5. Hab sie dann betrogen

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Der schwarzhaarige Dudelsackspieler saß draußen, auf dem Pflastersteinweg, der zu ihrem Haus führte. Er hatte sein Handy zwischen den Finger und spielte ein wenig darauf herum, während er auf Alea wartete, der eigentlich bald eintreffen sollte.

Zwischendurch beobachtete er auch gerne mal die Nachbarskinder, die auf den Bürgersteigen und Straßen – neuerdings hatte man die Straße hier zu einer Spielstraße erklärt, auf Wunsch einer Bürgerinitiative – tobten und spielten. Hin und wieder blieb eines der Kinder bei ihm stehen, begrüßte ihn freundlich, oder winkte ihm einfach zu. Er vermutete, dass er einen so guten Ruf hier hatte, weil er eine Gruppe Jungen eben NICHT zur Sau gemacht hatten, nur weil ihr Fußball ihnen eine Fensterscheibe zerdeppert hatte. Das passierte halt. Als kleiner Junge hatte er auch schon mal so Einiges kaputt gemacht, auch Einiges, was nicht seinen Eltern gehört hatte. Davon abgesehen, waren er und Alea auch gut versichert.

Vielleicht lag es aber auch daran, dass er mit seinen ‚Schülern' auch gerne mal vor der Haustür oder im Garten saß und DORT mit ihnen musizierte. Und Kinder wurden normalerweise ja magisch angezogen von Musik, selbst, wenn es nur ein oller Dudelsack oder eine Schalmei war, die da spielte.

Er sah, wie ein weißer Kombi in die Straße einbog und langsam – es spielten immerhin Kinder auf der Straße – den Asphalt entlangfuhr. Alea war also endlich da. Luzi blickte zurück auf sein Handy und in der Zeit, in der er das Spiel beendet und geschlossen hatte, stand der Wagen schon in der Einfahrt und sein Liebster stieg aus dem Wagen.

Verwirrt, blickte der Blonde zu dem Dudelsackspieler hinunter. „Alles gut? Hast du dich ausgesperrt?"

„Nee, wollte nur hier auf dich warten und war zu faul zum Stehen", grinste Luzi. Da er sein mobiles Telefon wieder in die Hosentasche gesteckt hatte, konnte er jetzt seine Arme nach dem Größeren ausstrecken, der ihm auch sofort hoch half und in eine kurze Umarmung zog.

„Na komm, ich hab die Tasche in den Flur gebracht", und schon zog er seinen Sänger mit sich ins Haus.

„Ich will vorher aber noch was trinken", meinte Alea noch und schon änderte der Schwarzhaarige sein Ziel. „Es ist aber auch verdammt warm heute." Luzi brummte nur zur Bestätigung.

Alea trank genüsslich ein kaltes Glas Cola, während Luzi stumm neben ihm stand. In Gedanken war er schon wieder bei dem Gespräch, das er und sein Mann wohl irgendwann halten mussten. Aber nicht jetzt, bloß nicht jetzt. Vielleicht am Wochenende, aber selbst dann musste Alea arbeiten. Es war aber auch zum verrückt werden manchmal. Und Lasterbalks Vorschlag... mit dem war Luzi eigentlich auch nicht zufrieden. Aber was Besseres wollte ihm eben auch nicht einfallen. Also musste er wohl oder übel auf Konfrontation gehen und das Beste hoffen.

Seine blauen Augen streiften durch den Raum und blieben an einem dünnen Objekt hängen. Sofort versteifte er sich und bewegte sich blitzschnell, um den Brief in die Finger zu kriegen und irgendwie in seine Hosentasche zu stopfen. Es klappte nicht wirklich. Außerdem war Alea durch die rasche Bewegung auf ihn aufmerksam geworden und starrte ihn jetzt misstrauisch und mit gerunzelter Stirn an.

„Okay... was ist los?", wollte er auch sofort wissen. Das leere Glas stellte er in die Spüle. Mit einer Hand lehnte er sich auf die Arbeitsplatte, die andere lag auf seiner Hüfte.

„Nichts, was soll sein?", er konnte genauso gut Etwas verbergen, hoffte er zumindest.

„Seit wann lügst du mich an?", er klang sauer und vorwurfsvoll. Und es bedurfte Luzis gesamter Willenskraft nicht jetzt und hier reinen Wein einzuschenken. WER von ihnen war denn nicht ehrlich? „Ich bin dein Ehemann, du kannst mir vertrauen... solltest du doch so langsam wissen!"

Das schlug dem Fass den Boden aus. Wochen, WOCHEN lebte er mit dem Wissen, dass es seinem Ehemann nicht gut ging, aber hatte dieser sich EINMAL geöffnet? Nein! Er hatte darauf beharrt, dass bald Alles wieder gut wird.

Auf Liebe, Freundschaft und GlückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt