Kapitel 12

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Als wir mit unserem Kaffeekränzchen fertig sind, was in unseren Fall ja eher ein Teekränzchen geworden ist, bleiben wir trotzdem noch am Tisch sitzen und quatschen. Ich höre die Haustür aufgehen und wenig später guckt Jonas in die Küche.

"Ohh, störe ich bei eurem Kränzchen?"

"Nöö... Willst du auch 'nen Tee?", seufze ich.

"Was hast du denn so komische Laune?" Jonas mustert mich entgeistert.

"Ich habe keine komische Laune. Ich bin nur etwas verwirrt."

"Und, lasse mich raten... Es liegt an Harry?"

Ich nicke.

"Mia hat erzählt, er hat heute in der Bäckerei Probearbeiten gehabt. Jetzt ist er angestellt...", plappert Dany munter drauf los.

Gut so. So muss ich wenigstens nichts sagen, denn ich verspüre nicht die geringste Lust, mich jetzt zu unterhalten.

Wenn Dany es jetzt so erzählt, klingt es wie aus diesen komischen Kitsch-Romanen, wo zwei sich irgendwo kennenlernen, sich daraus die ach-so-große Liebe entwickelt und sie bis an ihr Lebensende zusammen sind, mit 20 Kindern und 5 Hunden und dann friedlich und glücklich gleichzeitig sterben.

Toll. Kitsch-Roman halt. Die Realität fühlt sich leider etwas anders an. Da ist nicht alles so einfach. Ich stöhne auf und stütze den Kopf in die Hände.

"Komm' Mia. Du schaffst das schon. Du wirst den richtigen Weg gehen, das weiß ich. Und vergiss endlich Hendrik. Das ist Passé. Wage einen neuen Versuch, wenn dein Herz es so will."

"Mein Gott, du könntest ja Kummerkastentante bei der Bravo werden mit deinen Ratschlägen", lache ich. Jonas grinst auch:
,,Ja, das sollte ich wohl."

"Vielleicht hast du Recht. Ich muss auf mein Herz hören. Und ich werde mal drüber nachdenken, was es denn überhaupt will", meine ich dann.

Ich stehe auf und stelle meine Tasse ins Waschbecken. Dany muss kurz darauf los. Dann sind Jonas und ich wieder alleine.

"Wo warst du eigentlich?", frage ich ihn.

"Musste kurz in die Stadt.""Achso."

"Nur mal angenommen, Harry klingelt heute oder morgen nochmal. .. soll ich dann aufmachen und ihn reinlassen?", fragt Jonas sicherheitshalber.

"Keine Ahnung. Ja, kannst du. Ich kann ihn ja sonst immer noch wegschicken."

Jonas nickt nur zur Bestätigung. Will ich das wirklich?

---

Am nächsten Morgen stehe ich um Punkt acht neben Harry an der Theke. Helga muss irgendwie schnell weg und überlässt uns den Laden bis Mittags.

Heute sind kaum Kunden da. Beste Zeit, um sich mal besser zu unterhalten. Ich möchte schließlich wissen, mit wem ich da eigentlich genau arbeite.

"Wie heißt du eigentlich ganz?", erkundigt Harry sich, als hätte er meine Gedanken gelesen.

"Mia Sophie Lenter. Und du?"

"Harry Styles."

Harry Styles. Sein Nachname passt zu ihm. Er hat echt Style. Was für Zufälle es gibt! Lustig.

"Wieso fragst du?", frage ich ihn. Ja, mir ist klar, dass er mich nur kennenlernen will. Aber ich würde es gerne aus seinem Mund hören.

"Nur so. Ich meine, ich weiß fast gar nichts über dich und wir sind jetzt Arbeitskollegen. Also... kleine Fragerunde?"

"Okay. Fang an." Ich lächle, wie immer, wenn ich mit Harry rede.

"Was hast du für Hobbys?"

"Lesen, Tennis spielen und Klavier spielen. Du?", erzähle ich.

"Auch Tennis spielen, singen und ab und zu Golfen." Harry wirft mir ein freundliches Lächeln zu.

"Singen? Finde ich gut", ich grinse, ,,Hast du Geschwister?"

"Ja, eine Schwester. Die ist aber in London geblieben. Du?"

"Nee, ich bin Einzelkind. In London?"

"Ja, wir wohnten vorher in London. Beruflich musste mein Dad hier her ziehen. Er will aber wieder zurück nach London."

"Cool. Ich liebe London. Ich war einmal dort und es hat mir richtig gut gefallen. Aber woher kannst du dann so gut Deutsch?"

"Ich habe ein paar Deutsche Kurse besucht, da ich schon immer mal nach Deutschland ziehen wollte."

Ich nicke nur interessiert. Aus einer Weltstadt wie London in so einen kleinen Ort hier in Deutschland. Das muss eine echte Umstellung gewesen sein.

"Vermisst du England?"

"Klar. Ich bin dort aufgewachsen. Aber es ist toll, mal etwas Neues kennenzulernen."

In dem Moment geht die Tür mit einem Klingeln auf und - Jonas kommt herein.

"Jonas? Was machst du hier?", frage ich ihn grinsend.

Ich wette, er kommt wegen Harry.

"Wollt kurz Brötchen für heute Abend holen", antwortet er.

Ich spüre Harrys skeptischen Blick. Er fragt sich wohl, wieso wir uns so gut kennen. Dass Jonas mein Cousin ist, weiß er ja nicht. Soll ich ihn mit Absicht eifersüchtig machen? Wäre schon interessant zu sehen.

"Jetzt schon? Wir haben erst 11 Uhr Vormittags. "

"Okay, dann für heute Mittag. Ich koche heute."

"Aha. Ist klar."

Ich schaue ihn herausfordernt an und grinse dann. Ich wende mich Harry zu und sage:

"Kannst du uns bitte 4 Brötchen in eine Tüte packen? Danke."

Zähneknirschend und irgendwie enttäuscht stopft er 4 einfache Brötchen in eine Tüte und knallt sie schon fast auf den Tresen. Ich zucke zusammen und schaue ihn entgeistert an. Das ging ja schneller als ich dachte.

Als Jonas bezahlt hat, mich kurz umarmt hat und dann wieder draußen ist, frage ich Harry, der immer noch zähneknirschend vor sich hin starrt: "Was hast du denn?"

"War das dein Freund?"

Ich spüre, wie er versucht, weiterhin freundlich zu bleiben, innerlich aber fast explodiert.

"Nein. Nein, das war nicht mein Freund. Und wenn, hättest du ein Problem damit? "

So, jetzt raus mit der Wahrheit...

"Nein... aber... wer war das?"

Vor Erleichterung springt ihm fast das Herz raus. Das kann ich sehen. Er scheint wohl wirklich eifersüchtig gewesen zu sein.

"Das war mein Cousin, Jonas. Er wohnt eigentlich in Holland, ist aber über die Ferien hier", erkläre ich ihm.

Er atmet hörbar aus.

Ich kann nicht anders und frage, mit einem kleinen Grinsen:

"Warst du eifersüchtig?" "Quatsch, nein. Wieso sollte ich? Das..." Er bricht ab und sagt stattdessen: "Ich hole mal eben neue Brötchen von hinten."

Ich nicke und grinse in mich hinein. Irgendwie finde ich es ja süß, wenn er eifersüchtig ist. Seine Wut war ihm ja aus den Augen zu lesen.

"Was freust du dich denn so?"

Ups. Harry ist schon wieder da und hat mein unterdrücktes Lachen mitbekommen.

"Ach, nix. Soll ich helfen beim Einräumen?"

Ich greife in die Kiste und sortiere die Brötchen sorgfältig ins Regal ein. Zwischendurch beobachte ich Harry ein bisschen. Gott ist er heiß, wenn er diese Brötchen in die Ablage legt, mit seiner Schürze um.

Abruptly ➳ Harry StylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt