~ 44 ~

222 12 54
                                    

Ich überbrücke den letzten Abstand zwischen unseren Lippen. Ein Schmetterlingsschwarm beginnt in meinem Körper ruhelos umherzufliegen und ich bin mir sicher, dass es nur gute Schmetterlinge sind. Meine Hände wandern an Shawns Nacken und bekommen kleine Stromstöße von Shawns Haut ab. Währenddessen legt er seine Hände an meine Hüfte.

Wir lösen unsere Lippen für einen Moment voneinander und ich öffne meine Augen, um in die bezaubernden Augen des Kanadiers blicken zu können. In der Mitte seiner Iris erkenne ich grüne Flecken, die mir bisher noch nie aufgefallen sind. Sofort vereine ich unsere Lippen wieder und ein Feuerwerk explodiert in mir. Alle meine Gefühle für Shawn, die ich die letzten Jahre unterdrückt habe, stecke ich in diesen Kuss. Und an der Art wie er den Kuss erwidert erkenne ich, dass er das Gleiche empfindet.

Alle Zweifel, alle Ängste, alle Unsicherheit sind urplötzlich verschwunden und ich bin mir sicher: Ich liebe Shawn Mendes. Schon seit drei Jahren. Ich hatte die Gefühle bloß verdrängt.

Meine Hand wandert weiter zu seiner Wange und streift die kurzen Bartstoppeln, die aus der Ferne nicht erkennbar sind, und unsere Lippen bewegen sich langsam im selben Takt. Der Kuss bleibt zärtlich, aber er ist alles was ich brauche.

Unsere Lippen trennen sich von einander. Wir entfernen unsere Gesichter soweit voneinander, dass wir dem anderen problemlos in die Augen blicken können.

„Du kannst dir nicht vorstellen, wie lange ich auf diesen Moment gewartet habe", haucht der grinsend Braunhaarige. In seinen Augen sammeln sich tatsächlich einige Tränen.

„Hey, was ist los?" Sanft streiche ich über seine Wange.

Er schaut mir einige Momente in die Augen, bis er antwortet. „Ich bin einfach nur glücklich. Ich wusste, dass du noch etwas für mich empfindest, aber ich hätte nicht gedacht, dass du es mir irgendwann gestehen würdest." Eine einzige Träne verlässt sein Auge und ich wische sie sofort mit meinem Daumen weg.

Es dauert einige Sekunden, bis ich seine Worte verarbeitet habe. „Du wusstest es? Woher?", frage ich und runzele die Stirn.

„Ähm", zögert er seine Antwort hinaus, „ich habe es in deinem Notizbuch gelesen." Er kratzt sich am Hinterkopf.

„Das ist nicht dein Ernst." Lachend schüttele ich den Kopf.

„Du bist nicht sauer?" Meine Reaktion verwundert ihn scheinbar. Normalerweise würde es mich auch sauer machen, aber erstens habe ich selber in seinem Notizbuch herum geschnüffelt und zweitens würde ich in der jetzigen Situation nicht einmal daran denken, wütend zu werden.

„Ausnahmsweise mal nicht", antworte ich daher schmunzelnd. Er erwidert mein Schmunzeln.

„Also dürfte ich dort wieder reinschauen? Du hast eine Menge Lieder über mich geschrieben." An seinem Tonfall erkenne ich, dass er das nicht ernst meint. Trotzdem schüttele ich den Kopf.

„Du bist ein Vollidiot." Ich drücke ihm einen Kuss auf die Lippen.

Dann ist es still. Es ist keine unangenehme Stille, sondern eine beruhigende. Ich achte auf meinen schnellen Herzschlag und lege meine Stirn an seine.

Nach einer Weile unterbricht er die Stille. „Darf ich dann dein Vollidiot sein?"

Mein Herz setzt einen Schlag aus. Dann noch einen. Diese Worte hatte ich definitiv nicht erwartet und egal wie kitschig sie klingen – sie machen mich glücklich. „Nichts lieber als das", wispere ich und kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Erleichtert atmet der Kanadier aus, bevor er seine Lippen stürmisch auf meine drückt.

---

Mein Kopf liegt auf Shawns Schulter. So verbringen wir eine Weile, in der wir beide nicht reden. Wir liegen einfach nur auf seinem Bett und schweigen. Die Schmetterlinge flattern noch immer in meinem Bauch hin und her und ich lächle zufrieden.

Nach einer Weile unterbricht Shawn die Stille. „Wieso war dein Vater heute so abweisend zu mir?"

Einen Moment überlege ich, ihn anzulügen, aber ich lasse es dann lieber. Ich möchte Shawn nicht weiter belügen, schließlich habe ich ihm lange genug meine Gefühle verschwiegen.

„Mein Vater", ich suche nach den richtigen Worten, „mag dich irgendwie nicht."

„Oh", sagt Shawn und seine Brust vibriert beim Sprechen. „Also wirklich gar nicht?"

„Na ja, er hasst dich", spreche ich die Wahrheit aus. Vielleicht hätte ich sie etwas anders formulieren sollen. Ich hebe meinen Kopf um Shawn in die Augen zu schauen. Er mustert mich verwirrt.

„Hat er dir gesagt, wieso?" Mit seine Hand fährt er durch meine braunen Haaren und sieht sie an, als würde er sie zum ersten Mal sehen.

Ich schüttele den Kopf. Ich würde selber gerne wissen, wieso mein Vater Shawn nicht leiden kann.

„Das ist... schlecht", murmelt er. „Es wäre toll, wenn der Vater meiner Freundin mich mögen würde." Das sehe ich genauso, aber mein Vater wird Shawn vermutlich nie mögen.

Als er davon spricht, dass ich seine Freundin bin, beginnt mein Herz zu rasen, aber gleichzeitig fühlt es sich ungewohnt an. Daran werde ich mich definitiv noch gewöhnen müssen.

„Mir fällt gerade etwas ein", werfe ich ein. „Mein Vater meinte einmal zu mir, dass er deinen Vater kennt."

Mit zusammengezogenen Augenbrauen blickt mein Freund durch den Raum. „Glaubst du zwischen unseren Vätern ist etwas vorgefallen?"

„Es würde auf jeden Fall Sinn machen." Mein Vater meinte heute auch, dass Shawn genauso ein Feigling wie sein Vater sei. „Ich wüsste nur gerne, was passiert ist", füge ich hinzu und seufze. „Können wir jetzt das Thema wechseln? Die Sache mit meinem Vater können wir auch später klären."

Anstatt etwas zu erwidern, legt er seine Lippen auf meine. Erneuert explodiert ein Feuerwerk in mir. Shawns Lippen sind die ersten, die ich seit der Trennung von Sebastian geküsst habe.

Das Klingeln meines Handys zwingt uns dazu, den Kuss zu unterbrechen.

Ich nehme den Anruf an und sofort ertönt Sofias weinerliche Stimme. Mein Herz sackt bei ihren nächsten Worten in die Hose – vielleicht erreicht es sogar den Boden.

„Du musst sofort ins Krankenhaus kommen. Dad hatte einen Autounfall und die Ärzte wissen nicht, ob er es schafft!"

Ich konnte es nicht weiter hinauszögern und ehrlich gesagt wollte ich das auch nicht. Ich habe euch schon lange genug damit gefoltert, dass Shawn und Camila nicht zusammen sind.

Außerdem möchte ich euch sagen, dass das Buch so langsam zu Ende geht. Ich weiß nicht, wie viele Kapitel noch genau kommen, vielleicht geht es nur noch bis Kapitel 50, vielleicht auch etwas länger, aber es wird bald enden.

Ich habe heute meinen ersten Arbeitstag in einem Supermarkt und ich fühle mich irgendwie echt unwohl, wenn ich daran denke, dass ich vielleicht schon an der Kasse arbeiten muss. Ich werde mich wahrscheinlich so doof anstellen und etwas fallen lassen.

Used To This [S.M. & C.C. Fanfiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt