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Are you playing me? Is this a game?

When you show up late. Say love at 2 a.m.

Then tell me you can't stay, girl.

What do you want from me?

Baby, I need to know if this is mutual.

Ich setze den Kugelschreiber ab und schüttele meine schmerzende Hand. Die Worte sind mir so schnell eingefallen, dass ich sie schnell aufschreiben musste, bevor ich sie wieder vergesse.

In dem Lied schreibe ich von Camilas Besuch von gestern Nacht. Sie schien ziemlich unentschlossen zu sein und wollte erst wieder nach Hause fahren, bevor ich sie überreden konnte zu bleiben. Wieso ist sie dann überhaupt zu meinem Hotel gekommen?

Was mir viel wichtiger ist und mich enttäuscht ist, dass Camila mich damals belogen hat. Sie hatte meinen Kuss damals in San Francisco erwidert und dann geleugnet, dass sie etwas für mich empfindet.

Aber warum hat sie meinen Kuss gestern erwidert? Ich kann sie nicht fragen – vermutlich will sie mich gar nicht mehr sehen. Spätestens jetzt habe ich sie und unsere Freundschaft verloren.

Die Bilder der vorletzten Nacht erscheinen vor meinem inneren Auge. Der Vanillegeruch von Camilas Parfum liegt wieder in meiner Nase und ich sehe ihre glänzenden braunen Locken vor mir. Ich hatte gegen den Drang angekämpft, sie zu küssen, aber ich habe es nicht geschafft. Wie konnte ich nur so dumm und egoistisch sein? Sie ist in einer Beziehung!

Eine Tatsache verwirrt mich aber: Camila ist mit Sebastian zusammen, jedoch hat sie meinen Kuss erwidert. Es klingt unrealistisch, aber ist es möglich, dass sie noch etwas für mich empfindet?

Ein leises Klopfen an meiner Hotelzimmertür zieht meine Aufmerksamkeit auf sich.

„Ja?", rufe ich und kurz darauf wird die Tür geöffnet.

Ein rothaariger Riese betritt den Raum. „Hey. Kann ich reinkommen?"

„Hey! Natürlich", antworte ich Brian und deute mit meiner Hand auf den Platz neben mir auf der Matratze.

„Wie weit bist du mit dem Schreiben?", fragt er sobald er sich hingesetzt hat.

Ich zeige ihm den neu entstandenen Text. „Das habe ich gerade geschrieben."

Flüsternd liest er den Text durch und zieht die Augenbraue zusammen. „Das Lied handelt von Camila, oder?"

Ich zucke mit den Schultern. „Habe ich irgendein Lied geschrieben, dass nicht von ihr handelt?", frage ich betrübt und ziehe einen Mundwinkel nach oben. Mein Inneres brennt wie Feuer. Wenn die Liebe doch so etwas schönes sein soll, wie alle sagen, wieso tut sie dann so weh? Warum fühlt es sich jedes Mal so an, als würde eine eiskalte Hand mein Herz zerquetschen, bis kein Blut mehr tropft?

„Sag es ihr. Ich weiß, dass sie einen Freund hat aber-"

„Habe ich schon." Enttäuscht schüttele ich den Kopf, als ich daran denke, dass Camila in mich verliebt war. Ich berichte ihm vom Treffen mit Camila.

Brian weiß scheinbar nicht, was er antworten soll, denn er bleibt ruhig. Nach mehreren Minuten der Stille räuspert er sich. „Und bist du dir ganz sicher, dass sie nichts mehr für dich empfindet?"

„Ja." Abertatsächlich ist noch ein Funken Hoffnung in mir. Camila hätte den Kuss nicht grundlos erwidert. Es muss etwas geben, was sie da zugebracht hat, es zu tun. Ich muss nur herausfinden, was es war.

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In Gedanken versunken fahre ich mit meinen Fingern den grauen Kunststofftisch nach. Die Stimme von Andrew holt mich zurück in die Realität. „Erde an Shawn? Bist du noch da?"

„Hm? Äh, ja", stottere ich. „Hast du etwas gesagt?"

„Wie weit sind du und Camila mit dem Schreiben?"

„Die Lyrics sind zum großen Teil fertig. An der Melodie müssten wir noch weiterarbeiten, aber das wollen wir gemeinsam mit Ryan und Teddy erledigen." Meine Songwriter sind uns bestimmt eine große Hilfe. Sie haben Camila und mir auch bei unseren eigenen älteren Songs geholfen und wir sind bisher immer zufrieden gewesen.

„Na gut. Trefft euch morgen bitte mit Teddy und Ryan und erarbeitet eine Melodie", bestimmt er und schiebt seine schwarze Brille nach oben.

Ich spüre ein mulmiges Gefühl im Magen. Ich habe Angst vor Camilas Reaktion, wenn wir uns wieder treffen. Trotzdem widerspreche ich Andrew nicht, denn ich weiß, dass er Recht hat.

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Brian wackelt mit dem rechten Bein und knirscht mit den Zähnen. Sein Blick geht in die Leere und er reagiert auch nicht, als ich mit der Hand vor seinem Gesicht herum wedele.

„Brian?" Da er wieder nicht reagiert, stupse ich ihn mit den Fingern an. Sofort wendet er den Kopf zu mir.

„Hast du was gesagt?"

„Was ist los? Du bist so abwesend. Gestern warst du nicht so. Ist etwas passiert?", frage ich ihn besorgt und lege meine Hand auf seine Schulter.

Er schluckt und nickt. Dann murmelt er etwas und wendet den Kopf ab, aber ich habe nicht verstanden, was er gesagt hat.

„Hey, was ist los?" Er antwortet wieder nicht, weshalb meine Sorge größer wird. Gestern Abend schien es ihm doch super zu gehen. „Brian?"

Als er den Kopf wieder zu mir dreht, sehe ich wie eine Träne sich aus seinem Augenwinkel löst. „Shawn, ich...", seine Stimme bricht und seine Kaumuskeln treten hervor.

Beruhigend rede ich auf ihn ein. „Es ist alles gut." Dabei tätschele ich sanft den Rücken.

„Shawn, ich bin schwul", flüstert mein Gegenüber und beißt sich auf die Unterlippe. Einige Momente vergehen, bis ich seine Worte verarbeitet habe. Er steht also auf Männer? Für einige Augenblicke bin ich zu überrascht, um zu reden.

„Okay", ist das einzige was ich sage, weil ich nicht weiß, was ich sagen soll. Stattdessen ziehe ich Brian zu mir und umarme ihn. Es bricht mir das Herz, als Brian anfängt zu schluchzen.

„Es ist alles okay", flüstere ich und hoffe, dass es ihn beruhigt – was es nicht tut. Sein Körper zittert und ich halte die Tränen zurück, die sich in meinen Augenwinkeln bilden. Ich kann mir nicht vorstellen, wie hart die Situation für ihn gerade sein muss.

Nach mehreren Minuten, in denen er sich an meiner Schulter ausgeweint hat, atmet er wieder gleichmäßiger.

„Hey", ziehe ich seine Aufmerksamkeit auf mich, „du bist immer noch mein bester Freund. Du bist Brian und daran ändert sich nichts. Ich möchte, dass du glücklich wirst. Hast du das wirklich die ganze Zeit mit dir herumgetragen?"

Er löst sich aus der Umarmung. „Nur meine Eltern wussten es. Ich hatte Angst, es dir zu erzählen. Ich weiß nicht warum, ich wusste eigentlich, dass du nicht homophob bist", krächzt er. Es tut weh daran zu denken, dass er das all die Jahre vor mir Geheim gehalten hat. Ich werde immer hinter ihm stehen. Gleichzeitig verletzt es mich ein wenig, dass er mir nicht gut genug vertraut hat, um mir zu erzählen, dass er homosexuell ist. Ich verdränge diesen Gedanken aber sofort – ich weiß schließlich nicht, wie es sich wirklich anfühlt, in seiner Situation zu sein.

„Ich habe dich lieb, Kumpel" flüstere ich.

„Ich dich auch", erwidert er meine Worte.

Hättet ihr gedacht, dass Brian schwul ist?

Ich hatte diese Idee, als ich angefangen hatte das Buch zu schreiben, habe aber nie den richtigen Moment gefunden, um sein Outing mit einzubauen. Ich denke aber, dass es hier ganz gut passt 🙈

Used To This [S.M. & C.C. Fanfiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt