Kapitel 57

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Am nächsten Morgen, Montag, frühstücke ich ausgiebig, ziehe mir eine schwarze Leggings, einen beigen Pulli, der mir ein bisschen zu groß ist, an und binde meine Haare zu einem Zopf. Dazu schminke ich mich natürlich und verlasse um kurz vor halb acht das Haus.
Ich sage mir immer wieder, dass ich die Matheklausur schaffe. Obwohl ich selber gang genau weiß, dass eher das Gegenteil passieren wird. Mehr oder weniger gut gelaunt steige ich in Danys Auto ein und sie fährt uns zur Schule. Habe ich schon erwähnt, dass es echt nur von Vorteil ist, wenn die beste Freundin, erstens, eine Straße weiter wohnt, und zweitens, einen Führerschein mit Auto besitzt?

Wir laufen die Treppen hoch zu unserem Klassenraum und setzen uns auf unsere Plätze.

"Ich werde Mathe gleich sowas von verkacken!", jammert Daniela.

"Nicht so negativ denken! Ich kann es selber nicht, aber du musst dir sagen, du schaffst das. Dann ist es einfacher, finde ich", meine ich.

Dany seufzt und verdreht die Augen. Mathematik ist nicht gerade unsere Stärke. Ihre genauso wenig wie meine. Unser Lehrer betritt den Raum. Wir haben bereits unsere Tische in vier Reihen gestellt, damit auch bloß keiner abgucken kann! Als würden wir sowas tun wollen, pff...

"Erst umdrehen wenn alle ein Blatt haben. Nicht nach links und rechts gucken. Nur den Füller und den Bleistift auf den Tisch legen und den Rest in eure Taschen", knurrt unser Lehrer, während er jeden Tisch skeptisch betrachtet, als hätten wir überall Spicker herumliegen.

45 Minuten später haben alle ihre Arbeiten abgegeben und dürfen in die Pause. Fünf Minuten Pause versteht sich. Die lassen uns ja nicht länger raus.

"Wie war's bei dir?", erkundigt sich Dany.
"Naja... Könnte besser sein. Aber schlecht war es nicht gerade. Und du?", antworte ich.

Die Arbeit war an sich ganz okay, die Frage ist nur, ob ich die Aufgaben richtig verstanden habe. Das Problem hatte ich schon öfter. Aber ein Wunder : Ich habe die hanze Zeit über kaum an Harry gedacht, sondern mich voll und ganz dem Unterricht gewidmet.

In den nächsten Stunden machen wir den üblichen Kram in jedem Fach und dürfen um kurz nach eins endlich, endlich gehen. Ich hätte es auch keine Sekunde länger ausgehalten. Wie gesagt, ich mag die Schule nicht. Aber wer tut das schon? Das einzige Positive ist doch, dass man seine Freunde sieht. Mehr nicht.

Dany und ich sprinten zu ihrem Auto und fahren los. Zuhause schließe ich dann die Tür auf, brülle ein :"Ich bin dahaa!", durchs Haus und gehe in die Küche, wo Jonas bereits wartet.
Da fällt mir ein, dass er übermorgen auch schon wieder abreist! Ojee, die Zeit vergeht aber auch schnell...

"Was gibt es zu essen?", erkundige ich mich.

"Äh, nichts. Deine Eltern sind noch nicht da. Wir essen heute Abend. Du kannst erstmal in dein Zimmer gehen. Tschüssi!"
Er winkt mich mit der Hand weg. Stirnrunzelnd drehe ich mich um, nehme meine Tasche und laufe die Treppe hoch nach oben.
Was macht er da unten denn, dass ich nicht da sein darf?

Ich stoße die Zimmertür auf und schmeiße meine Tasche in die Ecke. Dann gehe ich gerade aus zu meinem Schreibtisch und gucke auf mein Handy. Keine Nachricht von Harry. Schade.

"Hi", ertönt plötzlich eine Stimme hinter mir. Ich schreie kurz auf und zucke zusammen. Dann fahre ich herum und ... -

"W-was... Warum...?", stottere ich.
Da sitzt jemand auf meinem Bett und grinst mich an. Dieser Jemand hat braune Locken, unfassbar schöne grüne Augen und trägt den Namen Harry Styles.

Harry sitzt auf meinem Bett. In Deutschland. In meinem Zimmer!
Total benommen und irgendwie total fertig gehe ich zu ihm hin, strecke meine Hand aus und berühre ihn kurz an der Schulter. Das bringt ihn zum Lachen.

Er ist echt. Das ist kein Traum. Keine Einbildung.

"Was machst du hier?...", frage ich ungläubig.

"Ich hatte keine Lust mehr auf diese konische Ausbildung. Das war nicht das, was ich machen will. Ich habe abgebrochen und bin heute Morgen her geflogen."

"Einfach so?"
Ich fasse es nicht. Wie zur Hölle geht das? Von einem Tag auf den anderen...

"Ich habe immer deine Worte in meinem Kopf gehabt. 'Ich kann nicht ohne dich leben.' Und mir geht es ja genau so. Ich habe erst jetzt gemerkt, wie unglaublich doll ich dich vermisst habe. Und Samstag habe ich mich ein bisschen erkundigt und habe mich hier in Deutschland auf einen Platz beworben. Ich mache hier eine Ausbildung in so einem ähnlichen Bereich. Sie fängt in zwei Wochen an. Dann bleibe ich für immer hier. Ich ziehe wieder drüben bei meiner Mutter ein", lächelt Harry und sieht mich an. Dann nimmt er meine Hand und zieht mich dichter an sich.

"Jetzt kann uns keiner mehr trennen. Ich bleibe hier. Mein Vater ist einverstanden. Ich habe schließlich hier eine feste Ausbildungsstelle. Ich bleibe hier", murmelt er, als könne er es selber noch nicht glauben.

Ich schaue ihn immer noch völlig aus der Bahn geworfen an. Das passiert doch gerade nicht wirklich?

"Alles wird gut", flüstert Harry und küsst mich. Langsam küsse ich zurück. Ich träume. Definitiv.

"Süß, ihr beiden. Nein Mia, du träumst nicht. Harry ist hier. Viel Spaß euch noch", sagt Jonas von der Tür aus und ich kann sein Grinsen förmlich spüren.
Nein, es ist doch kein Traum.

"Harry, du... Du bist hier. Oh mein Gott du bist hier!", rufe ich dann überglücklich und springe ihm auf die Arme. Schon wieder kommen die Glückstränen hervor, die am Donnerstag in London auch schon da waren.

"Du bist hier. Endlich. Endlich. Ich kann das gar nicht richtig glauben. Du hast einfach so, mal eben übers Wochenende , deine Meinung geändert und hast sofort eine neue Stelle bekommen. Wahnsinn. Das ist der Wahnsinn. Und das wegen mir!"

Ich küsse ihn stürmisch und spüre seinen Herzschlag. Es schlägt genauso schnell wie meins.

"Danke", flüstere ich in seine Haare.
"Ich liebe dich einfach so, dass ich nicht anders konnte. Aber weißt du, das, was du eben gedacht hast, das Selbe habe ich am Bahnhof auch gedacht. Ich konnte es auch nicht glauben."

Wir küssen uns erneut. Ich bin glücklich. Der glücklichste Mensch der Welt. Und das, obwohl mein Tag, eigentlich nicht so gut angefangen hat. Mit der Mathearbeit und so..

"Niemand kann uns wieder trennen. Ich bleibe hier. Jetzt musst du mir nicht mehr hinterherfliegen. Wir sind beide hier. Für immer."
Harry legt nach diesen Worten seine Hände an meine Taille, zieht mich daran mit aufs Bett und küsst mich. Küsst mich so, wie nie zuvor. Es ist wunderschön. Dieser Moment ist wunderschön. Mein Leben ist wunderschön.
Endlich. Endlich ist er hier. Der Junge, den ich über alles liebe. Für den ich alles tun würde. Wirklich.

Abruptly ➳ Harry StylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt