Kapitel 8

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Wie lange stehe ich hier jetzt schon?

Ich werfe einen Blick auf die Uhr. Gleich eine halbe Stunde. Dabei will ich es doch eigentlich gar nicht.

Ich stehe jetzt seit einer halben Stunde am Fenster und blicke in das gegenüberliegende Haus. Dort ist das Licht aus. Wieso warte ich darauf, dass das Licht angeht und Harry herein kommt?

Ich will das doch gar nicht!

Ich will gerade die Vorhänge schließen, da geht das Licht doch an. Ich zögere kurz, lasse sie dann aber offen und sehe raus. Die Person mit den Locken bleibt mitten im Raum stehen und schaut in meine Richtung.

Es ist bereits dunkel draußen, dadurch kann man besser in andere Fenster sehen. Und ich blicke eben genau in sein Fenster.

Harry tritt näher ans Fenster und winkt. Ich lächle automatisch und winke auch.
Mein Herz macht einen Sprung. Nein! Bloß nicht!

Schmetterlinge, verschwindet aus meinem Bauch! Und zwar ganz flott.
Ich schaue kurz auf den Boden und schlucke. Dann schaue ich wieder auf. Doch Harry ist weg.

Das Gefühl verschwindet aus meinem Bauch. Ich lasse meine Schultern enttäuscht sinken. Dann schließe ich die Augen und atme tief durch.

Was macht der Typ bloß mit mir? Ich stand noch nie wegen einem Jungen am Fenster und habe ihn beobachtet!

Am nächsten Morgen werde ich von Jonas geweckt und er stellt ein Tablett mit Frühstück vor mir ab.
"Wieso bist du um halb sieben Uhr morgens schon wach?", frage ich.

"Ich wollte mal mit dir reden."

Oh nein, was kommt jetzt?

"Jaaa?", frage ich zögernd.

"Was ist da zwischen dir und diesem Lockenkopf von Gegenüber?"

Was zum...?! Woher weiß er das? Abrupt setze ich mich auf und sehe ihn an.

"Da ist nichts", sage ich leise und runzele die Stirn.

"Naja, das Gästezimmer hat ganz zufällig das Fenster zu der Seite raus, wo deins auch ist. Und der Junge hat garantiert nicht mir zugewunken und gelächelt."

Jonas sieht mich grinsend an. Ich muss lächeln und schaue ertappt auf den Boden. Ich kann aber auch echt nicht ernst bleiben!

"Naja,... also das ist Harry..."

"Ja...? Du kannst mir immer alles erzählen, ja? Du bist schließlich wie meine kleine Schwester."
"Ich weiß.." Im Schnelldurchlauf erzähle ich ihm von gester..

"Wenn er dich verletzt, dann stecke ich ihm seine Hand so weit in den Arsch, bis er sich damit von innen im Hals kratzen kann... okay, nein. Aber ich werde ihn ziemlich zusammenscheißen!", lacht Jonas anschließend. Ich kichere auch.

"Danke", sage ich dann.

---

Um Punkt 8 Uhr stehe ich dann hinter der Theke und verkaufe schon die ersten Brötchen und Brote.

Es macht mir immer noch so viel Spaß wie gestern. Ein paar alte Rentner geben mir sogar ein bisschen Trinkgeld.

In meiner Pause lege ich dann meine Schürze weg und ziehe mir die Handschuhe aus. Helga kommt zu mir und fragt:

"War Isabel zufällig schon hier?"

Ich schüttele den Kopf. Eigentlich hätte sie heute mit mir Schicht gehabt...

"Ich habe sie eben angerufen. Sie liegt mit Grippe im Bett und wird die nächsten zwei bis drei Wochen nicht kommen", erklärt Thomas uns von hinten im Lager. "Super. Das passt ja ganz toll." Helga stöhnt auf.

"Dann müssen wir noch jemanden suchen, der die Stelle für die Ferien übernehmen kann. Ich stelle schon mal den Aushang fertig. Kannst du den nach deiner Schicht eben draußen aufhängen?", fragt sie mich dann.

Ich nicke.

Dann verschwindet sie ebenfalls im Lager und ich binde mir meine Schürze wieder um.

Alleine ist so eine Schicht soch ziemlich anstrengend. Auch, wenn es wenig Kundschaft gibt, ich muss schließlich alleine alles einräumen und auffüllen. Echt stressig. Und das am zweiten Tag!

Atemlos reiße ich mir um Punkt 14 Uhr die Schürze vom Leib und stürme nach Verabschiedung aus dem Laden, um die Stellenanzeige auszuhängen.

Nicht, dass ich keine Lust mehr aufs Arbeiten habe, so ist das nicht, aber ich bin doch froh, endlich Schluss zu haben. Ich hänge den Zettel gut sichtbar an eine Anzeigetafel vor der Bäckerei.

Ich hoffe, es findet sich jemand. Sonst muss ich es wahrscheinlich immer alleine machen, oder Helga muss den Plan ständig umändern. Und das wäre Stress pur.

Abruptly ➳ Harry StylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt