Das Dinner

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"Luce, Sarah, jetzt beeilt euch doch mal! Ich hab auf 8 Uhr reserviert. ", rief Dan vom Flur aus.

Schnell lockte ich die letzte glatte Haarsträhne mit dem Lockenstab und betrachtete mich ein letztes Mal im Spiegel. Meine roten Haare lockten sich sanft bis auf meine Brust. Heute trug ich die Haare ähnlich wie Blake Lively und dazu ein gelbes Kleid.

Sarah und ich waren schon sehr unterschiedlich. Sie trug ihre türkisen Haare geglättet und dazu ein schwarzes Kleid mit Nieten.

"Wir sind jetzt soweit, Dan! Pass aaaaauf, wir kommen jetzt raus!", rief Sarah ihrem Freund zu.

Daraufhin stieß sie die Tür auf und schritt energisch auf ihren High-Heels auf Dan zu und küsste ihn.

Ich ging hinterher und holte meine hellbraune Clutch.

Als wir dann im Taxi zu diesem Luxus-Restaurant saßen, zu dem uns Dan eingeladen hatte, da ich ja jetzt für die nächsten Monate bei ihm und Sarah in der Wohnung wohnen würde, sprachen wir über den nächsten Tag.

"Und, Lucy, denkst du, dass du die Rolle bekommst?", fragte mich Dan.

"Hmm, naja, ich hab ja noch nicht mal vorgesprochen und da sind bestimmt auch ganz viele Mädchen, die besser sind als ich... Und es ist ja auch nur eine kurze Nebenrolle in einer Soap. Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich die Rolle überhaupt will. "

"Na, mit der Einstellung klappt das sowieso nicht! ", meinte Sarah. Ich legte meinen Kopf schief und streckte ihr die Zunge raus. Sie lachte und Dan sagte:" Wir sind da. Los Mädels, raus hier, ich bezahle noch schnell. "

Sarah und ich stiegen aus und betrachteten die schöne Außenfassade des Restaurants.

Mir wurde etwas kalt, da es schon November war und der ist in NY ja bekanntlich sehr kalt. Schnell sprang Dan aus dem Auto und Sarah hakte sich bei ihm unter. Ich war momentan single und vermisste dieses Verliebtsein schon ein wenig. Meine letzte Beziehung war ein Dreivierteljahr her und hatte auch nicht so schön geendet. Um genau zu sein hatte ich sehr lange Liebeskummer und zog mich in dieser Zeit in fiktive Welten zurück, unter anderem in Teenwolf, meine Lieblingsserie. Dort hatte ich mich auch ein bisschen in einen der Darsteller, Dylan O'Brien, verschossen.

Und eben genau den fanden wir im Restaurant mit seiner Freundin Britt Robertson vor. Zuerst bemerkte ich ihn gar nicht, aber Sarah stieß mir plötzlich ihren Ellenbogen in die Rippen und deutete auf ihren Tisch, da sie wusste, dass ich ein Fan von dem großen braunhaarigen Schauspieler war.

Zuerst merkte ich nur wie mein Herz schneller schlug und dann fing ich an zu schwitzen.

Während ich verkrampft da stand, zog Sarah mich eilig zu dem Tisch, den uns der Kellner zu gewiesen hatte. Leider setzte mich Sarah mit dem Rücken zu Dylans Tisch, während Dan das ganze nur belustigt betrachtete.

Sarah und ich kamen aus Berlin und nach der 10. Klasse zog Sarah nach New York und lernte dort Dan kennen, einen Schlagzeuger einer Rockband, der großflächig tätowiert war und perfekt zu Sarah passte. In NY fing sie dann an Musikgeschichte zu studieren und wollte jetzt Musikkritikerin werden. Mittlerweile wohnten Sarah und Dan zusammen in einem Apartment in Brooklyn und seit fünf Tagen wohnte ich auch dort. Und um das zu feiern, saßen wir ja jetzt in diesem Restaurant. Das veranschaulichte mir mal wieder, dass Dan sehr gut verdiente mit seiner Band Youmeatsix.

Ich dagegen musste mir jetzt erst mal einen Job suchen und hatte mich bei einem Casting für eine Soap angemeldet, war aber nicht sehr optimistisch. Ich hatte keinerlei Schauspielerfahrung und auch kein Modelgesicht oder -figur.

Nach der Vorspeise entschuldigte ich mich und ging zur Damentoilette. Auf dem Weg merkte ich, wie sehr die High-Heels wehtaten. Als ich mich auf dem Flur unbeobachtet fühlte, massierte ich mir die Füße und stöhnte dabei leise vor Schmerz.

Plötzlich öffnete sich die Tür der Herrentoilette und eine große Gestalt trat heraus. Dylan O'Brien. Natürlich ausgerechnet er. Natürlich genau in der für mich peinlichsten Situation überhaupt. Ich sah von unten auf in sein Gesicht und merkte wie ich rot wurde.

"Ist alles okay bei dir? Ich hab dich stöhnen gehört.", fragte mich Dylan ernst.

"Nein, nein, alles okay. Meine High-Heels drücken nur ein bisschen.", stotterte ich nervös. Ich konnte es nicht fassen: ich redete hier tatsächlich mit Dylan O'Brien!

"Du-du bist doch Dylan O'Brien!" Ich konnte es einfach nicht glauben.

"Ja", lachte er,"Sag bloß, du bist ein Fan!"

"Also naja... Irgendwie schon ", gab ich zu.

"Find ich super! Mit dir verdiene ich ja im Prinzip mein Geld. Wie heißt du denn überhaupt? ", fragte Dylan grinsend.

"Lucy Mercer...", murmelte ich.

"Du kommst nicht aus den USA oder? Du hast einen Akzent, ich kann ihn aber nicht so richtig einordnen..."

"Ich bin aus Deutschland." So langsam wurde ich warm und selbstbewusster. Jetzt zeigte ich ihm mein schönstes Lächeln und sagte auf deutsch: "Guten Tag, schön dich zu treffen!"

Dylan lachte. "Ich habe keine Ahnung, was du da gerade gesagt hast. Aber egal. Vielleicht sieht man sich ja nochmal irgendwann."

Und damit ließ er mich allein und ein paar Minuten später ging ich wieder zu unserem Tisch, wo mich schon Sarah und Dan mit dem Hauptgang erwarteten.

"Sarah, du glaubst nicht mit wem ich mich eben unterhalten habe! Dylan O'Brien!!! Und er war so nett! Ich bin immer noch so aufgeregt! Aah, guck mal wie ich zitter!" Ich hielt ihr meine extrem wackelnde Hand hin.

"Oh Süße, entspann sich mal! Ich freu mich total für dich, aber du musst dich jetzt beruhigen.", meinte Sarah liebevoll.

Nachdem wir aufgegessen hatten, fuhren wir mit dem Taxi wieder nachhause.

Dort angekommen schminkte ich mich ab, putzte mir die Zähne und zog eine mit Ananas' bedruckte Schlafshorts und ein grünes Top an. Dann ging ich früh ins Bett, um am nächsten Tag ausgeschlafen zu sein.

Movie kissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt