ᑎIᑕK ᗯIᑎKᒪᗴᖇ

23 3 3
                                    

In meinem schönsten Schlabberlook, saß ich mit meinem Laptop auf dem Schoß, auf meinem Bett und durchforstete mit Hilfe von Rimondo unzählige Stammbäume. Noch nie in meinem Leben hatte ich mich mit Pferden beschäftigt, die anfang des 20' sten Jahrhunderst gelebt hatten und zur Bildung vieler heutiger Rassen beitrugen.

Auf den schwarz-weiß Fotos sah man deutlich, dass diese Tiere damals noch für die Landwirtschaft gezüchtet worden sind. Alle Hengste waren stämmige Tiere. Ganze zwei Stunden klickte ich mich durch tausende Seiten und machte mir meine Notizen. Zudem fand ich herraus, mit wem mein Pferd alles verwand war und dass er 45 Halbgeschwister hatte.

Ich wollte gerade meinen Laptop herunter fahren, als mir einfiel, dass man auf Rimondo ja nicht nur Pferde suchen konnte. Vielleicht fand ich ja auch einen Eintrag über Nick. Aber wonach suchte ich da am besten. Mir viel die Stute Cascara ein, die ich heute geritten hatte. Herr Wagner hatte mir noch bei der Zuteilung erzählt, dass Nick mit ihr letzte Saison erfolgreich unterwegs war. Sofort gab ich den Namen in die Suchleiste ein. Blöd nur, dass es ungefähr 300 Pferde gab, die Cascara hießen. Ich beschränkte die Suche etwas, indem ich die Fellfarbe angab und siehe da, da war die Schönheit. Ich scrollte etwas hinunter, überflog mit meinen Augen ihren Stammbaum, da ich mittlerweile echt darauf fixiert war und blieb schließlich bei den Turniererfolgen hängen.

"Nick Winkler...", las ich leise vor und klickte auf den letzten aufgezeichneten Ritt, der dort zu finden war. Damals, als ich mit dem Turnierreiten anfing, hatte ich mir mit meiner alten Stallkameradin dort ein Konto angelegt und eine Mitgliedschaft gekauft, so hatte ich das Glück nur die Hälfte bezahlen zu müssen und immer auf alles Zugriff zu haben. Trotz des schlechten Internets hier, lud das Video schnell. Mit großer Freude, über meine Idee startete ich den kurzen Film. Doch meine Freude war nicht von langer Dauer. Zwar hatte es schnell geladen, jedoch in einer grauenvollen Qualität. Alles war verpixelt. So konnte ich auch nicht viel von seinen Reitkünsten sehen. Frustriert schloss ich das kleine Fenster des Videos und laß mir einfach so die Platzierungen durch. Er war mit den verschiedensten Pferden an den Start gegangen und hatte bisher auch einige Springen in der schweren Klasse absolviert.

Zuerst kam Bewunderung in mir auf, doch kurz darauf folgte die Angst. Was war, wenn Herr Wagner wollte, dass ich auch solche Monstersprünge anritt? Was sollte ich machen? Einfach gegen reiten oder sagen, dass ich Angst hatte? Bevor ich wieder in Panik geriet, wie so oft in alter Zeit, schaltete ich den schon warmgelaufenen Laptop aus und stellte ihn zurück auf meinen Schreibtisch.

Nachdem ich meine Zähne geputzt und mein Gesicht gesäubert hatte, verkroch ich mich unter meine Decke. Es war bereits 21 Uhr und sogleich überrollte mich eine Welle der Müdigkeit. Ich knipste meine Nachtlicht aus und schloss die Augen.

Ich hätte wirklich gern geschlafen, doch in meinem Nachbarzimmer schien eine Party zu steigen. Ununterbrochen hörte ich das blöde Gekichere von Luisa und Charlien. Bisher hatte ich sie noch nicht wirklich kennenlernen können, doch zur Zeit schienen sie mir sehr unsympatisch, respekt- und rücksichtslos. Genervt stöhnte ich auf und drehte mich auf die andere Seite. Ich war todmüde und sie so laut. Immer wieder döste ich weg, doch wurde durch ein plötzliches Aufkreischen wieder in die Realität gerissen. Mit müden Augen sah ich auf mein Handy.

22 Uhr....Langsam wurde ich wirklich wütend. Doch bevor ich aufstehen konnte, verstummte plötzlich der Lärm und ich hörte Martha's Stimme.

"Jetzt ist aber Schluss hier. Es ist 10 Uhr. Das heißt Nachtruhe. Geht euch schnell umziehen und dann ab ins Bett mit euch."

Man ahnt gar nicht, wie sehr ich Martha dafür im Moment drücken konnte. Und ab ihrer Ansprache war Ruhe. Herrliche Ruhe. Den Schritten auf dem Flur nach zu beurteilen, kam sie direkt auf mein Zimmer zu. Kurz darauf öffnete sich auch meine Zimmertür.

"Ach, du schläfst ja schon. Na, dann gute Nacht", flüsterte sich lächelnd.

"Danke", gab ich leise lächelnd zurück und so schloss sie wieder meine Tür. Ich kuschelte mich in meine Decke ein und fiel schließlich ins Traumland.

Die ersten zwei Wochen vergingen genauso, wie mein richtiger erster Tag. Mit Luisa und Charlien verstand ich mich so semi gut. Ich konnte mich mit ihnen unterhalten, aber Freunde werden wir wohl nicht werden, was eigentlich Schade war, denn ich liebte harmonische Beziehungen. Aber es war nur komisch zu sehen, wie sie mich ansahen und dann anfingen zu lachen. Auch, wenn ich nicht wusste worüber sie lachten, war es irgendwie verletzend.

Bei Herrn Wagner lernte ich jetzt schon eine ganze Menge und jeden Tag, an dem er mir mehr über die Zucht beibrachte, begeisterte ich mich mehr für dieses Thema. Der Reitunterricht lief auch gut und mittlerweile stand Geysir nachmittags in einer großen Herde draußen auf einer riesen Weide. Er wurde super in den Herdenverband aufgenommen. Klar gab es ein paar winzige Rangelein, doch er verletzte sich nie ernsthaft. Er war ziemlich rangniedrig.

Meine Eltern waren ebenfalls nach sieben Tagen gekommen und hatten mir meine restlichen Sachen hergebracht. Doch sie blieben nicht lange hier. Immerhin war unser Hund allein zu Hause. Nachdem ich ihnen also eine kurze Führung gegeben hatte, stiegen sie wieder in ihr Auto und fuhren nach Hause. Meine Familie hatte im Allgemeinen auch nicht viel mit Pferden zu tun. Mein Uropa war der einzige Reiter in meiner Familie gewesen. Von ihm hatte ich wohl diese Pferdemacke geerbt. Aber ich liebte sie.

Nächste Woche würde uns Herr Wagner mitteilen, wie wir uns die drei Probewochen benommen hatten. Dann würde er entscheiden ob er uns die Ausbildung weitermachen ließ, oder ob wir nach Hause fahren konnten. Ich hoffte wirklich einen guten Eindruck bei ihm hinterlassen zu können. Mittlerweile hatte ich Blut geleckt, um keinen Preis wollte ich jetzt aufhören. Jetzt, wo ich langsam angekommen war...

Es war Mitte November und allmählich neigte sich die Weidesaison dem Ende zu. Nick, Luisa, Charlien und ich, waren in den letzten zwei Tagen nur damit beschäftigt gewesen, die Winterpaddocks startklar zu machen. Die Paddocks waren wirklich groß, zwar nicht so riesig, wie die Weiden, aber die Herden hatten dennoch genug Platz. Ich war wirklich froh, dass mein Pferd so oft wie möglich raus kam und dann noch so viel Auslauf hatte.

Go for it! Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt