15. "Alles Vergangenheit!"

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Fünf Stunden zuvor...; Yuna POV

Zögerlich folgte ich Taos einladender Handbewegung in die Wohnung und Sehun tat es mir nach. Die Wohnung war nicht besonders groß, die Möbel waren größtenteils ziemlich heruntergekommen und insgesamt roch es extrem nach Rauch, welchen man im fahlen Licht durch die halb geschlossenen Jalousien beinahe sehen konnte.

„Setzt euch" Tao ließ sich auf die graue Sofagruppe fallen. Wieso hatten die immer alle so grauen, zerschlissenen Sofas?! Immer noch zögerlich setzte ich mich vorsichtig auf den sofort nachgebenden Stoff. Sehun setzte sich neben mich, wobei sich unsere Beine berührten. Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie war es mir unangenehm. Immerhin war er jemand von EXO. Aber Sekunde, war ich nicht eigentlich auch jemand von EXO? Bei dem Gedanken daran lief mir ein Schauer über den Rücken. Kris und...wie hatte ihn Tao genannt...Luhan?

Na ja, auf jeden Fall setzten sich die beiden wie ganz selbstverständlich dazu. Na toll. Das erste richtige Treffen mit meinem Bruder hatte ich mir etwas anders und vor allem sentimentaler vorgestellt. Na gut, ein bisschen pochte mein Herz schon.

Okay, ein bisschen sehr.

Vielleicht recht stark.

Okay, ich machte mir gleich ins Hemd!

Aish...ich saß hier schließlich mit fünf Jungs in einer Kiffer-Wohnung in dem ab gelegensten Stadtteil Seouls! Wie oft müsste ich mich wohl noch bei meiner Mutter entschuldigen...Ich hoffte gerade inständig, dass sie tief und fest schlief und dies auch noch tun würde, wenn ich wieder zu Hause war. Da alle schwiegen, ergriff ich schließlich das Wort.

„Ich hab ein paar Fragen" Ein paar war absolut untertrieben. „ Stell sie", antwortete Tao. Wie konnte er nur so ruhig bleiben? Selbst Sehun neben mir schien beherrscht, obwohl er inständig seine Hände knetete. „ Du hast Mum's Schulden bezahlt, oder?"

„Ja" „Wieso hast du das gemacht?" „ Ich wollte euch helfen" „ Wieso warst du bei Dad?" „Ich wusste nicht wohin und da ich seine Adresse noch im Kopf hatte..."

Ich musste schlucken. Die Situation gerade war mehr als komisch. Sie war komplett seltsam. Kris, Luhan und Sehun schwenkten ihre Blicke immer zwischen mir und Tao hin und her. „Wieso bist du abgehauen?" Stille. Taos Mund klappte auf, doch es kam kein Ton raus. Abwartend schaute ich ihn fast gleichgültig an, obwohl mein Herz gerade im inneren zersprang. Vor mir saß mein Bruder. Wieso konnte ich das eigentlich immer noch nicht fassen? Vielleicht weil ich ihn kaum in Erinnerung hatte?

Und wenn, dann nur als der Junge, den meine Mutter nach der Schule, in der er eigentlich gar nicht gewesen war, immer zusammen geschrien hatte? Der Junge, der mir immer irgendwelche Barbie Puppen geschenkt hatte, die er geklaut hatte? Der, der mich an sich gedrückt hatte, wenn es draußen gewittert hatte?

Okay, stopp, stopp, stopp Yuna. Das klingt jetzt echt ein bisschen übertrieben tragisch.

Aber war es nicht genauso gewesen?

„ Das hatte verschiedene Gründe", meinte Tao schließlich. Kris fuhr sich durch seine gestylten Haare. Luhan lächelte mich tapfer an. Sehun neben mir stöhnte auf. „ Nenn sie mir", verlangte ich, „ Nenn mir die Gründe, warum du Mum, Dad und mich alleine gelassen hast. Woraufhin sie sich getrennt haben und Mum mich nicht mehr aus den Augen gelassen hat, alle in der Schule mich krumm angeguckt haben, unsere Nachbarn nicht mehr mit uns geredet haben und ich verdammt nochmal nicht verstanden hab, das mein großer Bruder heute nicht nach Hause kommt!"

Ich war aufgestanden und hatte die Hände zu Fäusten geballt. Mit Tränen in den Augen schaute ich meinen Bruder an. Fuck, jetzt bloß nicht weinen, das wäre einfach zu peinlich. Tao blieb zunächst ungerührt. Hinter mir hörte ich Sehun erneut laut ausatmen, als Tao ebenfalls aufstand und mich urplötzlich an sich drückte. Ich war so perplex, dass ich die Umarmung mit mir geschehen ließ. „Es tut mir alles so leid, es tut mir so leid, Yuna", sagte er an meinem Ohr. Shit, jetzt kullerten mir wirklich Tränen die Wangen hinunter. Tao presste mich noch fester an sich und streichelte mir über den Kopf. Er war bestimmt mindestens zehn Zentimeter größer als ich. Ich kann nicht sagen warum, aber ich fühlte mich ungelogen geborgen.

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