Wut

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Sylvester verbrachte ich allein. Ich wollte es auch so. Einfach nur im Liebeskummer versinken, Ed Sheeran hören und Schokolade essen.

Ich mochte Sylvester sowieso noch nie. Ich bin ein Mensch, der viel Schlaf braucht.

Also sah ich mir die Sylvesterspecials im Fernsehen an und ging um 11 Uhr schlafen.

Damit verpasste ich eben das neue Jahr. War mir doch egal. Momentan war mir alles egal. Alles aus ihm.

Dylan. Aber ihm war ich wohl egal. Er hatte mir nach meinem Geburtstag zwar mehrere Nachrichten geschrieben, dass er mit mir reden wollte, aber darauf hatte ich keine Lust.

Er würde ja doch bei ihr bleiben.

Zwei Tage später begann der Dreh wieder.

Ich hatte einerseits Angst davor, Dylan wiederzusehen, weil ich ihm dann nicht mehr aus dem Weg gehen konnte.

Aber andererseits wurde heute meine Lieblingsszene gedreht.

Meine Rolle Isobel hatte von dem Tod von der Inkarnation Dylans Rolle erfahren und bekam Mordlust. Meine Rolle war mächtig und stark und hatte die Macht jeden umzubringen, den sie umbringen wollte.

Das gefiel mir sehr, denn ich konnte momentan gar nichts tun. Ich war machtlos.

Als ich am Set angekommen war, begrüßte mich Elly mit einem mitleidigen Blick.

Sie hatte es gehört. Alle hatten es gehört. Natürlich. Die nächsten Tage würden der reinste Spießrutenlauf für mich werden.

Elly brachte mir einen engen grünen Anzug, der dafür gut war, mir später bei der Animation Flammen anzuziehen. Sogar meine Haare sollten brennen. Es hatte ein wenig etwas von Katniss Everdeen von Tribute von Panem.

In der Szene suchte Isobel rachsüchtig die Protectors auf, die für den Tod Mason früher Inkarnation verantwortlich waren, stößt die große Tür gewaltig auf und bringt die Hälfte von ihnen um. Durch sie haben Menschen die Wahl unsterblich zu werden und werden nicht zwangsläufig umgebracht.

Viel von den Kämpfen übernahmen Stuntleute, aber die dramatischen Blicke und Drohungen musste ich machen.

Eigentlich war ich genau in der richtigen Stimmung für so etwas, aber ich vermasselte den Dreh total.

Erst beim 33. Anlauf hatten wir brauchbares Material.

Und Dylan beobachtete mich die ganze Zeit, wenn er nicht gerade selber drehen musste. Er machte mich nervös. Und außerdem wurde ich aus seiner Mimik nicht schlau. Er hatte das perfekte Pokerface und sah mich immer, wenn sich unsere Blicke begegneten, ernst an und kratzte sich am Kopf. Mit seiner perfekten Frisur.

Verdammt, ich musste aufhören so zu denken. Ich würde ihn ja doch nie haben.

Aber er wirkte auch nicht glücklich. Eher so als wäre er um zehn Jahre gealtert.

"Nicht dein Problem", ermahnte ich mich stumm.

Nachdem ich mich umgezogen hatte und kurz davor war, nach Hause zu fahren, klopfte es an der Tür von meinem Umkleideraum.

Ich strich meine weiße Bluse glatt und öffnete. Dylan.

Ich sah ihn geschockt an und war unfähig etwas zu sagen.

Plötzlich kamen mir einfach so die Tränen. Ich konnte nichts dagegen tun, sie flossen mir einfach die Wange hinab.

Dylan kam einfach rein und nahm mich in den Arm. Und ich ließ es zu. Ja, ich erwiderte die Umarmung sogar. Sie tat so gut. Ich hatte mich die letzten Tage so einsam gefühlt.

Dann riss ich mich zusammen und stieß ihn von mir weg.

"Was?!", fragte ich ihn aggressiv.

Er sah mich traurig an. "Ich wollte mit dir reden. Bitte, Lucy!"

"Warum sollte ich dir denn bitte zuhören?!", schaukelte ich mich immer weiter hoch, "Ich meine, was war ich denn für dich?! Ein kurzer Flirt? Du hast mit deiner Ex geschlafen und sie verdammt nochmal geschwängert, während du schon mit mir geflirtet hast! Bist du so einer, huh? Jemand der einfach nicht single sein kann und jedem weh tun muss?!"

Dylan wollte etwas erwidern, doch dann weiteten sich seine Augen vor Schreck.

"Was hast du gesagt? Ich habe nicht mit Britt geschlafen, seit wir getrennt sind!"

Ich lachte hart auf. "Na, dann kann das Kind ja auch nicht von dir sein." Ich meinte das keinesfalls ernst.

Dylan nickte heftig. "Genau! Lucy, ich meine das ernst! Ich habe Britt zwischen der Trennung und ihrer Beichte nicht einmal gesehen! Das Kind kann gar nicht von mir sein!" Erleichterung machte sich in seinem Gesicht breit.

"Und das soll ich dir jetzt glauben?!", fragte ich ihn argwöhnisch. "Ich meine, mal im Ernst, du hast nicht darüber nachgedacht, wann das Kind gezeugt wurde?" Ich zog kritisch eine Augenbraue hoch.

"Ich lasse einen Vaterschaftstest machen! Ich schwöre es, Lucy! Dieses Kind kann nicht von mir sein!"

Ich wollte ihm glauben. Ich wollte es so sehr. Aber so leicht würde ich ihm nicht wieder vertrauen.

Also verließ ich wortlos den Umkleideraum und fuhr nach Hause.

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Leider nur ein kurzes Kapitel :(


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