Used To This [S.M. & C.C. Fanfiction]

~ 29 ~

Ich höre die Wohnungstür zufallen und kurz darauf, nehme ich Schritte im Flur wahr. Die wenigen Augenblicke, bis Sebastian in die Küche unserer Wohnung tritt, nutze ich um mich weiter zu beruhigen. Trotzdem zittert mein Atem.

Ich habe mir vorgenommen, Sebastian vom Kuss zu erzählen, auch wenn ich weiß, dass es das Ende unserer Beziehung bedeuten könnte. Schließlich habe ich ihm ständig versprochen, dass Shawn und ich nur Freunde sind und dann erfährt er, dass wir uns geküsst haben.

Ehrlich gesagt wollte ich es ihm verheimlichen, aber Sofia hat solange auf mich eingeredet, bis ich ihr versprochen habe, es ihm zu erzählen. Immerhin weiß ich, dass sie Recht hat.

„Hey Honey." Er schlingt seine Arme von hinten um mich und stützt seinen Kopf auf meinem ab.

„Hey", sage ich so erfreut wie möglich – jedenfalls so gut ich es schauspielern kann – und schneide die Zwiebel vor mir weiter. Er merkt natürlich sofort, dass etwas nicht stimmt.

„Was ist los?" Er dreht mich an meiner Schultern zu ihm und ich lege das Messer aus meiner Hand auf dem Schneidebrett ab.

Okay, jetzt muss ich es ihm erzählen. Meine Halsschlagader pulsiert und ich habe Angst, dass sie gleich explodieren könnte, was natürlich nicht möglich ist. „Können wir uns setzten? Mir ist ein wenig schwindelig."

„Natürlich." Seine Fingerspitzen streifen meine Wange und er mustert mich besorgt. Dann zieht er mich sanft zu den Stühlen, die neben dem Küchentisch stehen. „Geht es dir nicht gut?" Es fühlt sich an, als würde sein Blick mich durchbohren.

Vielleicht weiß er sogar schon, dass ich ihn betrogen habe? Ich schiebe den Gedanken so schnell bei Seite, wie er gekommen ist. Das ist Schwachsinn. Er hätte es von niemandem erfahren können.

Mir wird, wie bereits mehrmals heute, übel. „Ich..." Ich schlucke laut. „Mir ist nur etwas übel", lüge ich, wobei es zum Teil auch stimmt.

Sebastian drückt mir einen Kuss auf die Stirn, wodurch ein Gemisch aus guten und schlechten Schmetterlingen in meinem Magen herumfliegen. „Ich hole dir eine Tablette, warte hier." Dann verschwindet er auch schon aus der Küche.

Das schlechte Gefühl in meinem Magen wird immer intensiver. Sebastian sorgt sich um mich und ist ein Freund, wie ihn sich viele wünschen. Wie konnte ich ihn bloß betrügen?

Ich liebe ihn, das weiß ich. Aber ich empfinde auch etwas für Shawn. Wie stark meine Gefühle für Shawn wirklich sind, kann ich nicht sagen. Ich muss in Ruhe darüber nachdenken, aber ich glaube nicht, dass sie so stark sein sollten. Sebastian ist immerhin seit zwei Jahren mein fester Freund.

Sebastian betritt  mit einer Tablettenpackung die Kücher, füllt ein Glas Wasser und reicht mir beides. Lächelnd bedanke ich mich bei ihm und meine Sorgen von gerade eben verschwinden, tauchen aber wenige Augenblicke später wieder auf und in meinem inneren brennt alles.

Eines weiß ich jetzt: Ich kann Sebastian nicht erzählen, was passiert ist, denn es würde ihn umbringen. Lieber lüge ich ihn an, anstatt einem der wichtigsten Männer in meinem Leben das Herz zu brechen.

Shawns Sicht

„Wie geht es dir?"

„Gut" antworte ich der Person, mit der ich gerade einen Videoanruf führe und ignoriere das Ziehen in meinem Bauch. „Wie geht es euch?"

„Uns geht es gut. Dein Vater ist wie immer am Schlafen und Aaliyah ist mit-" Meine Mutter unterbricht den Satz. „Sie ist mit einem Freund oben in ihrem Zimmer." Ob es der gleiche Junge wie letztens ist? Und warum hat meine Mutter gezögert? Ich möchte sie gerade darauf ansprechen, als sie weiter redet. „Geht es dir sicher gut? Es hat sich nicht so angehört."

„Es geht mir wirklich-"

„Shawn", ermahnt sie mich und blickt mich mit ihrem Ich-weiß-dass-du-lügst-Blick an, den ich so gut kenne. Sie zieht dabei die Augenbrauen zusammen und. Sie kennt mich einfach zu gut. Es wäre auch schlecht, wenn meine Mutter mich nicht kennen würde. Gerade wäre es mir ehrlich gesagt lieber, ihr nicht die Wahrheit erzählen zu müssen.

„Ich habe Camila geküsst und sie hat den Kuss erwidert." Mein Herz hüpft bei der Erinnerung, wie sie ihre Lippen bewegt hat. Es war eine sehr leichte Bewegung, aber sie war vorhanden.

Meine Mutter schaut mich enttäuscht an. „Shawn, das Mädchen hat doch einen Freund. Hast du nicht nachgedacht?"

Ich schüttele den Kopf. In dem Moment haben meine Gefühle die Kontrolle gewonnen und ich habe Camila geküsst. Ihre Lippen haben sich genauso angefühlt, wie vor drei Jahren. Es tut weh zu wissen, dass sie damals etwas für mich empfunden hat, es mir jedoch nicht erzählt hat.

„Shawn", seufzt meine Mutter. „Was hat sie dazu gesagt?"

„Der Kuss war heute morgen und wir haben uns seitdem noch nicht gesehen." Meine Stimme bricht am Ende. „Sie wird mich jetzt wahrscheinlich hassen", murmele ich.

„Ach Quatsch. Sie hasst dich deswegen bestimmt nicht. Aber möchtest du mir vielleicht erzählen, was genau passiert ist?"

Ich zögere zunächst, beschließe dann aber doch meiner Mutter zu erzählen, was genau passiert ist. Immerhin habe ich ihr auch vom Kuss erzählt.

„Sie hat damals wirklich etwas für dich empfunden? Wieso hat sie dich dann angelogen?"

Ich zucke mit den Schultern. Ich habe mich nach Camilas Besuch die ganze Zeit gefragt, wieso sie ihre Gefühle damals verschwiegen hat, aber ich habe keine logische Erklärung dafür.

Mehre Minuten ist es zwischen uns still. Ich weiß nicht wirklich, was ich sagen soll und meine Mutter scheint nachzudenken, denn sie hat ihre Hand an die Lippen gelegt, was sie immer tut, wenn sie in Gedanken ist.

„Weißt du, wieso sie den Kuss erwidert hat?"

„Nein." Ich wollte Camila fragen, wieso sie den Kuss erwidert hat, aber sie ist weggerannt.

„Du solltest sie fragen. Vielleicht empfindet sie immer noch etwas, aber traut sich nicht, es dir zu sagen? Eine andere Erklärung fällt mir nicht ein." Meine Mutter streicht eine blonde Haarsträhne hinter ihr Ohr, die sich gelöst hatte.

„Sie liebt Sebastian. Zwischen uns wird niemals mehr als Freundschaft sein", antworte ich und seufze. Ich bin mir sicher, dass es stimmt. Wir sind und werden für immer nur Freunde sein.

Das Kapitel ist etwas kürzer als sonst, aber ich hatte eine kleine Blockade beim Schreiben. Ich hoffe es ist nicht zu schlecht geworden 🙈