Chapter Thirteen | ✔️

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K A Y A

Seine Nähe macht mich so nervös. Vor allem nach der Sache im Kurs. Ich konnte in Chemie an nichts anderes denken. Nathan schaut mich an und richtet sich auf, um aufzustehen, doch plötzlich ist diese Wärme weg. Warum hört er sich überhaupt auf mich? Ich richte mich auf und greife nach seiner Hand. Seine blauen Augen richten sich auf mich.
„ Bleib sitzen." flüstere ich.
Er schmunzelt. „ Warum so plötzlich?"
Gute Frage, ich habe nur leider keine Antwort darauf.
Ich schüttele den Kopf und lasse seine Hand los. „ Ich... ich weiß nicht. Setz dich einfach wieder hin." Ich ziehe meine Beine an meine Brust. Der Braunhaarige setzt sich vor mich.
„ Flynn hat mir gesagt, du kommst Freitag mit uns."
„ Wahrscheinlich, ich bin mir nicht ganz sicher."
„ Ich denke nicht, dass es etwas für dich sein wird."
„ Ich auch nicht, aber Blair hat sich so gefreut, dass ich zugesagt hab."
„ Blair freut sich über alles." er rollt mit den Augen. „ Von mir aus komm mit, aber ich denke du solltest dir andere Freunde suchen."
„ Niemand hat gesagt, dass ich mich mit euch anfreunden will."
„ Wozu willst du sonst mitkommen?"
„ Nettigkeit. Was neues ausprobieren." ich zucke mit den Schultern. „ Vielleicht versteht sie dann, dass ich nicht mitkommen will."
„ Du warst noch nie auf einer Party?"
„ Sagen wird so... wahrscheinlich andere."
„ Ein Schachmarathon oder eine Buchmesse zählt nicht."
„ Oh dann doch nicht." ich kichere auf und er fängt ebenfalls an zu lachen. „ Ich rede mehr, von Geburtstagen von Freunden, aber die waren auch eher ruhiger." Dass meine Mutter mir den Kontakt, zu jeder Freundin die angefangen hatte Alkohol oder andere Drogen zu konsumieren, verboten hatte, brauche ich ihm eher nicht erzählen. Eigentlich habe ich nur noch meine beste Freundin und ich bin froh, dass meine Mutter sich nicht mehr in alles einmischen konnte. Sie wollte immer die perfekte Tochter aus mir machen, hatte aber nie Zeit für mich und hat mir alles verboten, was mir hätte schaden können.
„ Hast du schonmal Alkohol getrunken?"
Ich schüttle den Kopf. „ Ich hab Angst vor der Wirkung." meine Mutter erzählte mir immer schreckliche Geschichten über die Wirkung von Drogen und wie schnell man Abhängig werden konnte, was mich von selbst davor abschrecke.
Nathan schmunzelt. „ Warum wundert mich das nicht?"
„ Weil es nicht üblich ist."
Man hört ein Klicken im Schloss und Flynn kommt ins Zimmer.
„ Du bist ja auch wieder da." bemerkt er an und lässt sich auf sein Bett fallen.
„ War das Bild, okey?" frage ich nach.
„ Ja hat gepasst, danke."
Ich strecke meine Beine an Nathan vorbei, da die Position langsam wehtut. Der Braunhaarige lehnt sich an die Wand.
„ Und wie wars?" fragt Nathan.
„ Lass einfach nicht darüber reden." der Blonde lacht kurz auf, bevor er sich wieder aufrichtet.
„ So schlimm?" der Junge neben mir fängt lauthals an zu lachen.
„ Ja." der Blonde stimmt mit ein. „ Ich sag nur: Leiche."
Das Lachen des Braunhaarigen wird lauter. Während ich nur unwissend meinen Blick zwischen den beiden wechsle.
„ Worüber redet ihr?" frage ich schließlich, wobei ich mir nicht ganz sicher bin, ob ich es wirklich wissen will.
„ Nichts für kleine Kinder." Nathan wuschelt durch meine Haare. „ Du verstehst das wenn du erwachsen wirst."
Wo ist der Nathan hin, mit dem man normal sprechen konnte? Ist er gegangen als Flynn durch die Tür kam?
„ Dann würde sie es wahrscheinlich auch nicht verstehen. Mädchen verstehen es generell nicht."
„ Was denn?" frage ich wieder, nur ungeduldiger.
„ Naja, wie es sich anfühlt wenn man ne Leiche fickt." sagt Nathan ausdruckslos und Flynn verkneift sich sein Lachen.
„ Will ich wissen was ihr in euerer Freizeit tut?"
Nun fängt der Blonde gegenüber an zu lachen.
„ Willst du dass ich es dir erkläre?" fragt Nathan.
„ Bin mir nicht sicher." ich schaue ihn leicht verstört an.
„ Wenn ein Mädchen einfach nur da liegt und du denkst du fickst ne Tote." sagt Flynn dann schließlich.
„ Achso." ich verstand nicht ganz, also natürlich verstand ich das, aber ich glaube als Mädchen, besonders als Jungfrau, ist es schwer sich darein zu versetzen.
„ Also Kaya, lieg nicht einfach nur da."
Die Art wie Nathan wieder meinen Namen ausspricht, lässt mir einen Schauer über den Rücken laufen.
„ Ähmm.... nein ich gehe darauf jetzt nicht ein." ich stehe mit gehobenen Händen vom Bett auf und greife nach meinem Rucksack während ich in meine Schuhe schlüpfe.
„ Was tust du denn jetzt?" fragt Flynn als ich die Türklinke greife.
„ Mir was zu trinken holen beziehungsweise generell ein wenig einkaufen. Soll ich dir was mitbringen?"
Er schüttelt den Kopf und ich setze meinen Weg fort.
„ Warte." Ich drehe mich zu dem Braunhaarigen auf meinem Bett. „ Soll ich dich fahren?" fragt Nathan und ich bemerke Flynns merkwürdigen Blick auf ihm. Irgendwie... sauer doch auch verwirrt.
„ Nein, brauchst du nicht. Ich laufe."
„ Aber das ist ein recht langer Weg und du hast kurze Beine."
„ Aber sie sind gesund und ich kann laufen." damit schließe ich die Tür. Wenn ich etwas hasse dann ständige Bemerkungen über meine Größe. Ich war nicht die Größte, dennoch war 1,65m völlig in Ordnung. Eine Hand legt sich auf meine Schulter und ich drehe mich um.
„ Ich fahr dich, soweit du damit kein Problem hast. Natürlich kannst du auch laufen, aber ich weiß nicht wann du dann wieder hier sein wirst."
„ Wieso ist es wichtig wann ich wieder hier bin?"
Flynn errötet. „ Naja, weil du doch deinen Zeitplan hast oder so."
„ Gar nicht."
Er lacht. „ Nein, du machst dich nur immer um die selbe Uhrzeit fertig und gehst schlafen. Stehst jeden morgen um die selbe Uhrzeit auf und gehst zur selben Uhrzeit los, obwohl dein Kurs später anfängt."
Warum fällt ihm das auf?
„ Komm." ich nicke den Gang runter und laufe vor.„ Nathan findet bestimmt allein nach hause, oder?" fast musste ich über meine Bemerkung lachen, warum auch immer, aber ich verkneife es mir.
„ Ja." er unterstützt seine Antwort mit einem Nicken.
Grade als wir am Auto ankommen, fängt Nathan uns ab.
„ Ach ihn lässt du dich fahren."
„ Ist doch meine Entscheidung, oder nicht?" ich gehe ein Schritt auf ihn zu und stehe somit genau vor ihm. Seine blauen Augen bohren sich glatt in meine Seele, aber ich versuche stand zu halten und mich nicht auf die Wärme zu konzentrieren die sich grade in mir ausbreitet.
„ Naja, an deiner Stelle würde ich eher mit mir fahren, dann bist du viel schneller wieder hier." er stupst mir mit dem Zeigefinger auf die Nasenspitze. Auch wenn es zur Provokation diente, es war irgendwie süß.
Kurz kräusle ich meine Nase. „ Eben, in deinem Auto werde ich noch sterben."
Seine Augen mustern mein Gesicht und langsam kommt er mir näher, jedenfalls kommt es mir so vor. Er spielt mit seinen Zähnen an seinem Lippenpiercing rum. In mir kommt wieder die Hitze hoch, wie vorhin im Schauspielkurs. Und Hitze kann ich nicht so einfach ignorieren.
„ Komm Kaya, setz dich rein." Flynn zieht mich am Handgelenk ein kleines Stück zurück. Wortlos drehe ich mich um, setze mich in den SUV und sehe wie die Jungs noch kurz diskutieren, bis Flynn ins Auto steigt.
„ Alles gut?" fragt er.
„ Ja, alles gut."
„ Willst du Musik hören?"
Ich nicke.
„ Irgendwas bestimmtes?"
„ Ich denke ich höre, was anderes als du."
„ Was denkst du höre ich denn?" er muss grinsen.
„ Jedenfalls kein Pop."
Der Blonde lacht auf. „ Nein eher nicht, aber wenn du willst kannst du es trotzdem anmachen, du musst nur dein Handy verbinden."
„ Nein, mach du was an." Mir war es immer unangenehm bei anderen meine Musik anzumachen, weil es nicht das ist was die meisten hören und das verunsicherte mich.
„ Sicher?"
Ich nicke. Darauf macht er Musik an. Rap. Ich mag es nicht, aber es ist ertragbar und das auch nur durch Freunde.

Flynn ist einfach so viel netter als Nathan und außerdem fühle ich mich in seiner Nähe wohler. Nathan ist sehr egoistisch, er kann nett sein, vor allem wenn man mit ihm normal mit ihm reden kann, doch ich denke dass er viel für seinen eigenen Nutzen macht. Flynn dagegen.. er kann sehr grob sein, aber irgendwie nehme ich es ihm nicht übel. Außer vielleicht als er mich auf sein Bett geworfen hatte, aber zum Beispiel grade als er mich von Nathan weggezogen hat, war ich auf einer Art dankbar.
Ich muss mich zusammenreißen.

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