ihn gekonnt. Beide waren zu klein, um an diesen Schrank heranzukommen und da ich der Größte von ihnen war, sah ich es als meine Aufgabe an, ihnen unter die Arme zu greifen. Immerhin war ich ein netter Bruder und ich wollte nicht, dass sich einer der beiden beim Hochklettern verletzte.

»Lasst euch doch einmal helfen, das erleichtert alles«, erwiderte ich also bloß schmunzelnd und holte die Box herunter, die Jeongin versucht hatte zu erreichen. Warm lächelnd überreichte ich sie dem Jüngeren, der verlegen seinen Blick zu Boden gesenkt hatte und sich dann hastig tief verbeugte. Das entlockte mir ein Schmunzeln, denn obwohl ich wegen den wenigen Wochen, in denen ich hier in Korea bereits lebte, noch nicht viel mit Jeongin zu tun gehabt hatte, fand ich diesen Jungen einfach hinreißend niedlich. Jisung hatte wirklich Glück, dass er sein bester Freund war.

»Vielen Dank, Hyung! Du bekommst nachher eine Extra-Portion, versprochen!«, meinte Jeongin rasch und schaute mich dann ein klein wenig schüchtern an, während von meinem kleinen Bruder ein empörter Laut ertönte.

»Hey! Das ist unser Essen, du kannst darüber doch nicht allein entscheiden!«, rief er schmollend und verschränkte seine Arme vor seiner Brust. Aus diesem Grund drehte sich Jeongin nun zu ihm und legte herausfordernd seinen Kopf schief.

»Doch, das kann ich. Im Gegensatz zu dir ist Chan-Hyung nämlich nett und hilfsbereit!«

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Colorless Rainbow ★ JeongchanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt