Chapter Fourty-One

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K A Y A

Nathan und ich laufen zusammen zu den Sportplätzen. Seine Hände sind in seinen Hosentaschen vergraben und er läuft nicht so nah wie sonst an mir. Ich fühle mich immer noch etwas komisch. Ich hatte noch nie... Wieder schaue ich auf meine Hand. Es war so komisch. Das Gefühl, dass er durch meine Hand gekommen ist, ich weiß nicht was ich davon halten soll. Den Morgen habe ich Joshs Nachrichten komplett ignoriert, zudem musste ich mein Bett neu beziehen. Nathan ist in der Zeit kurz zu sich gefahren um seine Sporttasche zu holen, denn er trägt immer noch seine schwarze Jogginghose und ein schwarzes Shirt - er trägt immer nur schwarze Shirts, vielleicht hat er es auch gewechselt. Irgendwann schrieb ich Josh dann, dass ich verschlafen hätte, Flynn nicht da war und dass wir uns nachher in Chemie sehen.
„ Ich hol dich danach wieder ab." sagt er.
„ Aber wir fahren danach nicht zu Berry's oder?"
Er schmunzelt über meine Bemerkung, was mich direkt glücklich macht.
„ Nein, aber wenn du Hunger haben solltest, können wir was anderes auf dem Campus suchen." er lehnt sich nach hinten und schaut auf seine Schuhe.
„ Dann bis gleich?" ich weiß nicht genau was ich machen soll, am liebsten würde ich ihn küssen, aber ich denke nicht, dass Nathan das hier will.
„ Bis gleich." er dreht sich um und geht weiter.
Seufzend betrete ich die Halle und gehe zu den Umkleiden. Ich ziehe mich um und gehe in den Tanzsaal. Sofort fallen mit Linas lilafarbene Haare auf. Sie mustert mich, als ich mir grade meine Haare hoch binde. Ich ignoriere ihren kritischen Blick, und wie sie zu einem Mädchen flüstert, und umarme Nura zur Begrüßung. Der Kurs geht schneller vorbei als gewollt. Ich liebe tanzen so sehr. Als ich mich wieder umgezogen habe, gehe ich raus und Nathan lehnt an einem Mast und schaut aufs Handy. Ich springe vor ihn und lächle ihn an.
„ Ohh, Energiegeladen." bemerkt er an und mustert mich.
„ Ein wenig." gebe ich zu.
„ Das Shirt ist trotzdem hässlich."
„ Ich habs verstanden." seufze ich.
Als Nathan wieder im Wohnheim war, hatte ich grade versucht meine Haare zu bändigen. Seine erste Bemerkung, war etwas gegen mein Shirt. Es ist weiß und hat blaue Rosen drauf, es fällt locker und geht mir knapp bis zum Anfang meiner blauen High-waist Jeans, die an den Knien geripped ist.
„ Dafür mag ich die Hose umso mehr." grinst er und gebe ihn spielerisch einen Schlag an die Brust. Wenigstens ist die Stimmung nicht mehr so angespannt wie heute morgen.
„ Hast du mich etwa grade geschlagen?" er zieht die Augenbrauen zusammen und erst kann ich nicht  entscheiden ob er das ernst meint oder nicht. Manchmal ist er wirklich sehr ernst. Als er sich aber grinsend runterbeugt, um mich über seine Schulter zu werfen, schreie ich lachend auf. Ich halte mich an ihm fest und streiche mir die Haare aus dem Gesicht. Lina steht eifersüchtig im Eingang, der Halle. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Nathan mit ihr nicht so umgeht.
„ Willst du nun was essen?" reißt der Braunhaarige mich aus meinen Gedanken. Ich will grade antworten, da knurrt mein Bauch und ich muss unwillkürlich kichern. „ Ja. Gehen wir zum Coffeeshop?" frage ich ihn. „ Okey."

Als wir am Coffeeshop ankommen, lässt er mich auch endlich wieder selbständig laufen. Ich hole mir ein belegtes Baguette und einen Blaubeer-muffin, dazu ein Wasser. Wir setzen uns an einen der Tische, weil wir noch Zeit haben bis der Schauspielkurs anfängt. Nathan lehnt sich an die Rückenlehne des Metalstuhls. Wie so oft beobachtet er mich beim Essen, das ist eigentlich der Grund warum ich es nicht mag vor Menschen zu essen.
„ Erzähl mal was." ich stupse ihn leicht mit der Fußspitze gegen das Bein. Er zieht die Augenbrauen zusammen. „ Was sollte ich denn erzählen?"
„ Keine Ahnung, irgendwas über dich, ich weiß schließlich nichts über dich außer, dass du schauspielst und Gitarre, sowie Basketball spielst." die Tatsache mit seiner gelegentlich Aktivität mit Studentinnen, lasse ich mal aus.
„ Wie kommst du darauf, dass ich Gitarre spiele?"
„ Weil eine in deinem Zimmer steht."
„ Die steht nur da um meine weibliche Gesellschaft zu beeindrucken." 'Meine weibliche Gesellschaft' er hat einmal nicht das Wort Schlampen verwendet, ein Wunder.
„ Funktioniert ganz gut." er schmunzelt über meine Bemerkung.
„ Eigentlich weißt du viel mehr über mich, ich wüsste nicht was ich dir erzählen sollte, was du nicht schon kennst."
„ Warum magst du Josh nicht?" frage ich, weil mir sonst keine Frage einfällt wie ich etwas aus ihm heraus bekomme und an seinem Blick, merke ich dass ich voll ins schwarze getroffen hab.
Er fährt sich durchs braune Haar. „ Lange Gesichte, nicht erwähnenswert. Ich mag ihn nicht. Punkt."
„ Na gut, frag ich ihn eben." ich zucke mein Handy aus meinem Rucksack und er seufzt.
„ Er ist mein Stiefbruder." ich verschlucke mich. Ich hab mit allem gerechnet aber nicht das.
„ Was?" frage ich hustend. Ich nehme einen Schluck Wasser.
„ Ja, kurz-gefasst."
Ich atme tief ein. „ Ich weiß du redest nicht viel über dich, außer wenn du damit prallen kannst, dass du der Beste in allem bist, und ich will sich nicht zwingen mir das zu erzählen, aber kannst du mir das bitte erklären?" meine Augen sind vom Schock weit geöffnet und noch immer verwirrt mich das.
„ Mein Vater und seine Mutter sind zusammen, sogar verlobt und so ist er mein Stiefbruder geworden. Kennst du das Prinzip nicht?" ich hätte ein anderes Wort als 'erklären' nutzen sollen.
„ Aber wann, wie, was?"
„ Man keine Ahnung, ich weiß das erst seitdem ich nach LA gezogen bin." er zuckt mit den Schultern. „ Ich hatte nie richtigen Kontakt zu meinen Vater, er hat meine Mutter einfach verlassen, als ich 5 war." er verschränkt die Arme vor der Brust. Ich weiß nicht was ich sagen soll. Ich will sagen dass mir das Leid tut, aber habe gleichzeitig Angst, dass er explodiert. Trotzdem sage ich es.
„ Er ist ein Arsch. Ein stinkreicher, arroganter Arsch, der sich nicht um sein eigenes Kind kümmern kann und einer anderen Frau, ein leben bietet, was meine Mutter verdient hätte." ich bemerke die Ader an seinem Hals, die immer hervorsticht wenn er wütend wird.
Ich beuge mich zu ihm rüber und greife einen seiner Arme. Zwar habe ich erwartet, dass er ihn zurück zieht, aber das macht er nicht.
„ Wir reden über etwas anderes. Lass uns gehen." sage ich so ruhig wie möglich und nicke zur Tür. Nachdem ich meinen Rest eingepackt hatte, gehen wir. Erst schweigen wir, bis ich das schweigen breche.
„ Ich kann verstehen wie es dir damit geht."
„ Wie willst du das verstehen? Gut deine Mutter ist leicht psycho, aber du." er schaut mich an. „ du bist so.." er streicht mir die Haare aus dem Gesicht. „ Normal." ich bin mir nicht genau sicher ob das, das Wort ist, was er sagen wollte, aber ich lasse es so stehen.
„ Meine Mutter war nicht immer so. Früher war sie glücklich, naja soweit sie es sein konnte, mein Vater hat nach meiner Geburt angefangen zu trinken und wurde auch Drogenabhängig. Nach seinem Tod riss er uns in riesige Schulden, wegen seiner Abhängigkeit und weil er mir alles geben wollte, was ich haben wollte. Dabei, war das einzige was ich wollte einen Vater, der meine Mutter nicht am späten Abend schlägt oder mitten in der Nacht nach hause kommt, Sachen kaputt macht und herumflucht. Meine Mutter bezahlt immer noch die Schulden und deswegen muss ich sorgfältig mit meinem Geld umgehen, bis ich einen Nebenjob oder etwas finde um selber ein wenig Geld zu bekommen. Ich hatte nie einen normalen Vater und meine Mutter wollte mich davor beschützen, an jemanden zu geraten, der so ist wie er."
Ich merke an seinen Fäusten, dass ihn das wütend macht.
„ Hat er dich auch geschlagen?" fragt er.
Bei Flynn habe ich diese Frage verneinet, aber das stimmte nicht so ganz. Ich wollte einfach nicht daran denken.
„ Einmal." Bilder von Glasscherben und zerrissenen Blättern tauchen vor meinen Augen auf und ich versuche sie zu verdrängen.
„ Hey hey." er legt eine Hand auf meine Schulter damit ich stehen bleibe. Er beugt sich zu mir runter. „ Schau mich an." er wischt mit seinem Daumen meine Tränen von der Wange, ich habe nicht mal mitbekommen wie ich angefangen habe zu weinen. „ Das passiert nicht mehr." er richtet sich auf und nimmt mich fest in den Arm. Das erste Mal, auf dem Campus.

Warum willst du mich?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt