Mit zusammengezogenen Augenbrauen schaue ich auf mein Smartphone in der Hand.
„Sag mir bitte, dass du mein Geheimnis nicht weitererzählt hast", spreche ich in den Hörer, sobald Nicole abgenommen hat.
Keine Antwort.
„Nicole?" Mein Herz schlägt gegen meine Brust.
Leise flüstert sie: „Es tut mir leid."
Mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen. Niemals hätte ich gedacht, dass eine meiner besten Freundinnen zu so etwas im Stande wäre. „Bitte sag mir, dass das nicht stimmt", flehe ich sie an, doch ich weiß, dass es nichts nützt – sie hat immerhin schon indirekt zugegeben, dass sie es war.
„Ich wollte doch nicht, dass es an die Öffentlichkeit gerät", schluchzt sie.
Meine Augen beginnen zu brennen, aber ich halte die Tränen mit aller Kraft zurück. Konnte ich mich wirklich so sehr in Nicole täuschen? „Was hast du dafür bekommen? Haben sie dich wenigstens bezahlt?" Mein Tonall ist vorwurfsvoll und spöttisch. Innerlich habe ich Angst, dass sie tatsächlich für ihre Aussagen bezahlt worden ist.
„Du weißt doch, dass ich Geld brauche", erzählt sie kaum verständlich und ihre Worte treffen mich wie ein Schlag. Die Aussage war eigentlich nur ironisch gemeint.
Mir ist bewusst, dass Nicole Geldprobleme hat. Ihre Eltern können ihr Wirtschaftsstudium nicht finanzieren, weshalb sie als Kellnerin arbeitet. Oft genug habe ich ihr angeboten, ihr auszuhelfen, aber sie hat jedes Mal dankend abgelehnt. Wieso veröffentlicht sie Nachrichten über mich, anstatt meine Angebote anzunehmen?
„Das darf nicht dein scheiß Ernst sein!" Die Lautstärke meiner Stimme überrascht mich, aber auch bei meinem nächsten Satz werde ich nicht ruhiger. „Du hattest mal eine beste Freundin, die dir Geld hätte leihen können, aber das brauchst du jetzt ja nicht mehr." Ich zucke mit den Schultern auch wenn mir bewusst ist, dass sie das nicht sehen kann.
„Das kannst du nicht wirklich-"
„Doch, das meine ich wirklich. Erwartest du von mir, dass ich dir sofort verzeihe?" Meine Stimme bricht und nun rollt doch die erste Träne meine Wange herunter.
Stille. Meine Unterlippe zittert und ich muss mich beherrschen, nicht wieder loszuschreien.
Undeutlich sagt sie etwas, doch ich verstehe nichts. Sie räuspert sich und spricht erneuert. „Ich weiß es nicht. Es tut mir wirklich leid."Ich höre ihr nicht weiter zu, denn ich weiß was sie sagen möchte. „Wir sollten den Kontakt für immer abbrechen." Ohne auf ihre Worte zu warten, lege ich auf.
Der Griff meiner rechten Hand um das Gerät wird immer enger, bis ich es mit einem hohen Schrei auf mein Bett werfe. Mein Handy hüpft hoch und landet auf dem Boden, aber das ist mir egal. Schluchzend setze ich mich auf mein Bett.
Ich habe einer meiner besten Freundinnen verloren.
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Leise schließe ich die Tür des Büros. „Hallo, Roger", begrüße ich den Mann mit der Halbglatze und dem länglichen Schädel. Vor dem Fenster, das man beim Betreten direkt sieht, steht ein großer Schreibtisch. Die Ordner im Wandregal sind, wie bei jedem meiner Besuche, ihren Farben nach sortiert und die Papiere auf dem Schreibtisch sind ordentlich gestapelt. Der Raum riecht nach frischen Büchern und ich liebe diesen Geruch. Jedes Mal wenn ich mir ein neues Buch kaufe, rieche ich daran, sobald ich zuhause bin – auch wenn es komisch aussieht.
Roger schaut von seinem Laptop, der auf seinem Schreibtisch liegt auf. „Camila, schön dich zu sehen. Setze dich doch." Mit seiner Hand deutet er auf den freien Stuhl gegenüber von ihm.
„Du wolltest mit mir Sprechen?" Meine linke Hand stelle ich auf dem grauen Bürotisch ab.
Mein Manager räuspert sich und klappt seinen Laptop zu. „Du hast mir am Telefon gesagt, dass du die Nachrichten bereits gelesen hast, deswegen komme ich direkt zum Punkt", beginnt er zu Sprechen, „wir müssen etwas gegen die Gerüchte machen."
„Na ja, es sind keine Gerüchte." Ich presse die Lippen aufeinander und wende den Blick ab.
„Sebastian und ich haben uns vor wenigen Tagen getrennt. Den Rest der Geschichte kennst du schon wegen den Nachrichten."
Der Brillenträger nickt verständnisvoll. „Das tut mir leid."
Ich mache mit meiner Hand eine Wegwurfbewegung. „Es geht schon", lüge ich, denn die Trennung macht mir natürlich noch zu schaffen.
„Und was möchtest du jetzt machen? Wir könnten die Gerüchte natürlich abstreiten, es ist deine Sache." Abwartend schaut er mich an.
Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht, weshalb ich mit den Schultern zucke. „Ich weiß es nicht."
„Wir hätten natürlich zwei Optionen", sagt mein Gegenüber und zeigt zwei Finger. „Du streitest die Gerüchte ab, oder wir nutzen sie zu unserem Vorteil."
Die letztere Option weckt meine Neugier. „Was meinst du damit?"
„Wir könnten die Gerüchte erst mal offen lassen und dann in Interviews beantworten, in denen wir auch dein Album ankündigen. Du könntest aber auch eines oder mehrere Lieder darüber schreiben und diese veröffentlichen wir dann mit deinem Album."
„Ich überlege es mir", antworte ich.
„Okay. Hast du denn schon deine Accounts in den sozialen Medien angesehen? Der Hashtag Shawmila ist gerade einer der am meisten genutzten."
Als ich den Kopf schüttele, holt er seine Handy heraus und zeigt mir einige Screenshots von Kommentaren von Fans.
Cam-ThangThang-Vi: Sind du und Shawn jetzt zusammen? #Shawmilaisreal
magglieber: Ich wusste, dass die beiden etwas für einander empfinden! #Shawmila
Auf einem anderen Screenshot sind weitere Kommentare zu lesen.
addictedtor5js: Stimmen die Gerüchte? Lief da vielleicht schon etwas, als ihr euch kennengelernt habt?
ida_johanna: Oh mein Gott ich wusste es! Ihr beiden passt so gut zusammen!
Es erleichtert mich, dass ich so gut wie keine negativen Kommentare lese. Normalerweise nutzen meine Hater, von denen ich sehr viele habe, jede Chance, um mich fertig zu machen. Manchmal treffen mich die Kommentare trotzdem noch sehr, obwohl ich schon daran gewöhnt sein sollte.
Die Kommentare, die ich jedoch gelesen habe, bringen mich zum Nachdenken. Rogers Idee, ein Lied zu veröffentlichen und damit die Aufmerksamkeit der Presse auf mich zu ziehen, ist an sich nicht schlecht.
Nimmt Camila den Vorschlag von Roger an? Eigentlich wisst ihr die Antwort schon 🙈
Ich bin zurzeit so durcheinander. Ich habe vor wenigen Tagen beschlossen, mein Psychologiestudium vielleicht abbzubrechen. Ich wollte schon immer Arzt werden und bin am Überlegen, mich dafür zu bewerben. Dafür muss ich mich erst aus Psychologie ausschreiben, wenn ich eine Zusage für Medizin habe. Ich habe Angst – wenn ich angenommen werde – das Studium nicht zu schaffen, keine Freunde zu finden und auch vor dem Auszug habe ich Angst. Außerdem möchte ich meine Eltern nicht wegen dem Geld unnötig belasten – natürlich werde ich nebenbei arbeiten, aber es wird wahrscheinlich nicht ausreichen. Andererseits muss ich auch an meine Zukunft denken und kann meinen Eltern das Geld zurückzahlen, aber ich will sie trotzdem nicht damit belasten. Hinzu kommt, dass es sich falsch anfühlt, meine Sexualität vor meinen Eltern zu verheimlichen und dann auf ihre Kosten Medizin zu studieren. Es kommt mir so egoistisch vor. Ich weiß echt nicht weiter.
Jetzt habe ich etwas mehr geschrieben, als ich eigentlich wollte. Ich wünsche denen, die das hier zu Ende gelesen haben, noch einen schönen Tag oder eine schöne Nacht! 💚
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Used To This [S.M. & C.C. Fanfiction]
FanfictionShawn Mendes und Camila Cabello. Zwei Weltstars, die gerade am Höhepunkt ihre Karrieren angekommen sind. Was passiert, wenn sie sich drei Jahre nach ihrem letzten Treffen erneuert sehen und merken, dass sie sich noch immer lieben? Alles scheint sich...