Kapitel 53

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Hupende Autos.

Menschen. Überall, wo man nur hinschaut, Menschen.

Geschäftsleute, die hektisch über die Straßen rennen, Touristen, die verwirrt auf Stadtpläne gucken und einfach laufen, ohne zu gucken, und Einheimische, die mit ihren Smartphones in der Hand blind durch die Gegend latschen.

Und wer steht mitten drin? - Richtig. Mia.

Alleine. Und völlig erschöpft.

Es ist zwölf Uhr Mittags. Meine Eltern sind um acht beide zur Arbeit gefahren. Da war ich schon auf dem Weg. Weg aus meiner Heimatstadt. Aus meinem Heimatland.

Ich blicke nach rechts und links.

Große, rote Touristenbusse. Die Busse, mit denen ich schon immer mal fahren wollte. Aber jetzt habe ich keine Zeit dafür. Jetzt muss ich das tun, wofür ich hergekommen bin.

An sich, ist das alles kein Problem. Klar, ob es was bringt, weiß ich nicht. Das Problem ist nur : Ich habe weder einen Stadtplan, noch weiß ich, wo genau Harry wohnt.

"Oh Gott Mia!"

Ich schlage mir die Hand vor die Stirn. Was habe ich mir eigentlich dabei gedacht?

Einfach nach London fliegen, Harry suchen, ihn finden und hierbleiben? Nee, so einfach ist das nicht.

Ich, ein 17-jähriges Mädchen aus einer, mehr oder weniger, Kleinstadt, in einer Weltmetropole wie London. Alleine. Ohne irgendeine Ahnung, wo ich hinmuss.

Das ist weitaus die dümmste Idee gewesen, die ich je hatte. Und ich hatte schon sehr, sehr dumme Ideen! Aber das hier übertrifft alles.

Es ist Donnerstag Mittag. Um fünf nachher fährt Harrys Zug Richtung .. diese komische Stadt da, los. Aber ich will ihn vorher finden!

Das wäre besser für alle. Je später ich zurück nach Hause komme, desto mehr werde ich einen Kopf kürzer gemacht. Ob ich heute überlebe, bezweifle ich.

"Excuse me? Can i have this?", frage ich einen Touristen mit einer Karte.

Mein Englisch ist irgendwie... nicht gerade toll. Aber ausreichend. Der Typ versteht jedenfalls, was ich meine.

Er gibt mir die Karte. Ich schaue drauf. Halelulja! In der siebten Klasse hatten wir in Englisch mal das Thema London und England. Da haben wir Kartenlesen geübt. Wie gesagt, in der siebten Klasse.

Nach einer Weile finde ich den Big Ben.

Ich gebe es auf!

Ich reiche dem Typen die Karte zurück und maschiere Richtung Bahnhof.

Ich weiß nicht einmal genau, wo ich hier bin. Wie soll ich bitte zum BigBen kommen und zwischen den ganzen tausend Häusern hier, Harrys finden? Noch dazu, weiß ich nichtmal, wie das Haus von außen aussieht. Ich kenne nur den Blick durch das Fenster, den Harry mir letzt gezeigt hat.

In ca. drei Stunden wird er hier anschlagen. Auf welchem Gleis, weiß ich nicht. Obwohl... Ich nehme mein Handy heraus und wähle Harrys Nummer.

Zum Glück habe ich eine Telefonierflatrate, die auch fürs Ausland gilt.

"Hey Mia. Was gibt's?", meldet Harry sich.

"Hi. Ähm, wie hieß nochmal die Stadt, in die ihr fahrt? Der Zug geht doch um fünf, oder?"

"Harwich. Ja um 17 Uhr. Wir sind aber schon zwei Stunden früher da, denn es gibt so Kandidaten, die erst eine Stunde später als verabredet kommen. Wieso fragst du?"

Harwich. Okay. Das wird nicht so schwer zu finden sein.

"Achso. Nur so. Ich rufe dich kurz vor drei nochmal an, okay? Bis später. Ciao!"

Dann lege ich auf.

Es tut mir Leid, dass ich ihn anlüge. Aber ich kann nicht einfach sagen, dass ich nach London geflogen bin, weil ich ihn so vermisst habe. Dann erkläre mich doch alle für bescheuert. Abgesehen davon, dass sie es wahrscheinlich eh alle tun werden.

Ups. Da fällt mir gerade etwas ein. Mein Vater müsste schon wieder Zuhause sein. Der Rest meiner Familie spätestens um zwei. Ich sollte um halb zwei aus der Schule kommen. Und Dany! Niemand weiß, dass ich hier bin! Dany wird denken, ich bin vielleicht krank und kommt zu mir nach Hause. Und meine Eltern?! Mist!

Auf die Sekunde klingelt mein Handy. Ich gehe zu einer freien Bank rüber, setze mich hin und schaue aufs Display. Dany. Super.

"Hi, Dany?", melde ich mich leise.

"MIA SOPHIE LENTER! SPINNST DU EIGENTLICH?!", schreit sie in den Hörer.

Fuck!

"Was ist denn?", frage ich schuldbewusst.

"Ist das dein Ernst? Wir hatten nach der vierten Stunde Schluss. Ich dachte erst, du seist krank, obwohl du mir dann Bescheid gesagt hättest, aber als ich zu dir gefahren bin, war nur Jonas da und meinte, du bist nicht Zuhause. Deine Eltern wissen nichts von unserer Vermutung, aber wir gehen jetzt mal stark davon aus, dass du... Oh Gott! Ich krieg noch die Krise! Du sagst mir jetzt bitte nicht, dass du in London bist!?!"

Ups.

"Ähm..."

"Mia?! Ich... Scheiße! Du bist so dumm Mia, so dumm! Aber okay... Keine Angst, ich sage deinen Eltern, dass du kurzfristig zu mir gekommen bist. Jonas steht gerade neben mir und unterstützt uns. Ey, wenn das deine Eltern herausbekommen... Oje, Mia! Wie kommst du bitte darauf? Nie im Leben würde ich alleine ins Ausland fliegen! Wie hast du das gemacht, mit Geld, spontan ein Ticket kaufen, hat da keiner kontrolliert, ob du 18 bist?!", bombadiert sie mich.

"Danke. Echt. Aber.. ich konnte nicht anders. Ich wäre zerbrochen, ohne ihn. Das mit der Kontrolle... Nee, ich glaube, das hat niemanden interessiert. Ich bin locker durchgekommen. Ja, jetzt sitze ich hier am Bahnhof, weil ich keine Ahnung habe, wo Harry wohnt. Und ich kann ihn ja schlecht fragen. Ich habe ihn eben schon gefragt, in welche Stadt der Zug fährt und warte nachher an dem Gleis. Ich weiß, wie bescheuert das war. Vor allem, ohne euch Bescheid zu sagen. Aber was hättet ihr denn gemacht? Ich kann einfach keine Fernbeziehung führen. Ich kann sowas nicht", erkläre ich ihnen.

In was habe ich mich da eigentlich wieder reingeritten? Kann mir das mal einer erklären?! Scheiße...

"Okay. Okay. Alles gut. Solange du heute Abend wieder kommst, erfahren deine Eltern nichts. Ich sage ihnen, bis acht bist du bei mir, wegen einem Referat. Aber wenn du erst später oder sogar morgen erst kommst, dann bist du tot."

"Danke. Ich werde um acht wieder da sein. Versprochen. Ich rufe dich Zuhause vom Bahnhof an. Vom Flughafen nehme ich den Zug zu unserem Bahnhof. Danke ihr beiden. Tschüss! "

"Passe auf dich auf. Bis später."

Dann Stille. Natürlich nur im Handy, die Außenwelt geht ja weiter.

Egal. Ich werde Harry nachher finden. Und niemand wird mich davon abhalten!

Ich mache mich auf den Weg zu McDonald's. Pommes wären jetzt nicht schlecht. Ich habe Hunger.

Das Geld für den Flug habe ich übrigens von meinem Konto genommen. Nicht gerade schlau, aber ... meine Güte, ich konnte nicht anders. Wer würde bitte an meiner Stelle drei Wochen warten, bis sein Freund wieder kommt und für immer eine Fernbeziehung führen. Ich kann sowas nicht. Ich brauche jemanden, der immer bei mir sein kann und wenn es mir schlecht geht, sofort kommen kann. Und ich auch zu ihm.

Ich laufe ein paar mal durch den gesamten Bahnhof, um mich etwas umzusehen. Wann bekommt man bitte schonmal die Chance, nach London zu kommen? Ich gehe auch draußen ein bisschen spazieren. Irgendwann ist es dann kurz vor drei.

Abruptly ➳ Harry StylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt