Der ganze Hof steckte in den Vorbereitung für das bevorstehende Turnier. Alle arbeiteten mehr als sonst, denn gleichzeitig war auch die Erntezeit. Während Nick den ganzen Tag im Trecker verbrachte, war ich damit beschäftigt Zäune und Geländer überzustreichen, den Hof von Unkraut zu befreien und die Boxen für die Turnierpferde herzurichten. Um die 10 Pferde würden über Nacht bei uns bleiben. Dafür hatten wir extra einen kleinen Stalltrackt frei geräumt. Die Pferde, die sonst in den Boxen standen, waren Jährlinge die nun auf ihre Sommerweide gezogen waren.
Mit meiner Arbeit war ich schneller fertig als erwartet. Erschöpft setzte ich mich auf eine Bank und starrte schweratmend zum Tor. Bald müsste Nick wiederkommen, um das Giftmittel aufzufüllen. Es waren brütenden 28 Grad im Schatten und der Schweiß stand mir auf der Stirn. Nicht mal ein leichtes Lüftchen wehte. Die Luft stand.
In dem Moment nahm ich das typische Motorengeräusch des Treckers war und Nick fuhr auf den Hof. Fröhlich winkte er mir zu und stellte den Trecker mit Hänger an den Tank, um ihn auffüllen zu können. Sein Shirt hatte er ausgezogen und auch ihm schien nicht kalt zu sein.
Er ließ sich genauso erschöpft auf die Bank fallen, wie ich.
"Na, schon fertig?"Ich nickte.
"Und du? Wie viel hast du noch zu tun?""Das ist jetzt die letzte Fahrt. Willst du mit, dann kannst du fahren..", bot er mir an und grinste. Ich wollte schon immer mal Traktor fahren, aber hatte nie die Chance dazu, weshalb mir die Entscheidung leicht fiel.
"Klar!"
Theo kam aus seinem Büro und sah Nick kopfschüttelnd an. Zielstrebig kam er mit einem Klemmbrett in der Hand auf uns zu."Herr Winkler, es ist wirklich erfreulich, dass Sie in so einem guten körperlichen Zustand sind, aber müssen Sie hier immer halb nackig rumrennen?"
'Schimpfte' er mit Nick, welcher nur lachte. Theo reichte mir das Klemmbrett."Wir brauchen Namen für die Fohlen, dann können wir sie bei der Fohlenschau gleich eintragen lassen."
Ich blätterte durch die Akte, in der alle Fohlen aus diesem Jahr mit Bild vermerkt waren.
Bei dem Fohlen, welches Nick und ich gemeinsam geholt hatten, blieb ich hängen und ließ meinen Blick über die Abstammung fliegen. Zu meiner Überraschung war Captain Jack Sparrow der Vater und zufälligerweise war es ein Hengstfohlen."Für ihn, weiß ich einen Namen" und zeigte auf das Bild.
Interessiert sahen beide mich an.
"Captain Hook!", sagte ich begeistert.
Nick und Theo schien der Name zu gefallen und somit hatte ich mein erstes Fohlen getauft. Der Name passte wie Arsch auf Eimer zu dem pechschwarzen Fohlen.
Es piepte, das war ein Zeichen dafür, dass der Hänger voll war. Nick stand auf und entfernte den Schlauch, danach schraubte er alles wieder zu.
"Können wir heut Abend weiter darüber nachdenken? Ich wollte mal gern mit aufs Feld", bat ich meinen Chef.
Er nickte nur und ich gab ihm die Akte zurück."Du kannst dir ja auf dem Feld noch ein paar Namen ausdenken."
Mit diesen Worten, winkte er uns nochmal zu und verschwand dann wieder im Büro.
Ich hingegen kletterte nach Nick in den Traktor und setzte mich erstmal neben ihn. Geschickt lenkte er das große Gespann vom Hof, ohne dabei auch nur einmal über ein Stückchen Rasen zu fahren.
Bis zum Feld konnte wir noch das Fenster runter machen, das Wetter war erträglicher mit etwas Fahrtwind.
Uns kamen viele andere Bauern entgegen. Darunter auch ein paar bekannte Gesichter vom Reiterball. Wir bogen in einen typischen landwirtschaftlichen Weg und vor uns erstreckte sich ein leichtes Tal aus unzähligen Feldern. Und fast auf jedem Acker war mindestens ein Trecker unterwegs.Es war hier eine kraftvolle aber auch angenehme Stimmung. Am Rand standen die alten Bauern mit ihren Autos und sahen sich an, was die jungen Bauern alles machten. Zum Glück hatten Nick und ich keine Aufpasser. Wir fuhren noch eine Weile den geteerten Weg, bis wir hinter einem kleinen Wäldchen auf einen Acker bogen.
Hier wurde Weizen angebaut, welcher ungefähr Kniehoch war und noch Gras grün.
"Ich zeig dir erstmal, wo du lang fahren musst und dann darfst du."Er erklärte mir alles ganz genau und es war so schön zu sehen, wie ernst er seine Aufgabe nahm. Er war voll in seinem Element und das war unheimlich attraktiv. Schließlich war ich an der Reihe. Ich setzte mich einfach auf seinen Schoß und griff das Lenkrad. Nick betätigte alle Knöpfe und Hebel, während ich das Gespann durch die Furchen lenkte.
In der Kabine herrschte zwar eine stickige Luft, weshalb wir beide ziemlich schwitzten, aber das Fenster konnten wir nicht öffnen. Es sei denn, wir wollte am Ende des Tages in Staub gebadet sein.Nachdem Abendbrot gingen wir getrennt duschen und zogen uns gemütliche Kleidung an. Doch das hätte ich mir sparen können. Unser verdienter Schlaf wurde uns nicht gewährt.
Wir hatten uns gerade bequem auf sein Bett gelegt, als Theo plötzlich in Hektik aufgelöst in sein Zimmer kam.
Er wusste, dass wir ab und zu zusammen Filme sahen, weswegen er nicht verwundert war uns hier zusammen zu sehen."Die Jungpferde sind draußen. Der Zaun ist kaputt."
Sofort sprangen wir beide auf und zogen uns wieder um.
Zu viert saßen wir im Jeep von Theo und er fuhr mit uns zur Koppel. Zum Glück waren die Sieben nicht weit gekommen. Sie standen gemütlich auf auf der angrenzenden Wiese, welche aber nicht eingezäunt war.Mit viel Geduld kam Nick an den Boss der Herde und brachte ihn zurück auf die Weide. Wir anderen trieben die restlichen Pferde vorsichtig hinter her.
Nach einer Stunde waren alle wieder dort wo sie hingehörten.
Der Zaun war kaputt und so beschloss ich da zu bleiben, bis Nick mit Werkzeug wiederkommen würde.
Ich setzte mich ins Gras und lehnte mich gegen den Holzpfahl. Der Himmel färbte sich rosarot und die Stille drang in meinem Kopf. Vögel zwitscherten und die Pferde schaubten genüsslich. Es war wunderschön.
Nach zwanzig Minuten kam Nick mit seinem Auto und machte sich daran den Zaun zu reparieren. Dabei half ich ihm natürlich. Es dauerte nicht lange, bis alles fertig war und wir uns ins Auto setzten. Mittlerweile war es sehr schummrig und die Sonne hatte sich schon lange versteckt.
DU LIEST GERADE
Go for it!
أدب المراهقينMelanie ist eine 19 jähriges Mädchen, welches eine Ausbildung zur Pferdewirtin auf dem Gestüt in Marbach machen will. Gerne würde sie mit ihrem Wallach Geysir mehr zusammen wachsen und vielleicht ein paar Turniere beschreiten. Doch sie traut sich n...