"Na, komm mein Großer."
Zielstrebig ging ich vorweg und führte mein Pferd hinter mir die Rampe des Hängers hoch. Auch er merkte sicherlich, dass mir heute etwas anders zu Mute war. Oben schlüpfte ich unter der ersten Stange hindurch und band ihn gleich an, nachdem hinten die Stange vorgehangen und die Klappe hoch gemacht wurde. Schnell streichelte ich meinem Wallach noch einmal über die Stirn, bevor ich aus dem Hänger krabbelte und die kleine Tür hinter mir schloss. Auf das Heu fokussiert, welches an meinen Klamotten hing, klopfte ich meine Jacke und Hose ab.
Ich wollte nicht geradeaus schauen, denn da standen meine beiden Reitlehrer, bei den ich bisher alles über den Umgang mit den Tieren und das Reiten gelernt hatte. Seit 8 Jahren....
Wenn ich das alte Ehepaar jetzt anschauen würde, glaubte ich sofort in Tränen auszubrechen. Zwar hatte ich auch meine Momente, in denen ich sie einfach nur abgöttisch gehasst hatte, doch im Großen und Ganzen hatte ich den Beiden viel zu verdanken. Sie waren nett, nur der Unterricht ziemlich altmodisch und streng. Damit kam ich oft nicht klar und deswegen hatten sie schon damals meine beiden Freundinnen vergrauelt.Schließlich sah ich auf und schaute ebenfalls in die Gesichter meiner Mutter, die mich immer in allem unterstützt hatte und noch einer Einstellerin. Laura war einige Jahre älter als ich, sie war schon 26. Ich hingegen erst zarte 19. Noch vor wenigen Jahren war sie selbst noch fleißig Turniere mit ihrer Fuchsstute Amy geritten, doch nun ist das Pferd zu alt und bekommt hier noch einen schönen Lebensabend. Bis zur Klasse L sind sie gesprungen, das hatte ich mich nie getraut....Allgemein bewunderte ich Laura für ihren Mut auf noch jedes so verrückte Tier aufzusteigen und mit diesem Pferd gegen einen wuchtigen Oxer zu donnern. Aber selbst auf meinen Wallach Geysir wollte sie nicht rauf. Einmal war sie ihn geritten. Geysir war ein junger Wallach, der wenig von der Grundschule eines Pferdes mitbekommen hatte.
In der Dressur glichen wir dem Anblitz einer Giraffe und beim Springen rannte er mir ohne Kontrolle unterm Hintern davon. Bei solchen Aktionen hatte ich mindestens immer 500 Kilo in der Hand. Er hatte wirklich gutes Springvermögen. Immerhin war er ein Connemara Pferd mit einem Stockmaß von 1,64 m. Mit seinen jungen 6 Jahren war er noch schön dunkel. Momentan war er ein wunderschöner Apfelschimmel mit einer sportlichen Figur. Er hatte einen harten Kopf mit sehr wachen Augen. Also hübsch war er, das musste ich schon sagen. Nur leider nicht sehr gehorsam. Am Boden klappte alles reibungslos, nur von oben verlor ich häufiger die Kontrolle, was sehr gefährlich werden konnte.
Wehleidig sah ich zu meinen beiden Reitlehrern. Jetzt hieß es Abschied nehmen. Zuerst schloss ich meine Reitlehrerin in die Arme und schon jetzt kullerte mir die erste Träne über die Wange. Keine war je so einfühlsam und auch gleichzeitig so streng, wie sie. Nun zu meinem Reitlehrer. Früher war er DDR-Meister in der Dressur, als auch im Springen. Vor ihm hatte ich alle Achtung. Er setzte sich auch auf jeden Zossen. Egal wie bescheuert die manchmal waren. Er passte sich dem Pferd an, nicht andersrum. Doch diese Zeiten waren vorbei mit seinen stolzen 68 Jahren, hatte er ein paar gesundheitliche Probleme und stieg somit nicht mehr aufs Pferd. Was würde nur aus ihm werden, wenn er einestages keine Pferde mehr hätte....Ich wollte es mir gar nicht ausmalen.
Nach den Beiden schloss ich noch Laura kurz in eine Umarmung. Ich war eigentlich nicht so der Fan von körperlicher Nähe und deswegen hatten wir uns auch nie umarmt, aber einmal konnte ich das ja mal machen. Zumindest zum Abschied. Das Wiehern meines Pferdes riss mich für eine Millisekunde aus meiner Wehleidigkeit und ließ uns alle kurz auflachen.
"Na, Melanie wollen wir?", fragte mich meine Mutter und strich mir beruhigend über den Rücken. Nein. Eigentlich wollte ich nicht. Am liebsten hätte ich Geysir wieder vom Hänger geholt und ihn in seine vertraute Box gestellt. Doch ich nickte.
Meine Reitlehrerin reichte mir noch meinen Pferdepass, den sie immer bei sich aufbewahrt hatte, falls mal der Tierarzt kommen musste. Ich packte ihn schnell auf den Beifahrersitz und schloss die Autotür wieder. Geysir trampelte aufgeregt auf dem Hänger. Das war das erste Mal, dass ich mit ihm irgendwo hinfuhr, da ich ihn erst seit einem Jahr besaß und mit diesem Bekloppten eh nie auf ein Turnier gefahre wäre.
Nachdem ich mich nochmal bei allen verabschiedet hatte, stieg ich auf den Fahrersitz meines Autos und schnallte mich an. Meine Mutter tat es mir gleich und setzte sich auf den Beifahrersitz.
12.37 Uhr rollte das Gespann vom Hof. Unser nächstes Ziel war das Gestüt in Marbach. Aber erst nachdem ich meine Mutti bei uns zu Hause abgesetzt hatte. In Marbach würde ich meine Ausbildung zur Pferdewirtin mit Schwerpunkt Zucht beginnen. Eigentlich hatte ich geplant nach meinem Abi Pferdewirtschaft in Göttingen zu studieren. Doch leider wurde ich nicht angenommen. Also hieß es Plan B. Laut meinem Navi würde ich 3 Stunden fahren. Doch mit Hänger und einem jungen Pferd hintendrauf würde ich wohl etwas sachter fahren. Nicht, dass mein Junge nachher noch nass geschwitzt dort ankam.
Regelmäßig fuhr ich an den Autobahnraststätten ran, um ihm etwas zu trinken anzubieten. Doch er wollte nicht. Lieber verteielte er das ganze Heu aus seinem Heunetz im Hänger. Trotz des ganzen Lärms und den Lkw's blieb er erstaunlich ruhig. Eigentlich hatte ich gedacht, dass er mehr Terz machen würde. Ich war jetzt schon stolz auf ihn, also im Umgang war er wirklich lieb.
Die Kilometerzahl auf meinem Navi sank und langsam schummerte es. Es war Ende Oktober und die Tage wurden kürzer. Früher hatte ich diese Zeit vergöttert. Endlich wurden die Sprünge auf dem Platz wieder weggeräumt und das schreckliche Training hatte ein Ende...Zumindest für dieses Jahr.
Schon von Weitem sah ich ich die riesen Koppeln und einige Pferde draußen grasen. Ich war mitten im Nichts und es schien mir hier sehr ruhig zu sein. Die nächste Stadt war um die 20 Kilometer entfernt. Tausende Bäume standen am Straßenrand und bildetet somit ein herrliche Allee.
Hey erstmal.
Ich weiß, dass es wohl nicht das Interessenfeld meiner bisherigen Leser ist. Nichts desto trotz, würde ich mich freuen, wenn ihr dieser Story eine Chance geben würdet.
Jetzt werde ich erstmal nur dieses Chapter hier hochladen und im Hintergrund weiterschreiben. Wenn ich genug Teile vorgeschrieben habe, werde ich anfangen langsam zu veröffentlichen.
Meine Intention ist es, hier meine Erfahrung über den Reitsport kund zu geben und vielleicht dem ein oder anderen ein paar Fragen beantworten zu können. Denn immer wieder sehe ich auf Wattpad Stories, in denen Begriffe falsch verwendet werden und so weiter....
Natürlich kann es immer sein, dass mein Geschriebenes nicht mit dem übereinstimmt, was ihr in euren Reitvereinen so gelernt habt. Dann weist mich bitte draufhin oder schreibt es in die Abschnitte daneben. Wenn jeder aus seiner Erfahrung mit den Tieren erzählt, können wir sicherlich alle noch was lernen.
Also habt Spaß beim Lesen und bleibt gesund!
Alle Beschreibungen, die ich zu dem Gestüt erwähnen werde, sind fiktiv und entsprechen nicht der Realität.
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Go for it!
Teen FictionMelanie ist eine 19 jähriges Mädchen, welches eine Ausbildung zur Pferdewirtin auf dem Gestüt in Marbach machen will. Gerne würde sie mit ihrem Wallach Geysir mehr zusammen wachsen und vielleicht ein paar Turniere beschreiten. Doch sie traut sich n...