Kapitel 47

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Die Tage verlaufen quälend langsam. Es ist doch immer so: Wenn man sich auf etwas freut, dann dauert es ewig, bis der Tag da ist.

Ich habe die Woche über versucht, mich nur auf die Schule zu konzentrieren. Und - ihr könnt es euch wohl denken - hat es laum geklappt. Entschuldigt, ich korrigiere: Es hat gar nicht geklappt! Ich habe ständig darüber nachgedacht, was Harry wohl jetzt sagen, machen, denken würde...

Das Leben ist manchmal echt unfair. Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals in so etwas hereingerissen werde. Dass ich jemals eine Fernbeziehung führen muss. Dass ich jemals - ...

"Mia?!", reißt mich Jonas' Stimme aus den Gedanken. Ich sehe von meinem Schreibtisch auf und blicke zur Tür, wo es gerade geklopft hat.

"Ja? Komme rein", seufze ich und sehe wieder auf den Tisch vor mir. Da liegen meine Mathe Hausaufgaben, die ich schon vor einer Stunde fertig haben wollte...

Jonas stellt einen Teller vor mir ab und fügt hinzu:

"Habe ich aus der Bäckerei mitgebracht. Schönen Gruß von Helga. Sie hat gefragt, wie es dir so geht..."

"Danke. Was hast du gesagt?" Ich nehme dankend den Teller an und begutachte den Muffin, der darauf liegt. Ich lächle. Diese Muffins habe ich schon immer geliebt.

"Naja, ich habe gesagt, alles ist in Ordnung,  weil... sie muss ja nicht alles wissen."

Ich nicke nur. Er hat Recht. Es geht Helga ja wohl nichts aus meinem Privatleben an!

"Ach ja, Lana arbeitet da übrigens nicht mehr. Helga hat sie gefeuert und außerdem muss sie ja auch wieder zur Schule."

Ich lache kurz. Achja, diese kleine Hexe gab es ja auch noch... Wie gut, dass ich das mit Harry geklärt habe! So eine miese kleine... Hexe!

"Ja, ich gehe dann wieder. Und denke dran : In vier Tagen kommt Harry wieder."

Jonas zwinkert mir kurz zu und schließt die Tür dann hinter sich.

Ich betrachte den Muffin. Schokolade. Schokolade ist gut für die Nerven. Das hat meine Oma mir früher immer gesagt. Und ich finde, da ist auch ein kleines Fünkchen Wahrheit dran. Ich lächle und beiße dann ab.

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"Du musst aber mal raus kommen! Bitte komme mit!", bettelt Dany am nächsten Nachmittag.

Wir stehen in unserem Flur. Naja, ich drinnen auf Socken, Dany und Zayn hinter der Türschwelle draußen in Winterschuhen. Oder Herbstschuhe, falls es sowas gibt.

"Ich habe aber keine Lust... Wollt ihr nicht jemand anderen fragen?", schlage ich vor.

Ich lehne meinen Kopf gegen die offene Tür und betrachte Dany und Zayn abwechselnd.

Die beiden kamen gerade bei mir vorbei und haben gefragt, ob ich mit ihnen in die Stadt möchte. Angeblich brauche ich etwas Ablenkung. Ja, sie mögen ja Recht haben, aber ich habe keine Lust neben einem Pärchen (!) durch die Stadt zu latschen. Als... zum Teil Single, zum Teil in einer Beziehung... Hier bin ich schließlich so gesehen single. Könnte man meinen, aber ich sehe das anders. Ich bin in einer Beziehung. Zwar eine Fernbeziehung, aber eine Beziehung. Punkt. Aus. Fertig.

Trotzdem bin ich hier alleine.

"Bitte, Mia. Zu zweit ist das langweilig...", sagt nun auch Zayn.

Ich seufze und schlüpfe dann in meine Schuhe.

"Okay", sage ich, während ich meine Jacke anziehe. Ich sehe regelrecht das Funkeln vor Freude in Danys Augen.

Ist das jetzt wirklich so toll? Gut, wenn sie mich unbedingt dabei haben wollen.. nur zu!

Ich schließe die Haustür hinter uns und wir laufen los in die Innenstadt. Dany wollte nach irgendeinem Geschenk für ihre Mutter gucken, da diese am Sonntag Geburtstag hat. Sonntag. Der Tag, an dem Harry und ich uns wieder trennen müssen. Ich schlucke. Kann ich den Tag nicht einfach mal genießen und ausnahmsweise mal nicht an Harry denken?! Mensch...

"Guckt mal, das ist doch süß!", ruft Dany plötzlich, und ich bemerke, dass wir bereits vor einem Schaufenster angekommen sind. Dany zieht uns hinterher in den Laden rein und hält wenig später eine Packung, wo ein Duschgel und eine Handcreme drin sind, die mit Mustern verziert sind, in die Höhe.

Es sieht tatsächlich sehr schön aus. Dany grinst uns an und wir nicken.

"Ja, das ist gut", meint Zayn. Ich stimme ihm zu. Also flitzt Dany zur Kasse. In der einen Hand ihr Portemonnaie, die Tasche, die übrigens etwas zu groß ist, über die Schulter gehängt und in der anderen Hand die Geschenkpackung.

Ich grinse kurz, da es ziemlich lustig aussieht, und begebe mich dann zum Ausgang.

Wenig später kommen die beiden hinterher.

"Du hast echt.nicht wirklich Lust, was?", fragt Dany, leicht seufzend.

Ich zucke mit den Schultern und frage:

"Keine Ahnung. Wollen wir irgendwo Pizza essen gehen?"

"Klar. Ich kenne einen guten Italiener, am Ende der Einkaufsstraße", meint Zayn und Dany nickt.

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Am Abend komme ich dann wieder nach Hause. Der Tag lief zwar besser, als ich erwartet hätte, und klar, es hat mich ein wenig abgelenkt, aber ich bin im Moment einfach nicht in guter Stimmung. Ihr könnt euch ja wohl alle denken, warum...

Abruptly ➳ Harry StylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt