~ 2 ~

284 20 65
                                    

Der regelmäßige Herzschlag von Sebastian dringt in mein rechtes Ohr. Ich lausche dem Rhythmus und zeichne mit meinem Finger das Tattoo auf  dem Oberarm meines Freundes nach. Durch das Licht des Fernsehers, der gegenüber von der Couch auf der wir liegen, steht, kann ich die schwarze Tinte erkennen. Es ist eine kleine Nachtigall, die er sich vor einigen Wochen stechen lassen hat. Meine andere Hand liegt auf dem Leder der Couch.

,,Warum hast du dich eigentlich für eine Nachtigall entschieden? Du hättest jeden anderen Vogel nehmen können." Meine Stimme klingt neben den Geräuschen des Fernsehers - der nur nebenbei eingeschaltet ist, weil wir beide nicht auf ihn achten - leise, aber Sebastian scheint mich gehört zu haben.

,,Weißt du wofür Nachtigall bekannt sind?" entgegnet er. Ich schüttele den Kopf, wodurch mein welliges Haar auf seiner Brust verrutscht. Meine Finger fahren mittlerweile die Flügel des schwarzen Vogels nach. Der Tätowierer hat wirklich jedes Detail beachtet. Die Flügel der Nachtigall bestehen aus vielen einzelnen Federn, die zum Ende der Flügel hin immer kleiner werden.

,,Sie haben einen wunderschönen Gesang, genau wie du." Den letzten Teil des Satzes hebt er besonders hervor.

Mein Herz macht einen Freudensprung und unwillkürlich muss ich grinsen, auch wenn ein Teil in mir sich gegen das Kompliment sträubt. Wie kann er nur so süß sein?

Sebastian und ich sind bereits seit zwei Jahren zusammen, aber die Gefühle sind noch genau so stark wie am Anfang unserer Beziehung. Jeder Kuss und jede Berührung lässt ein intensives Kribbeln in meinem Bauch entstehen, dass ich für immer behalten möchte. Es ist wie eine Droge, ohne die ich nicht mehr leben kann.

,,Ich liebe dich." hauche ich und mein warmer Atem streift Sebastians Brust. Der Herzschlag an meinem Ohr wird schneller und auf auf Sebastians Haut entsteht eine Gänsehaut.

,,Ich liebe dich auch, Camila." erwidert Sebastian und gibt einen federleichten Kuss auf meinen Scheitel. Die Schmetterlinge in mir prallen gegen die Bauchwand und verstärken das wohlige Gefühl in meinem Magen.

Sebastian beginnt mit seinen Fingern meine Kopfhaut zu kraulen. Entspannt seufze ich. Meine Augenlider schließen sich und ich lasse mich immer weiter fallen.

---

Das Nächste, was ich am Morgen wahrnehme, ist der eingeschaltete Fernseher. Wir haben gestern Abend scheinbar vergessen, ihn auszuschalten.

Ich blicke nach oben zu Sebastian, dessen Augen noch immer geschlossen sind. Sein Mund ist dafür ein Stück geöffnet. Leichte Atemstöße aus seiner Nase kitzeln meine Stirn. Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, schiebe ich seine kräftigen Arme von mir herunter und stehe auf.

Plötzlich zieht die Stimme einer Moderatorin aus einer Morgensendung meine ganze Aufmerksamkeit auf sich. Der Sender, der mir zuvor ziemlich egal war, wirkt auf einmal ganz interessant. ,,Wir begrüßen unseren nächsten Gast. Shawn Mendes!"

Die Zuschauer, die im Studio anwesend sind, applaudieren und der braunhaarige Sänger betritt mit einem breiten Lächeln den Raum. Ich verfolge jeden seiner Schritte, bis er bei der Moderatorin angekommen ist und sich neben ihr auf einen Stuhl gesetzt hat.

Er sieht fast so aus wie in meinen Erinnerungen. Seine Haare sind ein Stück länger und seine Arme breiter als damals. Beim genaueren Hinsehen fällt mir auch auf, dass sein Lächeln sanfter wirkt. Es könnte aber auch daran liegen, dass ich, im Gegensatz zu damals, nichts mehr für ihn empfinde.

Drei Jahre haben wir uns nicht mehr gesehen. Ich vermisse meinen besten Freund, falls wir das überhaupt noch sind. Seit unserem Gespräch in San Francisco haben wir nicht mehr miteinander gesprochen. Wir sind zwar noch einige Male mit unserem gemeinsamen Song ,,I Know What You Did Last Summer" aufgetreten, aber wir haben weitestgehend den Kontakt gemieden.

Ich schüttele den Kopf, um meine Gedanken zu verdrängen. Shawn ist kein Teil mehr meines Lebens. Ich greife nach der Fernbedienung, um den Fernseher auszuschalten. Dann mache ich das, wofür ich eigentlich aufgestanden bin.

Nachdem ich mein Handy vom Tisch geholt habe, stelle ich mich vor das Sofa und schieße ein Foto von Sebastian. Ich beuge mich nach vorne und streiche eine blonde Haarsträhne nach oben, die Sebastian vor die Stirn gefallen ist. Es macht mich verrückt, dass es jedes Mal dieselbe Strähne ist, die nach vorne fällt. Stören tut es mich nicht, immerhin liebe ich es, mit meinen Händen durch seine Haare zu streichen.

---

,,Ich weiß bis heute nicht, wie du diese Dinger essen kannst." gibt Sebastian angeekelt von sich.

Ich lache. ,,Das sind nur Tomaten, die töten dich schon nicht." Mit meiner Gabel lege ich eine Tomatenscheibe von meinem Teller auf seinen.

Sebastian rutscht mit dem Stuhl nach hinten, wodurch ein Quietschen ertönt. ,,Nimm das Ding bitte weg, das ist ekelhaft." Mit dem Zeigefinger zeigt er auf die Tomate.

,,Du benimmst dich wie ein kleines Kind." Belustigt steche ich in das Gemüsestück, lehne mich über den Glastisch und nähere mich mit der Gabel seinem Gesicht.

,,Camila, hör bitte auf. Die Dinger sind einfach widerlich." Hilflos hält er sich die Arme vor das Gesicht.

Ich setze mich wieder auf meinen Stuhl und der Mann gegenüber von mir rückt wieder an den Tisch heran.

,,Hat da jemand Angst vor Tomaten?" necke ich ihn und strecke die Zunge aus.

,,Ich habe vor nichts Angst." erwidert er und verschränkt die Arme vor der Brust. Sein eng anliegendes Shirt schmiegt sich an seine Oberarme, wodurch seine Muskeln betont werden. Ich ziehe scharf die Luft an. Scheiße sieht das heiß aus.

Kaum habe ich die Gabel angerührt, steht Sebastian auf und läuft um den Tisch herum. Unerwartet beginnt er meinen Bauch zu kitzeln. Ich beginne zu lachen und die Gabel fällt klirrend auf die Fliesen der Küche.

,,Machst du das mit den Tomaten noch einmal?" fragt er mich grinsend. Da ich wegen meinem Gelächter nicht sprechen kann, nicke ich einfach nur.

,,Bist du dir sicher?" Kurz hört er auf mich zu kitzeln und lässt mich zu Wort kommen.

,,Was machst du, wenn ich nicht damit aufhöre?" frage ich provokant.

,,Dann", er nähert sich meinem Gesicht, ,,passiert das hier." Er riecht nach Kaffee, den er so gerne trinkt. Sebastian drückt seine Lippen auf meine. Ich erwidere den Kuss und spüre kurz darauf seine Zunge an meiner Unterlippe. Der Geschmack seines Kaffees vermischt sich mit dem Geschmack der heißen Schokolade, die ich getrunken habe.

Ich gewähre seiner Zunge Einlass und wie von selbst gesteuert findet eine Hand von mir den Weg in seinen Nacken, um ihn näher an mich zu ziehen. Die andere Hand wandert unter sein weißes Shirt und fährt die Konturen seiner Bauchmuskeln entlang. Sebastian seufzt in den Kuss hinein.

Seine Finger wandern an die Stelle hinter meinem Ohrläppchen, an der ich sehr sensibel bin. Sanft streicht er über die Stelle und löst damit ein gewaltiges Kribbeln in mir aus.

,,Wir sollten ins Schlafzimmer." wispere ich.

,,Ich habe eine bessere Idee." Sebastian hebt mich im Brautstil hoch und trägt mich durch den Flur ins Wohnzimmer, das gegenüber von der Küche liegt. Auf der Couch lässt er mich ab und mein Rücken sinkt ins Polster. Er stützt sich über mir ab und vereint unsere Lippen zu einem weiteren leidenschaftlichen Kuss.


Den Rest der Szene könnt ihr euch bestimmt denken, ich führe das nicht weiter aus 😏😂

Ich habe mir überlegt, dass ich ab jetzt jeden dritten Tag ein Kapitel hochlade. Ich habe dann immer genug Zeit, vorzuschreiben und kann dann zweimal in der Woche hochladen 🙈

Used To This [S.M. & C.C. Fanfiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt