Movie kiss

Die Party

In der U-Bahn suchte ich mir einen Sitzplatz und war immer noch ganz aufgeregt. Eigentlich war es ja gut gelaufen. Ich rechnete nicht mit einer Zusage, aber immerhin hatte ich mich nicht blamiert. Ich war sogar ein bisschen stolz auf mich, ich meine, ich hatte es durchgezogen. Ich hatte mich getraut. Leider fand ich Dylan auch im Reallife genial. Mir würde es also umso schwerer fallen, ihn wieder zu vergessen. Aber ich wollte jetzt positiv denken. Wer weiß, zu einem klitzekleinen prozentualen Anteil könnte es passieren, dass ich die Rolle bekommen würde. Als ich die U-Bahnstation verlassen hatte, rief ich erst mal Sarah an und erzählte ihr von allem, was passiert war.

„OMG! Das ist ja... WOW. So viele Zufälle auf ein Mal! Also meiner Meinung nach bekommst du die Rolle. Außerdem musst du dann nicht irgendeinen lahmen Kellnerjob machen. Ich bin sooo stolz auf dich! Und wie war der Kuss?“. Sarah sprudelte nur so über.

„Hmm, naja... Kann ich schwer beschreiben. Es war ja nur ein kurzer Kuss und noch dazu nur ein Filmkuss. Aber okay, ich gebe es zu, ich hätte das stundenlang mit ihm machen können. Ist es ein bisschen merkwürdig, so was mit jemandem machen zu wollen, den man nicht mal richtig kennt?“

„Nein, kein bisschen! Also, seit dem du mir seine YouTube-Videos gezeigt hat, weiß ich, dass er auf gar keinen Fall auch nur gemein sein kann!“, antwortete Sarah und bekam dabei einen Lachanfall.

Man musste seine acht Jahre alten Videos einfach lustig finden. Welcher fünfzehnjährige postet sich denn bitte selbst beim Synchronisieren von Wannabe von den Spice Girls?! Jemand, der so etwas machte, konnte ja einfach nur freundlich sein, oder?

„Luce, ich muss jetzt Schluss machen. Die Arbeit ruft. Aber erzähl doch deiner Mutter davon! Oh, oder lieber nicht? Hmm, sorry, reden wir heute Abend darüber? Hab dich lieb, Süße!“. Und damit legte sie auf.

Ich war auch schon fast zuhause und kramte meinen Schlüssel aus meiner Tasche. Jetzt hieß es, noch fünf Tage warten und dann wüsste ich es.

Aber bisdahin hatte ich noch eine Geburtstagsparty für Sarah zu planen. In zwei Tagen, am Freitag, wurde sie 20 und ich hatte ihr versprochen ihre Party zu planen, da sie ja mit Studieren beschäftigt war.

Da Sarah ziemlich auf Metal und Poppunk etc. abfuhr, dachte ich an eine Mottoparty. Alle sollten fröhliche Klamotten in hellen Farben anziehen.und dabei würde laute Rockmusik laufen. Mein Musikgeschmack war es eher nicht, aber für meine beste Freundin würde ich mir das mehrere Stunden lang anhören. Die Party würde genial werden, weil Sarahs Freund ja in einer in diesem Genre ziemlich bekannten Band namens You me at six spielte und die Freitag natürlich auftreten würden. 

Heute würde ich noch anfangen eine Torte in schwarz und weiß für Sarah vorzubereiten und morgen dann fertig zu backen.

Als ich dann in der richtigen Etage angekommen war, schloss ich die Wohnungstür auf und betratt das großräumige Apartment. Ich zog meinen warmen beigen Trenchcoat aus und hing ihn an die Garderobe. Dann ging ich erst mal in das Gästezimmer, in dem ich solange ich in NY lebte, wohnen durfte. Ich legte mich erstmal auf das große Bett und machte ein Nickerchen.

Zwei Stunden später stand ich in der Küche und bereitete Zutaten für die Torte vor. Als ich alles erledigt hatte, was ich heute erledigen konnte, schmiss ich mich auf das große Liegesofa und guckte mir Wiederholungen amerikanischer TV-Serien an. Anderhalbstunden später kam Sarah mit chinesischem Essen nachhause. Sie setzte sich zu mir und wir aßen das Essen auf der Couch, so wie es sich in einer Studentenbude gehörte. Allerdings war diese ein wenig zu luxuriös um noch als eine "Studentenbude" durchzugehen. 

Am nächsten Tag schlief ich bis 12 Uhr und als ich aufstand, waren Dan und Sarah schon aus dem Haus. Noch im Schlafanzug verdrückte ich eine Schüssel Cornflakes im Stehen und überlegte, was ich heute machen wollte. Ich ging ins Badezimmer, duschte und zog mich an. Dann ging ich einfach vor die Tür und lief durch NY. Ich streifte durch viele verschiedene Läden und guckte mir Klamotten an und kaufte mir auch ein paar Acessoires.

Im Endeffekt ließ ich mich einfach treiben und tat nichts wesentliches. In den nächsten Wochen würde ich genug Stress bekommen. Gegen 18 Uhr kamen Dan und ich gleichzeitig nach Hause und buken dann die Torte zusammen zu Ende, während Sarah sich YouTube-Videos im Wohnzimmer ansah. Danach fing Dan an Spaghetti Bolognese zu kochen und ich setzte mich zu Sarah aufs Sofa. Wir gingen extra früh ins Bett, um morgen die Party all night long durchzuhalten. 

Um acht Uhr klingelte mein Wecker und ich stellte ihn schnell aus, damit Sarah davon nicht wach wurde. Vor meiner Zimmertür stand schon Dan mit einem Partyhütchen auf dem Kopf. Er reichte mir ebenfalls eines und ich setzte es grinsend auf. Dan reichte mir eine Kamera und nahm einen riesigen Strauß Luftballons in die Hand. Dann stellte er laut Musik an und wir rauschten extralaut in ihr Schlafzimmer. Als sie dann aufgewacht war und sich freute, fingen wir an Happy Birthday für Sarah zu singen. 

Nachdem Sarah dann stundenlang mit ihrer Familie telefoniert hatte, verkleideten wir uns endlich und fuhren zu dem Club, den wir für die Party gemietet hatten. Dan schaffte die Torte aus dem Auto und Sarah und ich schmückten die Tanzfläche mit Luftschlangen mit Luftballons. Dann kam der Rest von Dans Band und machten den Soundcheck auf der Bühne.

Um acht Uhr kamen dann die ersten Gäste und es herrschte eine echt coole Stimmung. Später am Abend waren wir alle mindestens schon beschwipst und tanzten wild durcheinander. Ich flirtete sogar mit einigen Typen, aber ich war mich nicht sicher, ob sie mir im nüchternen Zustand auch noch so sehr gefallen hätten.Als dann You me at six auftraten, gingen alle total ab und ich freute mich einfach nur total für Sarah. 

Ich blieb natürlich bis zum Schluss, um noch beim Aufräumen zu helfen, aber letztendlich waren wir um sechs Uhr morgens einfach zu müde um irgendwas zu erreichen. Also fuhren wir nach Hause und legten uns todmüde ins Bett.