ᗯIᑎᑎᗴᖇ ᗯIᑎᑎᗴᖇ ᑕᕼIᑕKᗴᑎ ᗪIᑎᑎᗴᖇ

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Im M Springen waren wir ungefähr im Mittelfeld, Nick war an zwanzigster Stelle.
Richtig stark arbeiten musste er Krümel ja nicht mehr, weshalb er ein paar Runden drehte, zwei Sprünge sprang und dann zum Start bereit war.

Immer zu fragte ich Nick, ob alles ok sei, oder ob ihm schwindlig wäre. Doch er verneinte es wieder und wieder.
Selbst als Nick am Anfang seiner Prüfung vor dem Richterturm grüßte, fragte ihn der Richter, ob das so in Ordnung ginge. Nick beantwortete die Frage mit einem Daumen nach oben und grüßte danach.

Der Pacour bestand aus 13 Hindernissen und 14 Sprüngen. Nur eine Zweifach war enthalten, mit einem Galoppsprung dazwischen.

Bei jedem Sprung zog ich die Luft ein, ich war mir sicher, dass man das später im Video hören würde. Ich traute mich gar nicht hinzusehen. Doch Nick schien die Lage unter Kontrolle zu haben und gemeinsam mit Krümel lieferten sie eine sichere und harmonische Runde, ohne Zwischenfälle ab.
Mir fiel ein Stein vom Herzen, als er endlich wieder Schritt ritt und vom Platz kam. 
Nick übernahm sogar mit einer Zeit von 56.38 die Führung.
Mal sehen, für wie lange, denn die folgende Reiter ritten jetzt alle auf Tempo, um Nick zu unterbieten.

Doch keiner schaffte es. Mir war es aber ehrlich gesagt, nicht so vorgekommen, als ob Nick sonderlich schnell war bei seinem Ritt. Die anderen rasten mit ihren Pferden viel mehr über den Platz.
Zusammen standen wir am Rand und beobachteten noch die anderen Ritte.
Beide stützten wir unsere Oberkörper, mit den Armen, auf dem hüfthohen Geländer ab.

Nicks Nase blutete jetzt nicht mehr so stark und ihm schien es auch wirklich gut zu gehen. Respekt. Wenn ich sowas abbekommen hätte, würde ich für den Rest das Tages nur noch umliegen und weinen. Ok, weinen vielleicht nicht, aber ich würde aufjedenfall jammern.
Ich hatte ihn wohl einen Tick zu lang angeschaut, denn er drehte seinen Kopf zu mir. Plötzlich sah ich seine grauen Augen, die leicht amüsiert blitzten.

"Ähm...ich hab nur geschaut, ob deine Nase noch blutet", gab ich als Erklärung und sah wieder zu dem Reiterpferdpaar, welches gerade in der Bahn unterwegs war. Für einen kurzen Moment sah er mich noch an, schaute dann aber ebenfalls wieder gerade aus. Krümel stand dösend am Rand und ließ sich seinen Rücken von der späten nachmittags Sonne wärmen.

Nick hatte seinen Unternahm durch den Zügel gesteckt, sodass er locker durchhing, Krümel sich aber nicht einfach so auf und davon machen konnte. Plötzlich rückte er ein Stückchen näher zu mir und legte seinen Arm um meine Schulter. Seine Hand zog mich näher zu ihm. Für den ersten Moment wusste ich gar nicht, wie ich reagieren sollte. Es war genau die gleiche körperliche Nähe, die er mir damals nach der Geburt das Fohlens gegeben hatte und sie fühlte sich so vertraut an.

"Was wird das?", fragte ich ihn mit einem Lächeln auf den Lippen.

"Müde", gab er nur als Antwort und legte demonstrativ seinen Kopf auf meine Schulter.
Für eine Weile standen wir so da. Doch als der letzte Teilnehmer an den Start ging, hob Nick wieder seinen Kopf und sah sich die Runde an.
Alle Zuschauer und Teilnehmer achteten jetzt auf die Zeit. Sie wären das letzte Paar, welches Nick und Krümel den ersten Platz streitig machen könnten.

Doch der Reiter hatte ein viel zu hohes Tempo drauf. Sein Pferd sprang zu flach und somit fiel die erste Stange.
Sofort realisierte ich, was soeben passiert war. Ich freute mich riesig, dass Nick die Prüfung gewonnen hatte.
Ein bisschen hüpfte ich auf und ab und fiel ihn um den Hals. Er freute sich ebenfalls und schloss mich fest in eine Umarmung ein.

Bei der Siegerehrung war ich wohl die Lauteste, die klatschte und jubelte. Krümel bekam eine wunderschöne goldene Schleife und eine Pferdedecke und Nick als Preisgeld ganze 1000€.
Bei der Ehrenrunde ließ Nick Las Vegas noch mal richtig flitzen. Jetzt im Vergleich zu den anderen, waren sie wirklich viel schneller.

Auf dem Weg zurück zum Hänger bekam er noch zahlreiche Glückwünsche zu geworfen. Das Preisgeld hatte ich gleich auf dem Rückweg bei der Meldestelle abgeholt.
Immer wieder tätschelte ich Krümels nass geschwitzten Hals, ich war so stolz auf ihn und natürlich auch auf Nick, aber das zeigte ich nicht so.
Den Reiter verdonnerte ich dazu, sich hinzusetzen und auszuruhen. Ich widmete mich währenddessen dem Pferd und machte es für den Hänger fertig. Jetzt war es 17.30 Uhr. Pünktlich zum Abendbrot würden wir nicht mehr kommen.

Das Pferd im Hänger - diesmal hatte ich ihn hochgeführt -, die Sachen eingepackt, setzte ich mich auf den Fahrersitz. Nick gab mir seine Flasche, aus der er noch soeben getrunken hatte. Den ganze Nachmittag hatte ich nichts getrunken, dafür aber immer diesen blöden trockenen Staub eingeatmet. Es war eine pure Erlösung, jetzt endlich meinen Hals mit Wasser spülen zu können.
Ich gab ihm die Flasche wieder zurück und er drehte den Deckel rauf. Kurz schaute ich nochmal auf mein Handy, ob mir jemand geschrieben hatte. Plötzlich legte Nick eine Hand auf meinen Oberschenkel. Schlagartig kribbelte mein gesamter Bauch. Wie ein Reh im Scheinwerferlicht, sah ich ihn an. Er hatte wie immer, sein typisches Lächeln aufgesetzt.

Vorsichtig griff er nach meinem Handy und zog es mir aus der Hand. Dabei hielt er ständig Augenkontakt mit mir. Ich war so in ihn verfallen, dass nicht dazu fähig war, meinen Blick von ihm abzuwenden.
Behutsam legte er eine Hand hinter meinen Kopf und zog mich noch näher an ihn.

Der Schmetterling von damals, hatte nun unzählige Freunde gefunden und alle jubelten gemeinsam: "Nick! Nick! Nick!"
Im nächsten Moment drückte er mir einen Kuss auf die Stirn. Er löste sich wieder und sah mir tief in die Augen.

"Ach, scheiß drauf!", nuschelte er nur schnell. Seine Hände glitten an meinen Kiefer und mit einem Mal presste er seine Lippen auf meine.
Sofort erwiderte ich den Kuss. Alles in mir explodierte und ich genoss alles, was ich in diesem Moment von ihm mitbekam.
Meine Hand vergrub ich in seinen kurzen dunkelblonden Haaren.




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