32🐺

10.8K 448 41
                                    

Am nächsten Morgen überredete Callen seinen Vater noch dazu, kurz bei seinem Mate vorbeizufahren und ihm seine Sachen, die er am Tag zuvor bei ihnen vergessen hatte, vorbeizubringen. Da es noch sehr früh am Morgen war, wollte er den Rucksack eigentlich nur vor der Tür abstellen, doch plötzlich wurde die Tür aufgerissen. 
    
Noah stand im Durchgang und blickte ihn überrascht an. „Ich hab dich gerochen“, erklärte er und kam Callen einen Schritt näher. Gleichzeitig ging sein Mate einen Schritt zurück und hielt Abstand. „Cal?“ 
    
Der Alpha rieb sich verlegen den Nacken. „Hör zu, Noah. Ich werde mit meinem Vater bis Freitag in die Berge gehen“, erklärte er leise. 
    
„Was? Warum denn?“ Die Katze trat erneut einen Schritt nach vorne und stellte frustriert fest, dass sein Gefährte erneut zurückwich. 
    
Callen kämpfte gegen den Drang an, seinen Gefährten in die Arme zu ziehen. Er wusste, wenn er es tat, könnte er sich nicht mehr zurückhalten, also ließ er es bleiben. Sein Wolf hielt sich erstaunlicherweise zurück, obwohl auch er gegen seine Sehnsucht ankämpfte. Er holte einmal durch den Mund tief Luft und begann zu erklären. 
    
„Das, was gestern und am Tag davor geschehen ist ...“, begann er und überlegte, wie er weiter sprechen sollte. „... das hätte nicht passieren dürfen. Ich habe meinen Wolf nicht richtig unter Kontrolle und mein Dad wird mir beibringen, wie ich ihn unter Kontrolle halten kann. Er hatte wohl am Anfang seiner Bindung die gleichen Probleme mit seinem Wolf wie ich. Darum will er mir helfen.“
    
Noah nickte verstehend. „Aber fünf Tage? Wir werden beide mit jedem Tag, der vergeht, unerträgliche Schmerzen haben. Deine schlimmer als meine“, argumentierte die Katze.
    
„Das stimmt schon, aber es muss sein. Ich soll dir von meiner Mum ausrichten, dass du während dieser Tage, an denen wir getrennt sind, viel Körperkontakt zu deinen Liebsten haben sollst. Das würde dir die Trennung erleichtern.“ Callen spürte die Traurigkeit in seinem Gefährten. Zu gerne würde er ihn in die Arme ziehen und trösten. 
    
„Okay. Das sollte kein Problem sein. Maddy hat heute Nacht schon bei mir geschlafen.“ 
    
Callen gab ein eifersüchtiges Knurren von sich. „Das ist gut“, sagte er schließlich gepresst. Hinter ihnen hupte Samuel einmal kurz und er winkte diesem zu.
    
„Aber was ist mit dir? Du wirst dich wohl kaum an deinen Dad kuscheln können!“ Noah machte sich anscheinend Sorgen um ihn.
    
Callen musste lächeln. „Nein, werde ich nicht. Aber das ist schon in Ordnung so, denn das gehört zum Training dazu.“ 
    
„Ich werde dich vermissen.“ Noah sah zu dem Riesen hoch, der irgendwie zusammen gesunken aussah. „Aber ich akzeptiere deinen Entschluss. Denn wie du schon sagtest. So etwas sollte nicht wieder vorkommen. Allerdings hätte ich dich auch aufhalten oder etwas sagen können. Doch das habe ich nicht getan. Ich verspreche dir, dass ich beim nächsten Mal etwas sagen werde.“ 
    
„Ein nächstes Mal wird es nicht geben, denn so etwas wird nie wieder vorkommen!“ Callen richtete sich auf, als er dies mit Überzeugung in der Stimme sagte. „Aber jetzt muss ich los, Noah. Mein Dad wartet auf mich.“ Damit drehte er sich um und lief davon.
    
„Warte!“, rief die Katze ihm hinterher. „Nicht mehr ‚Kleiner‘? Nur noch ‚Noah‘? Auch kein Abschiedskuss?“
    
Callen blieb noch einmal stehen. „Ich darf dich nicht küssen und auch nicht mehr berühren. Das gehört bereits zum Trainingsplan meines Vaters. Ich nenne dich nicht bei deinem Kosenamen, weil es mir nur schwerer fallen würde, mich von dir zu verabschieden. Ich wollte dir eigentlich nur eine Nachricht auf dein Handy schicken und deinen Rucksack hier vor der Tür abstellen. Es war eigentlich nicht geplant, dass wir miteinander reden. Aber jetzt muss ich gehen. Mach es gut“, verabschiedete er sich und lief dann weiter. 
    
Noah blieb enttäuscht zurück. Er hatte sich mittlerweile schon sehr daran gewöhnt, dass sein Mate ihn ‚Kleiner‘ nannte und vermisste es irgendwie. Plötzlich hörte er ein leises Flüstern in seinen Gedanken, was ihm ein erleichtertes Lächeln ins Gesicht zauberte. „Ich liebe dich, Kleiner! Vergiss das nicht!“
    
Kurz darauf sah er die beiden Männer in ihrem Land Rover davonfahren. Er nahm seinen Rucksack und ging zurück ins Haus. 

Alphas Mate I - Wahre Liebe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt