✾Kapitel 17✾

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T A E H Y U N G
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Die ganze Autofahrt über schwiegen Namjoon und ich. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, während wir durch die dunklen Straßen Seouls fuhren. Ich sah nur starr aus dem Fenster und musste dabei immer wieder an die Momente mit Jungkook zurückdenken.

Ich hatte ihn anfangs so verabscheut, nur weil ich zu oberflächlich war. Oberflächlich und dumm. Mein Urteilsvermögen war noch die gut gewesen, aber dass ich mich so in einer Person irren konnte, hätte ich niemals erwartet. Jungkook war alles andere als ein notgeiler Fuckboy, dem alles egal war - im Gegenteil: Er war nett, liebevoll, in manchen Momenten vielleicht auch ein wenig pervers, aber das war doch eigentlich jeder Mensch.

,,Denkst du gerade an Jungkook?", fragte Namjoon plötzlich in die Stille hinein und leicht ertappt zuckte ich zusammen. Wie kam er plötzlich darauf? Auch wenn es stimmte, würde ich es doch niemals offen zugeben.
,,Wieso fragst du?", stellte ich statt zu antworten eine Gegenfrage, was Namjoon einmal verächtlich aufschnauben ließ.

,,Denkst du, ich habe etwa nicht gesehen, was im Nachtclub passiert ist?", erwiderte er mit einer beinahe schon dunklen Stimme und ich konnte ihm sogar ansehen, wie krampfhaft er die Lippen aufeinanderpresste und starr auf die Fahrbahn vor ihm blickte. Ein unwohles und auch leicht beschämendes Gefühl beschlich mich. Namjoon hatte es also gesehen... Und ich war natürlich naiv genug zu glauben, dass es niemand mitbekommen würde, den ich sowieso nicht kannte. Nur leider war ich so geblendet davon gewesen, dass ich Namjoon dabei vollkommen vergessen hatte. Oh man, diese Erkenntnis war nicht nur schockierend, sondern auch verdammt peinlich.

Voller Scham sank ich in mich zusammen, während die Hitze in mir aufstieg. Zum Glück konnte man in dieser Dunkelheit nicht mein Gesicht sehen, denn ich konnte mir gut vorstellen, dass ich gerade so aussah wie eine reife Tomate. Ob mein Verstand jedoch reif war, darüber konnte man sich noch streiten.

,,Tut mir leid... Aber ich wollte es unbedingt mal ausprobieren", verteidigte ich mich und damit auch Jungkook, auch wenn es nicht ganz der Wahrheit entsprach. Wenn ich ihm jetzt erzählte, dass Jungkook mich dazu überredet hatte, würde Namjoon nur wieder unnötig ausflippen. Mein Halbbruder schnaubte daraufhin jedoch nur stumpf auf, was mich irgendwie nur noch mehr frustrierte, doch er sagte nichts.

,,Sah das denn... Sehr schlimm aus?", fragte ich kleinlaut und vorsichtig, wobei ich mich jedoch nicht traute meinen Hyung anzuschauen. Leicht sah Namjoon zu mir rüber und grinste mich nur süffisant an, obwohl er eben noch recht angespannt gewirkt hatte. Seine Haltung verriet dennoch, dass er nicht gerade erfreut darüber war, was er gesehen hatte.

,,Im Gegenteil: Hab mich sogar gefragt, ob du nicht heimlich übst", gab er belustigend zurück und lockerte sich ein wenig. ,,Aber werd mir hier bloß nicht zum Stripper!"

Nun musste ich doch ein wenig lachen und schüttelte schnell den Kopf.
,,Keine Sorge, das ist jetzt nicht gerade mein Traumberuf. Es war ja nur einmalig."

Erschöpft seufzte ich einmal auf und lehnte mich mit geschlossenen Augen nach hinten.
,,Wenn ich ehrlich bin... Hab ich gerade an Jungkook gedacht. Da hast du recht. Und eigentlich ist er gar nicht mal so schlecht...", gab ich schließlich leise murmelnd zu.

,,Wie bitte?!", rief Namjoon plötzlich entgeistert auf und musste eine Vollbremsung machen, bevor er noch mit fünfzig Kilometer pro Stunde über eine rote Ampel gerast wäre. Erschrocken fuhr ich zusammen und sah ihn verständnislos an, Namjoon wandte sich mir daraufhin auch zu, schließlich stand das Auto sowieso und niemand war hinter uns.

,,Was meinst du damit?", hakte er nach und sah mir eindringlich in die Augen. Vielleicht hätte ich ihm das doch nicht sagen dürfen, natürlich hätte er so reagiert.

,,Naja...", fing ich unsicher an und wandte verlegen meinen Blick von meinem Hyung ab.
,,Damit meine ich, dass man, wenn man über die ganze Schlampe-Stripper-Sache hinwegsieht, er eigentlich ein total korrekter Kerl ist, der auch einfühlsam und nett sein kann", gab ich ehrlich zu, doch das überzeugte Namjoon keinesfalls. Schnaubend sah er wieder nach vorn und presste sich gegen seinen Sitz.

,,Pff, einfühlsam und nett. Als ob der Kerl Gefühle hat. Das einzige, an was er denken kann, ist Vögeln, Vögeln und an sich selbst."

Mit Vollgas trat Namjoon aufs Pedal und raste viel zu schnell über die eben grün gewordene Ampel. Ich konnte spüren, wie wütend Namjoon war, obwohl ich überhaupt nicht nachvollziehen konnte, warum. Jungkook hatte ihm doch nie etwas getan. Oder lag es wirklich nur daran, dass er Schulschlampe und Stripper war? Wow, dann lag oberflächliches Urteilen anscheinend in der Familie.

,,Was ist überhaupt so schlimm daran, wenn er am Tag mal ein wenig öfter vögelt als andere? Das macht ihn noch lange nicht zu einem schlechteren Menschen!", versuchte ich Jungkook zu verteidigen und ich spürte, wie die Wut langsam auch in mir aufstieg. Mir gefiel es gar nicht, wie Namjoon ihn behandelte und das auch noch zu Unrecht.

,,Er ist eine verdammte notgeile Schlampe! Alles, was er tut, ist mit naiven Menschen zu spielen, sie durchzunehmen und anschließend wieder fallen zu lassen. Glaub mir Taehyung, ich weiß ganz genau, wie dieser scheiß Idiot tickt! Halt dich von ihm fern!", knurrte Namjoon mit den Nerven am Ende und umfasste das Lenkrad nur noch fester, während ich ihn nur schockiert anstarrte.

,,Aber-", wollte ich ihm klarmachen, dass es ein Irrtum sein musste, doch Namjoon ließ mich gar nicht ausreden.
,,Ich diskutiere nicht mit dir, Taehyung! Da unsere Mütter nicht mehr da sind und Appa sich sowieso nicht um uns schert, habe ich die Verantwortung über dich. Und ich tu das, weil ich dich liebe... Bitte, Tae... Ich möchte nicht, dass du ebenso verletzt wirst, halt dich einfach von ihm fern."

Immer noch sprachlos starrte ich Namjoon nur an, nicht fähig irgendwas darauf zu erwidern. Ich sollte mich von Jungkook fernhalten? Und das, obwohl ich ihm versprochen hatte, dass ich nicht einfach gehen würde. Aber was, wenn Namjoon doch recht hatte? Wenn Jungkook mir nur etwas vorspielte?

,,Okay... Ich werde mich von ihm fernhalten...", murmelte ich schließlich, auch wenn ich bezweifelte, dass es klappen wird.

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𝐒𝐰𝐞𝐞𝐭 𝐃𝐞𝐬𝐢𝐫𝐞ᵏᵒᵒᵏᵛ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt