ᗪOᑌᗷTՏ

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Nach Mitternacht leerte sich der Saal in wenigen Minuten. Die Leute hatten wohl genug vom Feiern.
Auch an unserem Tisch herrschte Aufbruchsstimmung und schneller, als wir uns umgucken konnten, war der Großteil des Tisches leer und es sah schlecht im Thema Mitfahrgelegenheit aus.
Nick war gerade noch dabei sich von ein paar Leuten zu verabschieden, währenddessen ich schon mal alles bezahlte. Das Geld für sein Essen, hatte er mir im Vorraus schon gegeben. Wir waren zwar nicht die Letzten, aber es konnte sich nur noch um Minuten handeln, bis sie den Schuppen zu machten.

Innerlich betete ich, dass Nick zwischendurch noch eine Gelegenheit finden würde, wie wir nach Hause kommen würden, doch in diesem Punkt enttäuschte er mich leider. Denn er sah es überhaupt nicht als Problem an, nachts durch den Wald zum Hof zu laufen. Ich glaubte, dass er das wohl schon einige Male getan hatte.

Nunja ich hätte auch kein Problem damit, aber mit Hackenschuhen, war ich unmöglich dazu in der Lage, einen Sandweg entlang zu spazieren. An dieses Problem hatte er nicht gedacht. Ich musste lächeln, immerhin war es ja auch nicht sein Problem. Aber das konnte ich ganz schnell ändern.
Nachdem er mir also gebeichtet hatte, dass wir laufen müssten, gingen wir los. Zum Glück liefen wir zuerst auf einem Fahradweg, der mit Laternen beleuchtet war und so kamen wir immer weiter raus aus dem Dorf Richtung Wald und Wiesen. Nick hatte meine Hand in seine geschlossen und mir noch sein Jacket übergehangen.

Mir war sowieso immer kalt und er war ein wandelnder Ofen. Zudem hatte er einen Menge Bier intus, sodass er die Kälte wohl nicht so spüren würde, wie ich.
Wir redeten über die verschiedensten Dinge und alberten rum, so wie wir es immer taten. Am Ende zogen wir singend in das erste Dorf ein. Das hieß, dass wir nun die erste Hälfte der Strecke geschafft hatten. Von nun an, würde der Weg schlimmer werden.
Im Dorf selbst, wollten wir uns extra leise verhalten. Doch das war richtig schwer. Dauernd gab Nick Sachen von sich, über die ich nur lachen konnte und dann pssste er mich an.
Wir verließen das Dorf und liefen ein Stück auf der Straße, bis der Wald anfing, dann wechselten wir auf den katastrophalen Boden.

Es hätte mehr Sinn gemacht, einfach barfuß zu gehen...
Nick sah sofort, dass ich arge Probleme hatte und so nahm er mich, wie eine Braut auf seine Arme. Natürlich nicht, ohne dabei einen Kommentar abzugeben.

"Boar, bist du schwer!", scherzte er und sah mich belustigt an. Für diesen Satz kassierte er auch gleich einen Schlag auf den Arm und der war nicht sanft.
Ich hatte keine Skrupel davor, andere zu schlagen, wenn sie mich ärgerten. Das hatten mir schon meine Cousins beigebracht, als ich klein war.
Und zum Glück teilten Nick und ich denselben Humor, weshalb ich diese Aussage auch nicht falsch verstand, sondern einfach drüber lachen konnte. Manchmal sagte ich kaum nettere Sachen zu ihm.

"Sagt der Fette", konterte ich und gab ihm ein Kuss auf die Wange.
Er lächelte mich an. Da fiel mir plötzlich die Silberhochzeit meiner Eltern ein. Demonstrativ schlug ich mir mit meiner Hand gegen meine Stirn.

"Fuck", fluchte ich.

"Na, na, na junges Fräulein nicht solche Kraftausdrücke hier!", ermahnte er mich.
"Was ist denn?", fragte er nun neugierig.

"Meine Eltern haben im August Silberhochzeit und ich hab noch kein Geschenk und zudem musst du da auch mit hin. Also natürlich, nur wenn du willst. Ich würde mich freuen, aber wenn du noch nicht mit willst, würde ich das auch vollkommen verstehen...", plapperte ich einfach meine Gedanken heraus.

"Ich würd schon gern mit. Immerhin will ich ja meine Schwiegereltern kennenlernen", meinte Nick prompt.
Dieser Satz ließ mein Herz wirklich lange höher schlagen, kurz stellte ich mir vor, wie ich Nick eines Tages heiraten würde und geriet fast ins Schwärmen.

"Ja, aber dann müssten wir unsere Beziehung öffentlich machen. Theo will sicher einen Grund, dass wir zusammen frei brauchen und zu meiner Familie fahren." Während dieser Überlegung, fuhr ich mit meinen Fingerspitzen über den Schlips und die obersten Knöpfe des Hemdes. Verträumt malte ich ein paar Herzen auf das weiße Shirt.

"Das kriegen wir schon hin. Ich glaube Martha würden wir sofort auf unserer Seite haben und Theo hat uns wirklich gern. Er würde es glaube ich verkraften..", erklärte Nick seine Gedanken. Doch genauso, wie er optimistisch war, war ich skeptisch. Nicht gegenüber der Beichte, sondern gegenüber unserer Beziehung.
Ich seufzte. Was wäre, wenn wir es ihnen sagen würden und wir uns danach gleich streiten würden?
Mein Freund merkte meine Bedenken sofort.
"Was ist?"

Ich wusste, dass ich ihm immer alles erzählen könnte, ganz egal, was es war. Zwar schienen meinen Zweifel ihm gegenüber nicht gerecht, aber vielleicht plagten ihn ja die selben Gedanken, wie mich.

"Ach ich habe nur Angst, dass wir es ihnen beichten und wir uns danach durch einen unnötigen Streit trennen oder so...", gab ich meine Bedenken kund. Und wie erwartet, stieß ich bei Nick nicht auf Verständnislosigkeit, sondern auf Zustimmung.
Ich konnte ihm wirklich all meine Zweifel erzählen, er war wie mein persönlicher Psychologe. Und dieses Einfühlsame liebte ich so sehr an ihm.

Egal, ob es ums Springen ging, oder uns. Er würde immer versuchen meine Zweifel zu verstehen. Schließlich wollte er auch, das ich ihn verstehe. Und ich glaubte, indem wir immer ehrlich unsere Gedanken teilten, konnten wir ein starkes Fundament für eine längere Beziehung schaffen.
Er war zwar mein erster Freund, jedoch hatte ich schon unzählige Beziehung kaputtbrechen sehen, weil die Paare nie alles miteinander besprochen hatten. Sowas wollte ich vermeiden und außerdem war es viel angenehmer die Sorgen nicht allein zu tragen.
Nick kannte mich schon ziemlich gut und wusste daher, dass ich ein Kopfmensch war, der alles überdachte und in Frage stellte. Umso glücklicher machte es uns beide, wenn ich auf mein Gefühl hörte und ihm vertrauen konnte.

"Das könnte zwar passieren, aber es könnte genauso gut, auch gut gehen. Wenn du willst, können wir noch länger im geheimen zusammen sein, ich habe da kein Problem mit und ich werde warten, bis du dich dazu bereit fühlst es preiszugeben. Ok?", flüsterte er gegen meine Wange und gab mir am Ende einen liebevollen Kuss.

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