✾Kapitel 12✾

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T A E H Y U N G
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,,Wieso verabscheust du mich eigentlich so? Liegt es wirklich daran, dass ich Stripper bin?", fragte Jungcock mich nach einiger Zeit voller Ernsthaftigkeit, während wir noch immer am Bartresen hockten und uns in der Zwischenzeit gerade mal ein Bier bestellt hatten. Ich hatte erwartet, dass wir beide uns wieder genauso betrinken würden wie ich und Yoongi es in der letzten Nacht getan hatten, aber das war diesmal überhaupt nicht der Fall. Eigentlich war die Atmosphäre zwischen uns zugegebenermaßen gerade echt angenehm und nicht einmal die laute Musik konnte sie zerstören. Namjoon hatte ich bis jetzt nicht mehr gesehen, aber ich konnte vermuten, dass er sich in meiner Nähe aufhielt und mich genauestens beobachtete, dass ich ja keinen Mist baute.

Nachdenklich drehte ich die Flasche hin und her, ehe ich kurz einen Schluck davon nahm und das Bier wieder auf den Tresen stellte. Ich wusste eigentlich selber nicht so genau, warum ich ihn so verabscheute. Vielleicht hatte ich mein Urteilsvermögen auch zu sehr von den Gerüchten und Erzählungen anderer beeinflussen lassen.

,,Ich weiß es nicht... Vielleicht liegt es wirklich nur daran, dass du täglich jemanden abschleppst und durchnimmst. Und dein Charakter war für mich jetzt auch nicht ganz ansprechend, du hältst dich für etwas Besseres, bist arrogant und verdammt selbstverliebt und vor allem... eine Schlampe, die sich nicht um die Gefühle anderer schert", antwortete ich ehrlich auf seine Frage hin. Ich wusste selber, dass meine Worte ein wenig hart waren, aber einerseits hatte er es auch irgendwie verdient. Jungcock jedoch reagierte gar nicht erst auf meine Antwort, stattdessen starrte er ausdruckslos das leere Shotgläschen an.

War ich vielleicht doch ein wenig zu direkt zu ihm? Aber warum sollte ich ihm Honig ums Maul schmieren? Er musste es doch schließlich besser wissen als ich.
,,Außerdem bist du ein Erpresser...", fügte ich noch murmelnd hinzu und sprach auf mein Handy an, das er immer noch besaß.

,,Das, was du eben gesagt hast, stimmt schon... Ich bin eine Schlampe und vögle mich rücksichtslos durch Schule und Nachtclub. Und auch bin ich arrogant und selbstverliebt", stimmte er mir zu und drehte plötzlich seinen Kopf leicht zu mir um, ein leichtes Lächeln zierte seine Lippen.
,,Aber hast du jemals in das Buch hineingeschaut? Oder bewertest du lieber nur vom Cover her? Sind Inhalt, Handlung, Charaktere und Schreibstil nicht viel wichtiger?"

Überrascht von Jungcocks weisen Worten zog ich meine Augenbrauen hoch und schüttelte den Kopf.
,,Natürlich zählt der Inhalt mehr, ich würde niemals nur nach dem Cover urteilen."

,,Aber genau das tust du, Taehyung. Du siehst nur, wie ich handle und wie ich mich verhalte. Hast du dich denn nie nach dem 'Warum' gefragt? Ein Mörder tötet normalerweise nicht einfach grundlos, selbst ein Psychopath hat immer seine Gründe."

Verblüfft davon, wie tiefgründig er plötzlich ging, senkte ich meinen Kopf und sah auf das Bier vor mir, während es in meinem Gehirn ratterte und ratterte. Jungkook hatte recht, er hatte wirklich recht. Ich sollte nicht nur auf sein Cover gucken, ich sollte auch auf den Inhalt achten. Auf das 'Warum', auf seine Gründe. Ein tiefes Lachen ertönte auf einmal und verwirrt sah ich wieder auf.

,,Zerbrich dir nur nicht zu sehr den Kopf darüber. Du bist nicht der einzige Mensch, der leider so handelt. Ich war nicht besser und habe Menschen nur nach Aussehen beurteilt."

,,Aber genau das ist ja das Problem! Die Menschheit kann ihre Sichtweise einfach nicht erweitern. Sie machen es sich lieber einfach und schauen auf das Cover, nach dem sie dann urteilen. Den Inhalt zu studieren, das kostet ihnen zu viel Zeit. Manchmal wollen sie nicht einmal erfahren, was der Inhalt so alles birgt."
Ab und zu konnte ich wirklich dumm sein... Und ich hatte es auch noch gewagt, Jungkook dafür zu verurteilen, dass er fast immer die Schule schwänzte, nur weil ich immer gedacht hatte, er hätte schlichtweg keine Lust zu büffeln. Aber ich kam nie auf den Gedanken, ihn überhaupt zu fragen und es von ihm selbst zu hören.

Am liebsten hätte ich ihn nach all den Gründen gefragt, doch ich wollte nicht zu neugierig sein. Jungkook sollte sich dann öffnen, wenn er es auch wollte.

,,Und was das Handy betrifft...", murmelte Jungkook leicht zerknirscht und spielte noch immer mit dem Gläschen.
,,Da gibt es auch einen bestimmten Grund, warum ich es mitgenommen habe."

,,Wieso?", hakte ich vorsichtig nach, was Jungkook erneut auflachen ließ, doch es war irgendwie ein leicht trauriges Auflachen.
,,Nun, wie soll es ich sagen? Du warst für mich schon immer interessant gewesen, ich beobachte dich sogar gerne mal in der Schule. Aber denke bloß nicht, dass ich jetzt ein perverser Stalker bin, ich habe dich immer nur dann beobachtet, wenn du sowieso in meiner Nähe warst."

Überrascht von dieser Erkenntnis wandte ich mit leicht rosanen Wangen meinen Blick von ihm ab. Ich hatte mit allem gerechnet, aber niemals damit, dass er mich doch tatsächlich interessant fand.
,,Ich habe dich nie angesprochen", fuhr Jungkook schließlich fort.
,,Ich hatte Angst, dass du denken würdest, ich wolle dich nur irgendwie ins Bett bekommen und auch deine angewiderten Blicke waren Zeichen genug, dass ich mich lieber von dir fernhalten sollte."

,,Tut mir leid...", murmelte ich daraufhin beschämt und schloss kurz die Augen, doch Jungkook winkte nur ab.
,,Irgendwie hab ich mir das ja auch selber eingebrockt, dafür brauchst du dich nicht zu entschuldigen."
Dennoch fühlte ich mich schuldig dafür, so schnell über ihn geurteilt zu haben, ohne ihn überhaupt wirklich genau zu kennen.
,,Als du schließlich in diesem Nachtclub warst und dann auch noch auf mich zugekommen bist, war das natürlich die Chance, die ich ebenfalls verspielt habe. Du warst betrunken. Bis du dein Handy verloren hast. Ich konnte einfach nicht widerstehen, denn ich wusste, dass du mich im nüchternen Zustand niemals von dir aus ansprechen würdest, also nahm ich dein Handy und behielt es. Dann gäbe es wenigstens noch einen Grund für dich, mit mir Kontakt aufzubauen. Ich wollte dich eigentlich schon immer vom Gegenteil überzeugen, dass ich nicht so bin, wie ich scheine. Nie war die richtige Gelegenheit dafür. Doch jetzt..."

Ein trauriges Lächeln umspielte seine roten Lippen und ich konnte nicht anders, als es zu erwidern. Es tat mir verdammt leid, so über ihn gedacht zu haben, dass ich ihn einfach nur grundlos verabscheut hatte, obwohl ich nie die Hintergründe kannte. Manchmal war ich echt ein oberflächlicher und bescheuerter Mensch.

,,Ich gebe dir die Chance, mich vom Gegenteil zu überzeugen. Und ich werde versuchen, dich näher kennenzulernen und dich besser zu verstehen", nickte ich schließlich fest entschlossen und gab ihm meine Hand. Kurz war Jungkook überrascht von meiner Antwort, griff jedoch gleich darauf voller Freude meine Hand und schüttelte sie einmal.
,,Danke!"

Nicht dafür~ Doch zuerst will ich mein Handy wiederbekommen!"

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𝐒𝐰𝐞𝐞𝐭 𝐃𝐞𝐬𝐢𝐫𝐞ᵏᵒᵒᵏᵛ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt