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Kann es sein, dass Shawn etwas für dich empfindet?

Ich wiederhole seine Worte in meinem Kopf.

Bisher dachte ich das, weil ich es in seinem Notizbuch gelesen habe. Aber er hätte auch von einer anderen Camila sprechen können. Andererseits kennt er - soweit ich weiß - keine andere Frau mit diesem Namen, außer mir.

,,Nein. Shawn und ich sind nur Freunde", lüge ich. Ich bin mir sicher, dass Shawn mich in seinem Notizbuch gemeint haben muss. ,,Vertrau mir." Die muskulösen Arme, die um meinen Körper geschlungen sind, entspannen sich.

Sebastian haucht einen Kuss auf meinen Scheitel. ,,Das mache ich. Wirklich." Mein Freund stützt sein Kinn auf meinem Kopf ab. Da er groß genug ist, muss er sich dafür nicht einmal strecken.

,,Okay", flüstere ich und hoffe, dass das Gespräch über Shawn damit beendet ist. Ich möchte meine freie Zeit mit Sebastian nicht damit verschwenden, über Shawn zu reden. Selbst ich weiß nicht, ob Shawn und ich überhaupt noch Freunde sind. Über seine Gefühle möchte ich dann erst Recht nicht diskutieren.

Die Gedanken an Shawn schiebe ich bei Seite und meinen Kopf lasse ich gegen Sebastian Brust fallen. Mehrere Minuten verharren wir in der Position, während wir die Stille genießen und Sebastians Finger meinen Unterarm streicheln.

,,Ich liebe dich." Sebastians Worte verpassen mir eine Gänsehaut. Ich höre diese Worte oft aus seinem Mund, aber trotzdem spüre ich jedes Mal wieder Schmetterlinge in meinem Bauch umher flattern. Und genau daran merke ich, dass ich ihn genauso liebe, wie er mich.

,,Ich liebe dich auch", flüstere ich lächelnd.

Seine Hände wandern meinen Körper bis zu meiner Taille herunter. Als seine Finger mein Oberteil an der Stelle, an der sich meine Narbe befindet, streifen, fühle ich mich unwohl. Ich hasse diese Narbe und das weiß er, aber er liebt diese helle Stelle auf meiner Haut.

Plötzlich knurrt mein Magen, weshalb ich nach einem Schokomuffin greife.

,,Wann hast du gefrühstückt?"

,,Vor einer Stunde oder so", antworte ich mit vollem Mund. ,,Ich bekomme eben schnell hunger." Anschließend schaue ich zu ihm hoch und ziehe ich komische Grimassen.

,,Ich weiß", lacht er.

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,,Warum sind wir hier?", fragt Sebastian und blickt durch das Studio, das wie immer aufgeräumt ist. Das Keyboard steht neben der Wand und die Gitarren hängen der Größe nach sortiert an ihr.

,,Du weißt ja, dass ich vor einigen Tagen ein Fotoshooting für mein kommendes Album hatte. Wir haben einige Bilder geschossen, die wir vielleicht für das Albumcover oder für die Singles benutzen wollen. Außerdem habe ich schon einige Teile von Songs aufgenommen", erkläre ich ihm den Grund für unseren Besuch im Studio. ,,Es sind nur Ausschnitte, weil wir unsere Ideen festhalten wollten, aber mir ist es wichtig, wie du sie findest."

Sebastian beginnt zu grinsen. ,,Du redest echt schnell, weißt du das?" Ich verdrehe die Augen. Er weiß, dass ich, wenn ich nervös bin, sehr schnell rede. ,,Natürlich möchte ich die Bilder sehen, beziehungsweise die Lieder hören."

,,Dann komm." Ich ziehe meinen Freund ins Tonstudio.

Das Tonstudio ist nur ein kleiner Raum, mit einem Mischpult, hinter dem sich eine kleine ,,Kammer" mit Mikrofon befindet, in dem die Sänger singen. Vom Mischpult aus können die Produzenten das Lied während des Gesanges bearbeiten.

Ich stelle meinen Laptop auf einem Tisch neben dem Mischpult ab und fahre ihn hoch.

,,Das hier ist das erste Foto." Mit einem Klick öffnet sich die Datei. Auf dem Bild trage ich ein Perlenkleid und lehne mich an einer roten Wand ab. Mein Blick ist in die Kamera gerichtet, wobei ich während des Shootings versucht habe, besonders eindringlich zuschauen. In der Ecke oben rechts steht der Titel meines Album – Romance. Gespannt schaue ich zu Sebastian, der sich auf die Unterlippe beißt.

,,Das sieht echt gut aus. Du siehst heiß aus", sagt er in einer etwas tieferen Tonlage. Ich muss grinsen. Es fasziniert mich jedes Mal aufs Neue, was für eine Wirkung ich, alleine mit meinen Blicken, auf ihn habe.

,,Danke. Und wie findest du dieses Bild?" Auf dem nächsten Bild ist nur die obere Hälfte meines Kopfes zu sehen. Mit meiner Hand halte ich zwei rosa Rosen vor meiner Stirn. Wofür ich das Bild verwenden werde, weiß ich noch nicht.

,,Es ist wirklich schön. Der grüne Hintergrund passt echt gut." Er drückt mir einen feuchten Kuss auf die Wange.

Erleichtert lasse ich die Schultern fallen, von denen ich davor nicht gemerkt habe, dass ich sie angespannt habe. Ich selber bin mit den Bildern nicht wirklich zufrieden, weshalb es mir umso wichtiger ist, dass Sebastian sie mag.

,,Mich freut es, dass sie dir gefallen." Einen Moment denke ich nach. Eigentlich wollte ich ihm noch die restlichen Bilderzeigen, aber meine jetzige Ideen gefällt mir besser. ,,Ich möchte dir etwas zeigen, dafür müssen wir ans Keyboard", spreche ich und stehe auf. Dann klappe ich den Laptop zu und laufe in den Nebenraum.

Sebastian folgt mir ans Keyboard und ich schiebe den Ständer so zurecht, dass ich Sebastian beim Singen in die Augen sehen kann.

,,Ich habe letztens ein Lied geschrieben. Es ist das erste Lied aus Romance, das ich fertig geschrieben habe und ich will, dass du der Erste bist, der das Lied hört." Ich habe das Lied noch nicht aufgenommen, weshalb es niemand außer mir kennt.

Sebastian nickt und lächelt mir aufmunternd zu. Meine schwitzigen Hände wische ich an meiner Jeans ab, bevor ich die ersten Tasten drücke.

Dann beginne ich zu singen und vergesse alles um mich herum.

,,You tell me that I'm complicated and that might be an understatement. Anything else?" Ich lege den Kopf schief und starre Sebastian an. ,,You tell me that I'm indecisive, fickle but I try to hide it. Anything else?" Erneuert lege ich den Kopf schief und ziehe eine Schnute. ,,You tell me that I overthink 'till I ruin a good thing. Anything else?"

Sebastian runzelt Stirn. Der Text verwirrt ihn scheinbar, was auch passieren soll. Der Refrain hat dann hoffentlich eine noch stärkere Wirkung auf ihn.

,,You tell me that you'd rather fight, than spend a single peaceful night with somebody else", singe ich weiter.

Als ich beim Refrain ankomme, bildet sich auf Sebastians Gesicht ein breites Grinsen. Die Narbe neben seinem Nasenflügel wird dadurch betont, was ich liebe.

Das ganze Lied über verspüre ich eine wohlige Wärme im Bauch.

Ich habe das Lied darüber geschrieben, was Sebastian mit mir macht. Es klingt verrückt, aber dank ihm habe ich gelernt, mich selbst mehr zu lieben. Lange Zeit hatte ich Probleme damit, meine impulsive Art zu akzeptieren. Ich lag nachts wach und habe ständig darüber gegrübelt, warum die Welt so gemein zu einem ist. Zu der Zeit bekam ich viele Hasskommentare, weil ich Fifth Harmony, die Band in der ich zuvor ein Mitglied war, verlassen hatte. Verlassen hatte ich die Band kurz nachdem Shawn und ich den Kontakt abgebrochen hatten. Ein Jahr später habe ich Sebastian kennengelernt, der mir geholfen hat, mich wieder aufzubauen.

,,Always thought I was hard to love 'till you made it seem so easy, seem so easy. Touch me 'till I find myself in a feeling. Tell me with your hands that you're never leaving." Nachdem ich auch den letzten Refrain gesungen habe, nehme ich meine Finger vom Keyboard. Noch bevor ich Sebastian nach seiner Meinung fragen kann, drückt er seine Lippen auf meine.

,,Ich liebe dich." Seine Stimme ist leise, aber ich verstehe ihn. ,,Scheiße, ich liebe dich so sehr." Seine Augen scheinen mich nicht mehr loslassen zu wollen.

,,Ich liebe dich auch", erwidere ich seine Worte und vereine unsere Lippen wieder.

Ich habe später meine erste Prüfung aus diesem Semester und ich mache mir Sorgen. Ich habe gerade mal zwei Wochen gelernt, was echt wenig ist. Ich dachte, dass die Prüfung erst am Freitag ist und habe erst vor einigen Tagen erfahren, dass sie schon heute ist. Ich werde so verkacken 😅😶

Used To This [S.M. & C.C. Fanfiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt