Shawns Sicht
Langsam atme ich ein und aus. Ich spüre meinen raschen Herzschlag am Hals und habe das Gefühl, gleich umzufallen.
Meine Augen verfolgen jede von Camilas Bewegungen, während sie eine Schüssel mit Keksen und zwei Gläser auf dem Wohnzimmertisch abstellt. Sie verlässt erneuert den Raum und ich nutze die Gelegenheit, um aufzustehen und mich im Raum umzusehen.
An der Wand gegenüber der Couch, auf der ich eben noch saß, steht ein großer Fernseher. Links und rechts von ihm sind jeweils zwei graue Regale gestellt. Neben den Regalen stehen jeweils zwei Topfpflanzen, die in gutem Zustand zu sein scheinen. Sebastian muss sich wohl um diese kümmern, Camila hat nämlich das Gegenteil eines grünen Daumen - vorausgesetzt in den drei Jahren, in denen wir uns nicht gesehen haben, hat sich das nicht verändert.
Ich nähere mich einem Bilderrahmen auf dem rechten Regal. In einem schwarzen Rahmen ist ein Bild von Camila und Sebastian auf der Brooklyn Bridge abgebildet. Im Hintergrund ist Wasser zu sehen. Die beiden halten die Hand des anderen fest und lachen. Ihr Freund scheint sie glücklich zu machen.
Vielleicht sollte ich den Grund, weshalb ich hierhergekommen bin, überdenken. Zumindest einen der Gründe. Ich bin Camila unter anderem besuchen gekommen, um ihr zu gestehen, dass ich immer noch dasselbe wie vor drei Jahren empfinde. Doch das kann ich nicht. Camila würde mit mir niemals so glücklich werden, wie mit Sebastian. Ich bin nicht genug für sie.
,,Ich wünschte ich könnte dir sagen, dass du alles bist, was ich möchte", murmele ich und berühre mit meinen Fingerspitzen das Glas des Bilderrahmen an der Stelle, an der ihr Gesicht zu sehen ist.
,,Hast du was gesagt?"
Camilas Stimme lässt mich zusammenzucken, wodurch ich meine Hand vom Rahmen wegziehe. Ich habe gar nicht bemerkt, dass sie wieder den Raum betreten hat.
Ich drehe mich um und sehe, dass sie sich bereits auf die Couch gesetzt hat.
Den Kopf schüttelnd antworte ich ihr. ,,Nein, ich habe nur mit mir selber geredet. Das hilft mir manchmal um meine Gedanken zu sortieren." Dann setze ich mich neben sie, halte dabei aber etwas Abstand zwischen uns beiden. Immerhin weiß ich nicht, ob ihr die plötzliche Nähe unangenehm vorkommen würde.
,,Wie weit bist du mit deinem Album?", unterbreche ich nach einer Weile die unangenehme Stille und hoffe, damit ein Gespräch aufbauen zu können. Die Atmosphäre im Raum ist irgendwie bedrückend.
Mit meinem Blick versuche ich unauffällig jedes Detail von Camila aufzusaugen. Stundenlang könnte ich sie beobachten - mein Herz würde das aber wahrscheinlich nicht aushalten, es droht schon zu platzen wenn ich nur ihren Namen höre. Ihre braunen Locken glänzen wie damals und der intensive Vanillegeruch ihres Parfüms, das sie auch früher benutzt hat, liegt in der Luft.
,,Ich habe verschiedene Lieder angefangen zu schreiben, aber ich habe noch keines beendet." Sie zuckt mit den Schultern. ,,Ab und zu fallen mir einige Zeilen ein, aber nichts reicht für ein ganzes Lied."
,,Kann ich es sehen?" Ich bin wirklich neugierig, was für Ideen sie hat. Vielleicht kann ich ihr auch beim Schreiben helfen.
,,Klar." Die Halb-Kubanerin läuft aus dem Wohnzimmer und kommt einige Sekunden später mit einem rosa Notizbuch in der Hand zurück.
,,Du benutzt das Notizbuch ja auch noch", stelle ich fest und mein Herz macht einen Hüpfer. Ich hätte nicht gedacht, dass sie es noch besitzt.
,,Natürlich. Hast du es etwa auch noch?" Sie grinst mit offenstehendem Mund.
Ich nicke, ebenfalls grinsend. ,,Ich habe alle meine Songideen dort rein geschrieben und werde es auch weiterhin benutzen." Ein kleines Gefühl macht sich in mir bemerkbar - so etwas wie Hoffnung. Eigentlich ist es ziemlich irrelevant, ob Camila das rosa Büchlein noch benutzt oder nicht, doch es gibt mir das Gefühl, als wäre nicht alles zwischen und verloren gegangen, was wir mal hatten.
---
,,Das ist gut", sage ich und zeige auf einige schön geschriebene Zeilen, während ich mit einem Lächeln den Schmerz, den die Zeilen in mir auslösen, überspiele.
Oh, when your lips undress me
Hooked on your tongue
Oh, love your kiss is deadly, don't stop
Es ist offensichtlich, dass sie von Sebastian schreibt, er ist immerhin ihr Freund. Und genau dieser Gedanke tut weh, denn ich weiß, sie wird nie Lieder über mich schreiben - falls doch, dann wären das Lieder über den Jungen, der einst ihr bester Freund war.
,,Danke." Die Lateinamerikanerin schmunzelt und ihre braunen Augen strahlen. Der Anblick löst ein Ziehen in meinem Magen aus.
Wie aus dem Nichts fällt mir ein, warum ich eigentlich hier bin: Ich wollte Camila überreden, mit mir ein neues Lied aufzunehmen. Anstatt mir selbst weiter damit weh zu tun, indem ich ihre Lieder über Sebastian lese, könnte ich sie darauf ansprechen.
Nachdem ich mich geräuspert habe, greife ich das Thema auch direkt auf. ,,Wieso bist du eigentlich dagegen, ein weiteres Lied mit mir zu singen?"
Camila schaut mich verwirrt an und blickt dann zu Boden. ,,Ich... Ich weiß es nicht. Ich denke einfach, dass es keine gute Idee wäre", murmelt sie. Sie verweigert also, mit mir einen Song aufzunehmen, hat aber keine Ahnung, warum sie es nicht möchte? Das ergibt keinen Sinn.
,,Du willst mir also sagen, dass du selber keine Ahnung hast?", frage ich mit hochgezogener Augenbraue nach. Sie nickt.
Laut seufze ich. ,,Versuchen wir es doch einfach. Der Song musst am Ende nicht veröffentlicht werden, wenn es dir nicht gefällt. Unsere Fans warten so lange auf eine neue Kollaboration von uns beiden und die Vermarktung unserer Alben von uns würde auch nur davon profitieren."
Camila beißt sich auf die Unterlippe und ich muss zugeben, dass das echt heiß aussieht. Sofort wende ich meinen Blick ab, damit
,,Shawn, ich weiß nicht", stottert sie. ,,Ich brauche etwas Zeit zum Überlegen. Wie lange bist du noch hier?" Ihre Hand legt sie an ihre Wange. Das hat sie schon immer getan, wenn sie sich nicht entscheiden kann.
,,Eineinhalb Wochen. Bis dahin brauche ich eine Antwort von dir." Im Anschluss ist es mehrere Minuten ruhig.
Camila schluckt schwer. Dann blickt sie mir nachdenklich in die Augen. ,,Ich habe mich entschieden."
Das Kapitel war eigentlich erst ganz anders geplant, aber ich fand diese Idee besser, als meine eigentliche Idee. Wie wird Camila sich wohl entscheiden?
Ich fliege am Donnerstag nach London und ich weiß nicht, wie ich das finden soll. Ich habe schon Lust, aber irgendwie habe ich auch keine Lust dorthin zu fliegen. Ich fliege mit einem Freund und zwei Freundinnen von ihm für drei Tage weg. Das war es dann auch schon mit meinen langweiligen Leben.
DU LIEST GERADE
Used To This [S.M. & C.C. Fanfiction]
FanficShawn Mendes und Camila Cabello. Zwei Weltstars, die gerade am Höhepunkt ihre Karrieren angekommen sind. Was passiert, wenn sie sich drei Jahre nach ihrem letzten Treffen erneuert sehen und merken, dass sie sich noch immer lieben? Alles scheint sich...