Kapitel 5

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Ich nehme nichts und niemanden mehr wahr. Ich schalte alles ab. Das Vogelgezwitscher verblasst und der Autolärm verschwindet.

"Meine Schuld", kommt von dem Typen der direkt, nicht einmal einen Meter vor mir steht.

Es ist nicht irgendein Junge. Es ist der schönste Junge dem ich je begegnet bin. Er ist hübscher als Hendrik. Tausend mal hübscher.

Seine grünen Augen mustern mich. Sein Gesicht ist umrahmt von braunen, etwas längeren Locken. Er ist größer als ich, aber nur fünf, sechs Zentimeter. Ich bin immerhin schon 1,75 Meter.

Als er lächelt, bilden sich kleine Grübchen auf seinen Wangen. Das sieht total süß aus. Dieser Junge ist mir sympathisch. Sehr sympathisch.

Ich glaube, wenn jemand uns beobachtet, wird er sich fragen, wie sich zwei fremde Personen sich so lange schweigend ansehen können. Dieser junge Mann und ich sehen uns nur in die Augen und sagen nichts.

Diese Augen ziehen mich an. Sie haben etwas Magisches.
Dann unterbricht der Lockenkopf die Stille mit den Worten: "Ich bin Harry."

Harry. Harry. Harry. Was für ein schöner Name. Ich mag englische Namen total .

Okay, Mia, sag jetzt auch etwas, sonst denkt er, ich habe einen Knall!

"Äh, Mia", sage ich dann leise und reiche ihm kurz die Hand.

Er nimmt sie und hält sie etwas länger fest als nötig.

Seine Hand ist warm und weich. Für einen Jungen hat er schöne Hände.

Was ist an ihm eigentlich nicht perfekt? Okay, ich kenne seinen Charakter nicht, aber schlecht kann der nicht sein. Ich kann nicht anders und muss ihn die ganze Zeit ansehen.

"Wohnst du hier?", fragt Harry dann und deutet auf mein Haus.

Harry. Dieser Name wiederholt sich in meinem Kopf wie ein Echo. Perfekter Name, perfekter Körper. Und sehr charmante Art.

Ich nicke: "Ja, da drüben wohne ich."

"Okay. Hallo, neue Nachbarin!" Harry grinst freundlich.

Harry. Ist. Mein. Nachbar?! Ich werde ihn jeden Tag sehen? Er wohnt bei mir Gegenüber? Oh mein Gott. Mein Herz kriegt gleich einen Kollaps.

"Cool", bringe ich nur hervor. Harrys Augen mustern mich immer noch. Da ich nicht gerade klein bin, sind wir fast auf Augenhöhe und ich brauche so nicht weit nach oben schauen.

Doch dann fällt mir die Sache mit der Bäckerei ein. Wenn ich da gleich nicht hingehe, bekomme ich den Job vielleicht nicht. Dann hat ihn jemand anderes. Und das wäre blöd.

Also sage ich entschuldigend: "Du, sorry, aber ich muss los."

"Darf ich fragen wohin?" Harry lächelt süß, während er sich mit seiner Hand eine Locke von der Stirn streicht.

"Ich brauche einen Job und habe jetzt ein Bewerbungsgespräch."

"Cool. Viel Glück!"

Ich lächle. Er auch. Dann geht er weiter und ich mache mich endlich auf den Weg zur Bäckerei.

Was war das denn bitte gerade? Ich rede ständig davon, dass ich Jungs nicht mehr so beachte und mich nicht mehr verlieben möchte, und jetzt bin ich auf dem besten Weg dahin! Also gut, von Liebe kann man noch lange nicht sprechen, aber da war so etwas zwischen uns. Etwas Besonderes. Und da wir jetzt Nachbarn sind, werden wir uns wohl des Öfteren über den Weg laufen.

Ich erreiche die Backstube.

"Guten Tag. Was hätten sie gerne?", werde ich freundlich von einer älteren Dame hinter dem Tresen begrüßt.

"Ich bin hier wegen der Aushilfsstelle. Sie suchen eine Verkäuferin, richtig?"

"Achso. Ja. Sie haben Glück. Die Stelle ist noch frei. Wie heißen Sie denn?"

Ich erzähle ihr kurz ein paar Fakten über mich und das Wichtigste halt. Dann meint sie: "Das klingt ja ganz vielversprechend. Sie können morgen früh zum Probearbeiten herkommen."

"Super. Vielen Dank."

Ich lächle freundlich und verabschiede mich dann. Wuhuuu! Ich habe 'nen Job! Naja, wenn alles gut läuft und ich mich morgen gut mache.

Ich soll morgen meine Bewerbungsunterlagen mitbringen und wenn alles klappt, habe ich den Job!

Glücklich schließe ich die Haustür auf und gehe dann ins Gästezimmer. Jonas sitzt auf seinem Bett, das Handy in der Hand.

"Ich darf morgen Probearbeiten!", rufe ich grinsend und Jonas umarmt mich.
"Ist ja super! Glückwunsch." Ich erzähle ihm kurz den Ablauf von eben. Er freut sich ungefähr genauso wie ich.

Erst, als ich in meinem Zimmer sitze, denke ich wieder an Harry. Automatisch gehe ich zu meinem Fenster und blicke in das Nachbarhaus.

Ich entdecke einen jungen Mann an einem Fenster. Er hat dunkle Locken. Er lächelt mich an, das erkenne ich von hier. Harry!

Dann winkt er kurz. Ich winke lächelnd zurück. Das Haus ist nicht allzuweit entfernt, sodass ich ihn gut erkennen kann.
Fast gleichzeitig legen wir eine Hand an die Scheibe. Und wir lächeln uns immer noch an.

Doch dann scheint ihn jemand gerufen zu haben, denn er dreht sich kurz um und sagt etwas. Dann blickt er noch einmal zu mir, winkt wieder und geht dann aus dem Raum.

Ich kenne ihn doch kaum, wieso finde ich dann etwas so Anziehendes an ihm? Er ist attraktiv, klar. Aber ich fühle da irgendeine Verbindung zwischen uns. Ich habe das Gefühl, als würde ich ihn total gut kennen.

Abruptly ➳ Harry StylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt