Chapter Seventy-One

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K A Y A

Nathan steckt sich grade sein Ohrring ins Ohrloch, während er wieder ins Wohnzimmer kommt. Er setzt sich zu mir auf die Couch. Warum muss dieser Junge so unglaublich attraktiv sein?
„ Also, was meinte Mira damit?" frage ich ruhig, ich will ihn nicht drängen.
„ Sie meinte damit, dass-." er zieht sein Lippenpiercing zwischen die Zähne und fährt sich durch die Haare. „ Nach der Trennung mit Mira, haben meine Freunde und ich angefangen zu naja.. spielen? Wir haben darum gespielt, wer ein Mädchen zuerst vögelt und mussten dazu auch einen Beweis liefern. Und damals habe ich dem ein oder anderen Mädchen Drogen in das Getränk getan, welche ihren Willen verstärken, sodass ich gewinne..."
Ich starre ihn an. Mir fallen keine Worte ein, aber in meinem Kopf sind so viele Fragen, die nicht rauskommen. Bin ich selbst Teil von so einem Spiel? Bei wie vielen Mädchen hat er das gemacht? Wie viele Mädchen hat er unter Drogen gesetzt? Hat Flynn das auch gemacht? Hat er vielleicht mit Flynn gespielt? Hat Flynn mich deshalb geküsst und nicht wegen Linas Geld? Nein, das macht keinen Sinn.
„ Kaya." seine Stimme ist leise und er will nach meiner Hand greifen, doch instinktiv ziehe ich sie zurück. Mein Mund öffnet und schließt sich wieder.
„ Du weißt ich hab das nicht bei dir gemacht. Ich habe dir keine Drogen gegeben. Das hätte ich nicht mit dir gemacht." ich starre an die Wand. Ja, keine Drogen, meine Gefühle sind das Einzige, was mich beeinflusst haben. Aber das Spiel. Er sagt nichts dazu.
„ Sag etwas." als seine Hand mein Knie berührt zücke ich zusammen. Mein Blick richtet sich auf den Boden.
„ Bin ich auch Teil von so einem Spiel?"
„ Was?" fragt er. „ Fuck! Nein!" er dreht meinen Kopf zu sich aber ich ziehe mich zurück.
„ Ich brauch kurz eine Minute." sage ich und stehe auf.
„ Wo gehst du hin?" fragt er als ich zur Tür gehe.
„ Spazieren."
„ Kommst du wieder?" er klingt verzweifelt.
Werde ich wieder kommen? Wo soll ich überhaupt hin? Plötzlich habe ich das Gefühl ihn wirklich gar nicht mehr zu kennen. Vielleicht ist der Nathan, den ich kenne, Teil seines Spiels und ich liebe jemanden, den es gar nicht gibt. Gut, dass hört sich komisch an. Natürlich gibt es diesen Nathan.
„ Ich weiß nicht." beichte ich.
„ Du musst wieder kommen." der Braunhaarige steht von der Couch auf und kommt langsam auf mich zu. „ Scheiße! Nein, versprich mir dass du wieder kommst."
Ich öffne ohne etwas zu sagen die Tür.
„ Ich liebe dich, Kaya."
Ich erstarre direkt als ich die Tür verlassen habe. Als ich der Lage bin mich umzudrehen, steht Nathan direkt vor mir.
„ Du kannst mir nicht einfach so sagen, dass du mich liebst, damit ich bei dir bleibe!"
„ Ich weiß ich hab schreckliche Dinge getan, deshalb wollte ich es dir nicht sagen."
Wenn ich nicht mit ihm geschlafen hätte? Hätte er mich auch manipuliert? Er manipuliert mich doch schon die ganze Zeit. Er hat mich immer runtergemacht. Immer wenn er eine Chance dazu hatte, hat er sie genutzt. Ich raufe mir die Hände in die Haare. Ich habe schreckliche Kopfschmerzen.
„ Ich wusste du gehst."
„ Ich komme wieder." sage ich. Vielleicht ein wenig naiv, aber ich werde die Antworten bekommen, die ich möchte.
„ Ich komme wieder, aber bitte gib mir kurz ein paar Minuten, oder eine Stunde, ich komme wieder."
Sein Blick verrät mir dass er mir nicht glaubt, aber auch, dass er verletzt ist. Am liebsten würde ich es ihm irgendwie versichern, aber ich weiß auch nicht ob das so funktioniert wie ich es denke.
„ Kaya.."
„ Ich komme wieder." wiederhole ich zum letzten Mal bevor ich mich umdrehe und zur Treppe flüchte. Während ich in die Lobby runterlaufe stecke ich mir meine Kopfhörer in die Ohren, schreibe Flynn eine kurze Nachricht.
Ich hab keine Ahnung was ich denken soll. Was ich über ihn denken soll. Ich weiß, dass er viel mit anderen Mädchen hatte, natürlich, aber das, das hätte ich ihm nicht zu getraut. Ich will nicht wissen wie vielen Mädchen er dadurch geschadet hat. Und jetzt wohne ich mit ihm sogar zusammen, weiß nicht wo ich sonst hinsoll, weil ich nicht mehr ins Wohnheim zurück will. Eine eigene Dusche und nicht immer auf Klo rennen zu müssen um sich umzuziehen ist viel angenehmer, dazu kann ich endlich selbst kochen.
Ich liebe ihn, ja, aber ich weiß nicht wen ich da überhaupt liebe.

Mein Klopfen ist laut, weil ich noch immer weine. Flynn, mit dem ich mich noch immer nicht ganz vertragen habe, nimmt mich in den Arm. Im Moment fühle ich mich von Nathan mehr betrogen als von ihm,
„ Komm rein." er zieht mich sanft mit sich, tritt die Tür hinter sich zu. „ Ich bin so verwirrt." gestehe ich. „ Ich weiß nicht was ich davon halten soll."
„ Da kann ich dir nicht helfen, aber ich kann dir eins immer und immer wieder sagen. Du bist ihm wirklich wichtig. Die Anderen haben ihn einen Scheiß interessiert. Zudem dachte ich nicht, dass er freiwillig mit einer Frau zusammen lebt."
Ich seufze aus, wische mir die Tränen aus dem Gesicht. „ Hast du bei sowas mitgemacht?"
„ Anfangs ja, aber schnell habe ich gemerkt, dass es nichts für mich ist." beichtet der Blonde.
Warum renne ich eigentlich ausgerechnet zu Flynn? Warum bin ich nicht bei Josh?
„ Ich kann mir denken, dass du jetzt komplett anders über ihn denkst, aber er zeigt dir einfach nur eine andere Seite. Eine Seite, die niemand sonst zu sehen bekommt."
Vielleicht hat er da recht. Er kennt ihn so gut, ich kenn ihn zu wenig.
„ Wenn du denkst, du kannst darüber hinwegsehen, gib ihm die Chance."

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