Chapter Three | ✔️

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K A Y A

Auf dem Weg zu Philosophie erzählt Josh mir von seiner Freundin, Talia, und ich beichte ihm die „ Keine Jungs"-regel meiner Mutter, als er mich fragte ob ich einen Freund habe. Er lacht mich einfach aus, aber diese Regel ist nur zum Lachen, deshalb nehme ich es ihm nicht übel. Auch ohne hätte ich mich nicht durch die Stadt geschlafen, das war einfach nicht ich.. oder war das wirklich wegen dieser dummen Regel so? Nein, ich hatte nicht mal den Reiz dazu.
Ich bin mir nicht sicher ob ich nicht bereit dazu bin Sex zu haben oder ob ich einfach keine Lust dafür empfinde.. Kein Junge dem ich näher gekommen bin hat mich gereizt und es gab ein paar die es versucht hatten, als ich mit ihnen an einem Gruppenprojekt arbeiten musste. Ich wollte es nicht, weil ich mich zu jung dafür fühlte. Johanna hatte ihr erstes Mal schon und sie war... nicht so davon begeistert. Sie meinte „ Es war komisch." nicht dass es geschmerzt hat oder ähnliches.
„ Wo ist das jetzt genau?" fragt Josh.
„ 42A." lese ich von meinem Plan ab.
„ Dann müssen wir..." er überlegt. „ Da lang?" er zeigt nach rechts.
„ Nein, wir müssen nach links. Lesen sag ich dazu nur." ich tippe auf ein Schild auf der gegenüberliegenden Wand und laufe den Gang runter.
Der Saal ist schon offen, aber niemand ist drin. Ich folge Josh in den Raum und wieder sitzen wir vorne, was positiv ist, denn so wird man öfters drangenommen, wenn man sich meldet und man wird nicht abgelenkt sondern man hat seine Konzentration ganz auf die Tafel. Innerhalb der nächsten 5 Minuten füllt sich der Raum mit Studenten. Auf dem Platz neben mir wird ein Rucksack fallen gelassen. Ich drehe mich um und der Größere schaut mit seinen blauen Augen zu mir herab.
„ Du hast doch kein Problem wenn ich neben dir sitze oder Kaya?"
Ich schüttle schnell den Kopf und Nathan setzt sich neben mich. Mit aufeinander gepressten Lippen wende ich mich wieder zu Josh. Meine Handflächen muss ich an meiner Hose abwischen, da sie plötzlich schwitzig werden. Was genau schüchtert mich ein? Ich weiß es nicht, aber ich hab irgendwie Angst vor Nathan. Und warum setzt er sich genau neben mich?
„ Was hast du denn mit ihm zu tun?" flüstert Josh mir ins Ohr.
„ Ich muss mit einem Freund von ihm mein Zimmer teilen."
„ Flynn Davis?"
Davis? Flynn heißt Davis mit Nachnamen? Ist das ein Zufall oder... Als wenn der Rektor alle Namen der Studenten  von diesem College kennt. Ich hätte mir grade gegen den Kopf schlagen können, doch ich tat es nicht.
Ich nicke.
„ Pass auf dich auf."
„ Warum?"
„ Erklär ich dir später." er klopft mir aufs Schulterblatt und entfernt sich von mir.
Vorsichtig drehe ich mich nach vorne. Ich bereite meinen Block vor und muss meine Beine übereinander schlagen, weil eins anfing zu zittern. Man konnte mir so schnell Angst einjagen, aber ich versuche es mir nicht an merken zu lassen.
Der Professor fängt an. Da es um Philosophie in der Literatur geht, müssen wir ein Buch lesen, zum Glück ist es das selbe Buch, was wir auch für den Literaturkurs lesen. Naja, also wir nehmen nur einzelne Passagen aus dem Buch, zum Glück kannte ich es schon. Das war ein wesentlicher Vorteil. Kabale und Liebe.
Es stammt aus der deutschen Literatur, was mich erst ein wenig verwirrt hat. Ich persönlich dachte erst wir befassen uns mit Jane Austen oder Louisa May Alcott oder Charles Dickens. Aber Schiller? Meine Tante hatte gerne deutsche und französische Literatur gelesen, natürlich auf Englisch übersetzt, aber ich hab auch das ein oder andere Buch schon gelesen.
„ Schlagt Seite 5 auf."
Man hört das Blättern im ganzen Raum.
„ Dero Herrn Sohn haben ein Aug auf meine Tochter; meine Tochter ist zu schlecht zu Dero Herrn Sohnes Frau, aber zu Dero Herrn Sohnes Hure ist meine Tochter zu kostbar, und damit basta!" liest der Professor vor. „ Was will Miller uns damit sagen?"
Ich hebe meinen Arm und werde drangenommen.
„ Durch die Verhältnisse der damaligen Kultur, waren Luise und Ferdinand nicht dazu berechtigt eine staatliche Beziehung zu führen. Miller möchte damit sagen, dass seine Tochter zu kostbar ist um im Volk einen schlechten Ruf zu haben."
Der Professor nickt und plötzlich hebt sich ein Arm neben mir.
„ Miller ist seinen eigenen Ruf zu wichtig und seiner Frau geht es nur ums Geld. Seine Tochter ist ihm zwar wichtig, aber er hat schiss, dass es schlecht für ihn ist, wenn sie eine Hure ist."
„ Sie ist doch überhaupt keine Hure." werfe ich ein.
„ Wenn er sie fickt und die nicht zusammen sein können, weil sie nicht adlig ist - Miller sagt doch selbst, dass sie eine Hure wäre."
„ Er sagt, dass sie dafür zu kostbar ist. Lies es richtig."
„ Mir egal was er sagt oder nicht, die können nicht zusammen sein, das weiß er aber seine Frau ist nur dafür wegen dem Geld was die machen."
„ Darum geht es doch gar nicht."
„ Aber es ist trotzdem so. Frauen halt."
Ich schnappe nach Luft.
„ Nathaniel es reicht." unterbricht der Professor unsere Diskussion.
„ Sie können nicht das Gegenteil behaupten." er zeigt mit dem Stiftende seines Kugelschreibers auf den Professor.
„ Es ist nicht das Thema."
Ich breche hier ab und drifte in Gedanken ab. Nate - passt. Nathan - passt. Nathaniel? Passt nicht. Das hört sich so lieb und anständig an, also das was er anscheinend nicht ist.
Der Block zieht sich ziemlich in die Länge, umso erleichterter bin ich endlich daraus zu sein. Meine letzte Stunde ist nun Literatur. Ziemlich dumme Anordnung, wenn wir hier erst das Buch lesen, aber nicht jeder hier hat auch Philosophie und alle in Philosophie haben nicht haben Literatur.
Die anderthalb Stunden gehen ziemlich schnell rum.. Naja im Gegensatz zu Philosophie wäre jede Stunde schneller herum gegangen. Nathans Kommentare und Diskussionen haben sich ein halbe Ewigkeit hinaus gezogen.
„ Viel Spaß in Bio." sage ich zu Josh bevor ich ins Wohnheim zurückgehe.

Ich schließe sie Tür auf.
„ Wie war dein erster Tag?" Flynn sitzt am Schreibtisch.
„ Gut." antworte ich knapp und lege meinen Rucksack ab um aufs Bett zu fallen. „ Warst du überhaupt weg?" frage ich.
„ Ja, aber ich habe noch eine halbe Stunde Zeit bevor Kunst anfängt." der Blonde wendet sich wieder seinem Blatt zu.
Ich stehe wieder auf, da ich neugierig bin was er tut.
„ Was machst du da?"
„ Ich soll eine Landschaft zeichnen, aber Bäume sind nicht so mein Ding."
„ Gib mir mal ein Blatt."
„ Bitte." fügt er anweisend hinzu und schaut mich an.
„ Bitte." ich ziehe eine Schmollmund.
„ Geht doch, immer schön höflich bleiben, Ms. Wilson." er reicht mir ein leeres Blatt.
„ Nenn mich nicht so." ich greife einen Bleistift und skizziere ein Baum. „ So?"
„ Warum kannst du das?"
Ich zucke mit den Schultern und schaue Flynn an. „ Ich hab damals im Unterricht sehr viel in mein Block gekritzelt."
„ Willst du mir den Baum zeichnen?"
„ Aber das ist deine Aufgabe."
Ich war noch nie das Mädchen dass die Arbeit für andere macht. Helfen war völlig okey, aber alles zu machen. Selbst wenn Johanna mich gefragt hatte ob sie abschreiben könnte, hätte ich ausrasten können.
„ Bitte, ich vergesse auch, dass du mich mit dem Kissen geschlagen hast."
„ Das war ein Kissen hab dich nicht so."
„ Es geht darum, dass du mich geschlagen hast."
„ Ohw.. Du wurdest von einem Mädchen mit einem Kissen geschlagen." wieder ziehe ich eine Schmolllippe.
Ich konnte Flynn noch immer nicht einschätzen, aber irgendwie mochte ich es ihn zu ärgern.
„ Wird das kleine Mädchen wieder frech?" der Größere steht auf.
„  Tut mir leid, wenn ich deine Männlichkeit in Frage stelle." provoziere ich.
Flynn greift nach meiner Schulter und drückt mich an die Wand.
„ Man nennt sowas Respekt vor älteren." seine grünen Augen durchbohren mich und langsam fange ich doch an vor ihm Angst zu bekommen. Er bückt sich zu mir runter. „ Hmm?"
„ Entschuldige." nuschle ich.
„ Du entschuldigst dich ziemlich oft." seine Augenbraue geht wieder in die Höhe.
„ Gar nicht." streite ich ab, dabei ist es genau so. Immer höfflich und ruhig bleiben - nicht so wie meine Mutter.
„ Widersprich mir nicht."
„ Entschuldigung."
Flynn schmunzelt. „ Siehst du. Alleine heute früh hast du dich mindestens 10 mal für etwas entschuldigt." Der Größere richtet sich wieder auf und lässt meine Schulter los. „ Das solltest du ändern, es ist noch nerviger als deine Provokation."
Er wendet sich ab und nimmt sein Rucksack.
„ Du hast schon ziemliche Stimmungsschwankungen." stelle ich fest.
„ Naja sieh es so: Ich schlage keine Mädchen und ich sagte dass du ganz okey bist, außerdem bist du neu hier und meine Mittbewohnerin." er geht zur Tür. „ Ich mag es nicht, dass du mich provozierst, aber ist mir lieber als, dass du mir am Hals klebst."
„ Wie hä?"
Am Hals kleben? Okey, er sieht gut aus, keine Frage, nur nicht wirklich mein Typ, aber was ist so anziehend an ihm?
„ Nicht so viel fragen." er geht raus.
„ Warte!" seine grünen Augen richten sich auf mich. „ Bis wann musst du diese Landschaft fertig haben?"
Der Blonde schmunzelt. „ Mittwoch."
„ Okey." ich nicke und er geht zu seiner Vorlesung.

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Wie findet ihr Nathans Einstellung?
Und warum soll Kaya aufpassen?

Warum willst du mich?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt