Abruptly ➳ Harry Styles

Kapitel 13

"Du machst das gut. Hast du schonmal Brötchen verkauft?", erkundige ich mich.

"Ja. In meinem ursprünglichen Heimatort Holmes Chapel habe ich mit 16 in einer Bäckerei gearbeitet. Wir sind erst, als ich 18 war nach London gezogen."

"Von uns beiden hast du irgendwie die interessantere Geschichte im Leben."

Ich grinse. Meine Kindheit war wie jede andere auch. Normal halt. Ich lebe noch dort, wo ich aufgewachsen bin und wir leben wie eine normale deutsche Familie. Ich wüsste gerne mehr über Harrys Leben, aber ich möchte ihn jetzt auch nicht ausfragen.

"Jeder hat eine interessante Geschichte", erwidert Harry.

"Außer ich. Mein Leben ist normal verlaufen. Nichts besonderes halt." Ich zucke mit den Schultern.

"Jetzt höre mir mal zu." Harry kommt einen Schritt auf mich zu und blickt mir in die Augen. "Jedes Leben ist besonders. Und du kannst glücklich sein, dass du so ein Leben hast. Es gibt viele, die kein schönes Leben haben. Auch deines ist definitiv besonders. Glaube mir. Und jedes Leben ist wertvoll wie die anderen."

Ich versinke in seinen Augen. Ich bin nicht fähig irgendetwas zu sagen. Er steht keine zehn Zentimeter vor mir. Wieso wirft er mich so aus der Bahn? Jetzt kenne ich ihn etwas besser, aber vorher ging es mir ja auch schon so. Er hat was an sich, was einfach wunderschön ist.

Ohne es zu merken, bin ich ihm näher gekommen. Ich schaue kurz auf seine Lippen, dann wieder in seine Augen. Er tut das selbe. Sein Blick springt ebenfalls von meinen Lippen zu meinen Augen. Plötzlich erklingt irgendwo ein Lautes 'Pling!'

Wir fahren fast gleichzeitig erschrocken zusammen. Harry tritt einen Schritt rückwärts und murmelt: "Sorry. Das ist die Brotmaschiene."

Als er sich umdrehen will um ins Lager zu gehen, stolpert er fast über die mittlerweile leere Kiste, fängt sich aber wieder und geht dann nach hinten. Ich schaue ihm nur lächelnd hinterher. Er war anscheinend auch so abweisend von der Außenwelt wie ich.

Oh Gott. Was mache ich hier eigentlich?

Anscheinend fühle ich doch etwas für ihn. Sonst wäre das hier eben nicht passiert. Ich stütze beide Hände auf die Theke und seufze.

Ich muss nach Hause. Dringend.

Ich nehme meine Schürze ab und lege sie sorgfältig in ein Regal unter der Theke. Dann rufe ich kurz: "Ich mach Schluss für heute. Helga kommt in zehn Minuten. Ciao!" Ich stehe schon in der Tür, als Harry antwortet:

"Ist gut. Bis morgen! "

Er klingt so wie immer. Tut er jetzt so, als wäre nie etwas passiert? Naja gut, es ist nichts passiert. Aber fast.Und sowas vergisst man nicht. Ich kann schwören, dass er auch darüber nachdenkt. Jonas hat mir mal erzählt, dass, auch wenn Jungs sagen, dass es ihnen egal ist, sie trotzdem stundenlang, manchmal sogar tagelang über eine Sache nachdenken. Vielleicht ist es so. Vielleicht will Harry es aber trotzdem wieder vergessen.

Gedankenverloren gehe ich nach Hause. Die frische Luft weht mir um die Nase und wirbelt durch meine Haare. Ich ordne sie etwas und schließe dann die Haustür auf.

Dany ist schon wieder da. Wartet sie jetzt zwei Wochen lang jeden Mittag auf mich? Das kann sie doch nicht bringen! Jonas und Dany sehen mich gespannt an .

"Ich habe Harry's Blick vorhin gesehen. Das war meine Absicht genau heute zu kommen und das alles zu sagen. Er sah ziemlich... eifersüchtig aus." Jonas grinst schief.

Ich seufze und lasse meine Tasche auf den Boden fallen. Dann lehne ich mich rückwärts gegen die Wand.

"Ich weiß jetzt, was ich will", flüstere ich fast eher zu mir selber, als zu den beiden.

"Und das wäre...?"

"Ich fühle doch was für ihn. Und ich habe mich... verdammt nochmal ja... ich habe mich in ihn verliebt!" Ich atme hörbar aus und schließe die Augen. Jeder kann meinen, was er will, aber ich finde, dieses Kribbeln im Bauch, dieser Wunsch immer in seiner Nähe zu sein, gehört nicht gerade zum Thema Freundschaft.

"Geht doch.. endlich. Und er steht auch auf dich. Das wette ich. Zumindest seiner Reaktion nach zu urteilen", grinst Jonas.

"Das vermute ich auch. Er hat... wir haben uns fast geküsst...", murmle ich.

"Was?!" Die beiden gucken mich, als hätte ich mich in ein Auto verwandelt. Ist das ein Verbrechen oder was? Diese Blicke sind gruselig.

"Wer hat versucht dich zu küssen?", fragt plötzlich Mama, die aus dem Wohnzimmer kommt.

Shit! Hat sie alles gehört?
Oh Gott, das wird jetzt peinlich!