Kapitel 2

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"Komm, die Bilder sind der Hammer!", ruft Dany wenig später lachend, als wir aus dem Fotogeschäft rauskommen.

"Oh ja! Und guck dir deinen Blick an!"

Die Bilder sind wirklich lustig geworden. Es sind auch ein paar total schöne von uns beiden und jedem einzelnen dabei. Ich glaube, ich werde mal eine Collage in meinem Zimmer anfertigen, wo ich alle schönen Bilder sammele.

"Wollen wir noch kurz etwas trinken gehen?", frage ich dann.

Sie stimmt zu und wir machen uns auf den Weg in die Stadt. Leute ich sag's euch: Wenn man eine beste Freundin hat, die einen Führerschein und ein Auto besitzt, muss man keine Angst haben, dass man irgendwo nicht hinkommt. Das ist so praktisch!

Und da sie meine beste Freundin ist, fährt sie mich natürlich überall hin, wo ich will. Man kann das echt ausnutzen. Aber das mache ich natürlich nicht.

Nur manchmal. Ich bin ein echt sehr fauler Mensch. Ich laufe nicht gerne extra zur U-Bahn Station und fahre mit der Bahn, wenn mich theoretisch jemand fahren kann. So bin ich nicht. Aber ich mache es unauffällig.
Und dann gibt es die Tage, an denen es in Strömen regnet, die Eltern nicht da sind, man dringend wohin muss und Dany ebenfalls nicht da ist und ich wohl oder übel doch zur Bahn laufen muss. Das sind dann die Pechtage, die ich echt nicht leiden kann.

In der Stadt setzen wir uns in ein Café und bestellen zwei mal Cola. Es ist ein kleines, total gemütliches Café, in dem ich gerne und oft bin.

"Jenny versucht schon wieder, mir Luke auszuspannen. Langsam reicht es mir. Aber was soll ich denn machen?", erzählt Dany nachdem die Bedienung - eine freundliche, alte Frau - uns dir Getränke gebracht hat.

Luke ist ihr... halber-fast-Freund. Ist eine komplizierte Geschichte. Sie steht auf ihn, er auf sie, aber beide wollen es nicht so recht zugeben. Und Jenny ist ein Mädchen aus unserer Nebenklasse. Sie ist schon lange in Luke verliebt, er aber nicht in sie, denn er liebt ja eigentlich Daniela, aber sie versucht immer, ihn auf sich aufmerksam zu machen. Total die nervige kleine Zicke ist das. Ich kann verstehen, dass Dany sie hasst.

"Ich weiß doch auch nicht... Sag Luke doch endlich die Wahrheit. Er liebt dich doch auch. Wieso dauert das bei dir eigentlich immer so lange?"

"Keine Ahnung... Soll ich echt? Und was ist, wenn..-"

"Kein 'Wenn und Aber'! Der fühlt doch dasselbe und ist vielleicht nur zu schüchtern."

Ich sehe sie lächelnd an und füge noch hinzu:

"Ihr passt gut zusammen. Wirklich."

"Danke. Okay, ich werde ihn mal ansprechen."

Bei ihr läuft es wenigstens in Sachen Liebe. Bei mir hingegen ja überhaupt nicht mehr. Aber ich habe auch keine Lust mehr drauf. Liebe tut meistens doch eh nur weh! Seit der Sache mit Henrik und Sarah habe ich mit der Liebe abgeschlossen. So etwas gibt es für mich nicht mehr wirklich.

Manchmal wünsche ich mir, ich könnte wieder fünf sein. Damals hatte ich keine Liebesprobleme, keinen Ärger, sondern einfach nur ein unbeschwertes, schönes Leben.

Aber man kann nicht alles haben. Und das muss ich leider einsehen.

Nachdem wir noch ein bisschen gequatscht haben, fährt Dany mich dann nach Hause. Ich umarme sie kurz über den Sitz hinweg und schließe dann die Autotür.

Doch als ich ins Haus trete, bleibe ich überrascht stehen, bevor ich mir überhaupt die Jacke ausgezogen habe. Meine Hand liegt noch am Türgriff, doch ich vergesse, sie zu schließen. Ich bin so perplex, dass ich alles vergesse.
 
Dann, auf einmal, als hätte mich der Blitz getroffen, schmeiße ich meine Tasche in die Ecke des Flures, renne los durch den Flur und falle meinem Cousin in die Arme.

"Was machst du hier?", frage ich ihn, nachdem wir uns endlich voneinander gelöst haben.

Mein Cousin Jonas ist 19 Jahre alt und wohnt mit meinem Onkel und Tante in Holland. Aufgewachsen ist er in Deutschland und vor fünf Jahren sind sie in die Niederlande gezogen.

"Ich habe im Moment Semesterferien und dachte, ich kann den Rest meiner Familie in Deutschland ja mal besuchen", antwortet Jonas in seinem leicht holländischen Akzent. Ich hätte nie gedacht, dass man nach fünf Jahren schon einen Akzent hat, aber anscheinend ist Jonas sehr anfällig bei sowas.

Ich strahle über beide Ohren. Normalerweise kommt er mit meinem Onkel und meiner Tante nur an Weihnachten, da es mit den Ferienzeiten, Berufen und so weiter nicht immer einfach ist. Oder wir fahren eben manchmal dahin. Deshalb freue ich mich so sehr, dass er Mitten im Jahr herkommt.

"Jonas is back in good old Germany!", lacht Papa.

Ich muss auch lachen. Papas Englisch ist soo abgrottig schlecht. Wirklich. Das habt ihr noch nicht gehört! Er kann gerade mal Hello richtig aussprechen. Deshalb hört sich dieser Satz auch dementsprechend lustig an.
Ich schaffe es nun endlich, meine Jacke auszuziehen und richtig reinzukommen.

"Ist mir die Überraschung gelungen?", fragt Jonas, nachdem wir uns aufs Sofa im Wohnzimmer gesetzt haben.

"Oh ja, und wie!"

Ich hole mein Handy aus meiner Tasche und wir machen ein paar Erinnerungsfotos zusammen.

Ich habe Jonas echt vermisst. Natürlich vermisse ich seine Eltern genauso. Aber die werde ich vermutlich erst Weihnachten wiedersehen.

Abruptly ➳ Harry StylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt