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Nachdenklich bewegt Camila ihre Augen zur Seite, so als wäre sie sich nicht sicher, ob ihre Entscheidung richtig ist. Ich platze gleich vor Neugier.

,,Okay", äußert sich Camila, ,,ich tu es."

Mir fällt ein Stein vom Herzen und ich ziehe sie ohne zu überlegen in eine feste Umarmung. ,,Du bist die Beste, ich liebe dich!", rufe ich, obwohl sie mich auch in einer normalen Lautstärke verstanden hätte. Erst im nächsten Moment realisiere ich, was ich gerade von mir gegeben habe.

Camila lächelt mich schüchtern an, nachdem wir uns voneinander gelöst haben. ,,Ich habe dich auch lieb. Natürlich nur freundschaftlich."

Wie betäubt nicke ich. Selbstverständlich meint sie es nur freundschaftlich. Sie könnte es gar nicht anders meinen, immerhin hat sie einen Freund.

,,Ich weiß. Ich meinte es auch nur freundschaftlich." Das Ende murmele ich eher vor mich hin, so dass sie es vermutlich nicht verstanden hat. Eigentlich war das ernst gemeint, aber das darf sie nicht wissen.

,,Also", zieht Camila das O extra lang, ,,hast du schon eine Idee, worüber wir schreiben können?"

Ich summe zustimmend. ,,Ich habe einige Stichworte und auch schon einige Zeilen aufgeschrieben. Warte kurz." Aus der Seitentasche meiner Jacke, die am grauen Jackenständer im Flur hängt, hole ich mein Notizbuch und laufe zurück ins Wohnzimmer.

,,Auf dieser Seite stehen einige Ideen, die ich hatte." Ich halte ihr das aufgeschlagene Buch hin.

,,Deine Schrift ist einfach genauso unsauber wie früher", erwähnt sie schmunzelnd und bringt mich damit zu lachen. Meine Schrift war tatsächlich schon immer hässlich. Das ist aber nicht das einzige, was gleich geblieben ist. Aber das kann ich ihr nicht sagen.

Die Braunhaarige betrachtet die Zeilen, die ich im Laufe der letzten Wochen aufgeschrieben habe. Ihre Blicke springen immer wieder von einer Zeile zur nächsten.

Mir fällt ein, dass ich Andrew Bescheid geben sollte, dass Camila doch noch zugestimmt hat. Ich hole also mein Handy hervor und schreibe ihm kurz eine Nachricht.

,,Ist das deine Gitarre?" Mit dem Kopf deute ich auf eine braune Gitarre, die bereits vorhin meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Es ist eine typische Gitarre ohne Verzierungen.

Camila schaut vom Papier auf. ,,Nein, sie gehört Sebastian." Dann widmet sie sich wieder meinem Notizbuch.

Er spielt auch Gitarre?

,,Wann hast du das hier geschrieben?". Sie weist mit ihrem Zeigefinger auf zwei Zeilen hin, die ich während des Fluges nach Miami geschrieben habe.

But there's no way that he can feel the same.

Cause when I think of you my mind goes wild.

Als ich diese Zeilen geschrieben habe, habe ich, wie eigentlich immer wenn ich schreibe, an die Liebe meines Lebens gedacht. Camila.

,,Die Zeilen sind schon etwas älter. Ich hatte sogar vergessen, dass ich sie auf Papier festgehalten hatte" lüge ich sie an. Ich kann ihr nicht die Wahrheit erzählen. Sebastian macht sie glücklich und das möchte und kann ich ihr nicht weg nehmen, indem ich ihr meine Gefühle gestehen.

Stunden vergehen, in denen wir unsere Ideen austauschen. Auch um fünf Uhr nachmittags haben wir noch kein Konzept gefunden und beschließen daher, am nächsten Tag weiter zu arbeiten.

,,Wie lange bleibst du noch in Miami?" Camila stützt sich am Türrahmen ab. Sogar in ihrem Pyjama, der mit kleinen Entchen bedruckt ist, sieht sie wunderschön aus. Ihr Freund kann sich wirklich glücklich schätzen, jemanden wie sie zu haben. Camila kann zwar sehr verrückt und impulsiv sein, aber gerade das macht sie so liebenswert.

,,Ich bleibe noch eineinhalb Wochen, dann geht meine Welttour weiter."

Sie nickt. ,,Dann nehmen wir das Lied wohl erst auf, wenn du das nächste Mal wieder hier bist." Irgendetwas an ihrer Stimme wirkt so, als wäre sie enttäuscht - den Grund dazu kann ich mir aber nicht erklären.

Unsicher, ob ich Camila zum Abschied umarmen soll, bleibe ich vor der Tür stehen. Schließlich beuge ich mich zu ihr runter, da sie einen Kopf kleiner ist als ich und gebe ihr eine sehr kurze Umarmung. Ich atme ihren angenehmen Geruch ein und genieße den kurzen Augenblick, in dem mein Kopf ihrem so nah ist.

,,Bis morgen", verabschiede ich mich von ihr.

,,Bis morgen, Shawn."

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Ich lasse die Badezimmertür meines Hotelzimmers hinter mir zufallen und laufe zu meinem Koffer, der in der Ecke des hell beleuchteten Raumes liegt. Mit einem Handtuch trockne ich meine Haare ab, während ich mit der anderen Hand nach einem T-Shirt krame.

Meine Gedanken fliegen eigenständig zu Camila. Mal wieder. Deshalb beschließe ich die Inspiration zu nutzen und weiter an meinem Album zu schreiben. Nachdem ich mir das schwarze T-Shirt übergezogen habe hole ich mein Notizbuch hervor und setze mich an den Rand des Doppelbetts, das für eine Person viel zu groß ist.

Warum kann ich Camila nicht einfach loslassen? So oft hatte ich diesen Gedanken schon, aber ich habe nie eine Antwort gefunden. Ich wünschte es wäre nicht schwierig, sie aus meinem Kopf zu verbannen. Könnte sie nicht einfach so tun, als würde sie auch etwas für mich empfinden?

Ich schlage das Buch auf und greife nach dem Kugelschreiber, den ich zwischen den Seiten verstaut habe. Dann schreibe ich meine Gedanken nieder ohne das Geschriebene zu bewerten. Durch die viele Erfahrung mit dem Schreiben habe ich gemerkt, dass es viel produktiver für den Schreibprozess ist, erst einmal alles zu notieren, ohne sich weitere Gedanken darüber zu machen. Einige Tage später lese ich den Text oder die Zeilen dann noch einmal durch und streiche oder ergänze Worte.

Just act like you love me so I can go on.

And stay here and lay here, right in my arms.

Ich weiß es wäre sehr egoistisch von mir, zu erwarten, das Camila mir Gefühle vorspielt, nur damit ich nicht an Liebeskummer leide, aber es würde vieles einfacher machen. Zumindest für mich. Selbstverständlich erwarte ich das nicht wirklich von Camila.

Ein Klopfen an der Tür reißt mich aus meinen Gedanken. Ich lege das Notizbuch zur Seite und öffne die Tür.

Brian.

Ich öffne die Tür ein Stück weiter und bitte meinen besten Freund herein. Wir verbringen oft Abende in seinem oder meinem Hotelzimmer, um unsere Zeit zu vertreiben. Das ist so etwas wie eine Tradition geworden, wenn wir auf Tour sind.

,,Hast du schon weiter an deinem Album gearbeitet?", fragt er nach einer Weile, in der wir uns über Gott und die Welt unterhalten haben. Ich habe ihm auch erzählt, dass Camila sich zum Glück doch umentschieden hat.

,,Ja, ich habe einige neue Ideen, die ich seit dem Flug gesammelt habe." Ich greife nach dem Notizbuch, das neben mir liegt und reiche es Brian, der es sich am Fußende des Bettes gemütlich gemacht hat.

Flüsternd liest er die Zeilen. Im Anschluss legt er das Buch vor sich ab. ,,Hast du das erfunden oder geht es um eine Person, die du kennst?" Besorgt schaut er mich an. Kann man meinen Schmerz so gut anhand der Zeilen erkennen?

Ich seufze. ,,Es geht um eine Frau, die ich kenne. Aber sie empfindet nichts für mich", gebe ich zu. Tränen sammeln sich in meinen Augen. Camila wird meine Gefühle niemals erwidern.

Nach mehreren Versuchen, die Tränen weg zu blinzeln, verlassen sie doch meine Augen. Auch mein Schluchzen kann ich nicht mehr zurückhalten. Mit meinem Ellenbogen verdecke ich meine Augen. Brian hat mich in den vielen Jahren, in denen wir uns kennen, noch nie weinen gesehen.

Als nächstes spüre ich, wie die Matratze neben mir herunter gedrückt wird und Brians Hand behutsam meinen Rücken tätschelt.


Findet ihr Shawns Reaktion am Ende verständlich?

Und findet ihr, dass die Alben von Shawn und Camila eine zu große Rolle im Buch einnehmen? Irgendwie habe ich das Gefühl, als wäre das etwas zu viel, andererseits geht es in der Story gerade darum 🙈

Ich freue mich jetzt doch auf morgen. Ich hatte am Anfang zwar keine Lust, aber jetzt freue ich mich sehr. Den Flug werde ich wahrscheinlich damit verbringen, dass ich endlich den ersten Band von Harry Potter lese und dabei Camilas und Shawns Lieder höre 😌😂

Used To This [S.M. & C.C. Fanfiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt