51. "Ja"

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Fünf Jahre zuvor...;Yoongi POV

„Wuhuuu!", rief Lucy so laut sie konnte, als wir wenig später gerade noch so vor dem wütenden Firmenbesitzer, dessen Gelände wir doch nur ein bisschen verschönert hatten, geflohen waren und nun wieder in unserem Quartier auf dem alten Wolkenkratzerdach standen.

„Wir sind die Könige und Königinnen der Vorstädte!", jubelte sie weiter und tänzelte an der Kante herum. Während ich unsere Spray-Utensilien wieder verstaute, beobachtete ich sie dabei belustigt.

Bitte was waren wir? Klang ja voll bescheuert. Doch als sie sich von meinem zurückzwingendem Prusten umdrehte, lächelte ich sie zustimmend an. Tänzelnd kam sie auf mich zu und wuschelte mir ungefragt durch die Haare.

„Ich weiß, dass du weg willst", meinte sie plötzlich. Sie sprach leise, sehr leise. Langsam stand ich auf und wir sahen uns an. Aufmunternd beendete sie die Kopfmassage und streichelte mir noch über die Wange, bevor sie ihre Hand herunter nahm. Ich hatte ja schon immer gewusst, dass Lucy eine ausgezeichnete Menschenkenntnis besaß, aber dass sie so gut war...

„Geh und finde den, den du suchst"

Gott, wie poetisch! Nein, aber jetzt mal ernsthaft, normalerweise war ich ziemlich gut darin, meine Gedanken zu verstecken.
Immer noch wortlos blickte ich sie an, bis sie sich vorsichtig zu mir hoch streckte und ihre weichen Lippen auf meine drückte. Vollkommen perplex ließ ich es mit mir geschehen, bis der Moment auch schon wieder vorbei war.

„Aber bleib nicht zu lange weg, sonst fang ich ohne dich an zu essen"

Sie zwinkerte mir kurz zu, ehe sie sich mit wenigen Schritten von mir entfernte und an unseren improvisiertem Herd zu schaffen machte. Ich stand immer noch komplett ungerührt da. Hieß das, sie ließ mich gehen? Diesen Jungen suchen, von dem ich nicht wusste, warum er mich so anzog? Also nicht auf diese Weise anzog, aber ihr versteht schon. Einfach so? Slow-Motion artig wanderten meine Mundwinkel nach oben.

„Nein, ich bin rechtzeitig wieder da, versprochen"




Gegenwart...;Yuna POV

Schweigend saßen mein Vater und ich nebeneinander auf der Bank im Krankenhauspark. Der Wind blies mir meine störrisch weggebundenen Haare leicht in das Gesicht, dass sich meine Haare an den Kakaobecherrand verhakten, den ich mir kurz zuvor aus einem der vielen Automaten hier gezogen hatte. Ich traute mich einfach kein Stück, meinen Vater anzuschauen, geschweige denn meinen Kopf in seine Richtung zu drehen.

Er saß da, die eine Hand auf dem Schoß sich in die Krankenhauskutte verkrampfend, die anderen den Tropf, der neben ihm an der Bank stand haltend und einem ungeduldigem Auf- und Abwippen mit seinem rechten Vorderfuß. Nachdem ich vorhin vollkommen fertig in das Krankenhauszimmer gestürzt war und festgestellte hatte, in was für einer Verfassung sich mein Vater mittlerweile befand, hatte ich zunächst einfach nur geweint.

Wie ein Schlosshund.

Einfach nur, da ich mir das alles selbst zu Schuldete, weil ich bei der Gerichtsverhandlung zu feige war, um mich endlich mit ihm auszusprechen, weil ich all die Jahre absolut keinen Kontakt mit ihm gehabt hatte, da ich selbst seine Augenfarbe nicht kannte.

„Bisher haben mich alle gefragt, warum mir denn meine Haare nicht ausfallen", sagte mein Vater plötzlich, ohne sich mir zuzuwenden. Erst etwas geschockt verbrannte ich mir meine Zungenspitze an dem heißen Getränk in meinen Händen, so dass ich leicht hustend den Becher sinken ließ und mein Gesicht zu ihm drehte. „Warum fallen dir deine Harre nicht aus?", fragte ich monoton.

Er drehte seinen Kopf ebenfalls zu mir. „Ich weiß es nicht", sagte er dann schlicht und zuckte unmerklich mit den Achseln. Seicht verzog ich die Augenbrauen. „Na ja irgendwie schon...dafür mache ich zu wenig Chemo(1)" Er verzog seine Mimik zu einem Lächeln, welches allerdings sehr angestrengt war. Klar Yuna, er hatte ja auch Schmerzen und Beschwerden...Allgemein sah er einfach nur aus wie aus einem Leichenschauhaus entflohen.

International Playboy | BTS JungkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt