ᗴIՏᗴᑎᑭᖴᗴᖇᗪᗴ

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Am nächsten Tag stand also der Hufschmied an. Nachdem wir alle Ställe gemistet hatten, geritten waren und zu Mittag gegessen hatten, kam der Schmied mit seinem riesen Auto auch schon auf den Hof gerollt. Ein bisschen traurig war ich schon um meine schöne Mittagspause, aber was muss, das muss! Zuerst wollte der Schmied die Eisenpferde machen. Also holte Nick seinen ersten Sportler aus der Box. Las Vegas.

Las Vegas war ein riesengroßer Apfelschimmel, der schon ziemlich weiß war. Für seine 5 Jahre war er schon mehr Schimmel, als Geysir. Und er benahm sich auch keineswegs, wie ein Jungpferd. Beim Eisen Auflegen stand er wie eine Eins, genauso wie beim Beschlagen. Ich wünschte mein Pferd hätte so ein ruhiges Gemüt. Für uns war der Schmied immer eine kleine Feuertaufe. Nick konnte ihn sogar anbinden und dem Schmied die Werkzeuge reichen, die er verlangte. In Nullkommanichts war das Tier auf Eisen und wurde wieder in seine Box gebracht. Übrigens wurde er hier kaum bei seinem richtigen Namen genannt. Sein Spitzname war Krümel. Zwar etwas ironisch bei seiner Größe, aber auf seinem Fell zeichneten sich solche kleinen Punkte ab, die wie kleine Krümel aussahen.

Gleich darauf folgte Henry. Henry war ungefähr so groß wie Geysir, also 1,65 m. Sein Fuchsfell glänzte und im Allgemeinen war er ein wunderschöner Junge. An alle Beinen trug er weiße Socken und auf seiner Stirn befand sich eine weiße Flocke. Für ihn war das ganze zwar schon etwas aufregender, weshalb ich nun die Werkzeuge reichte und Nick den Bub festhielt, doch abgesehen von etwas Getänzel, benahm sich Henry ebenfalls vorbildlich für ein so junges Pferd.

Als letztes kam Soundcheck an die Reihe, danach waren wir mit Nicks Pferden fertig. Danach würden nur noch die Pferde kommen, die aus gesundheitlichen Gründe unbedingt Eisen brauchten. Soundcheck benahm sich ähnlich wie Henry. Innerhalb einer und einer halben Stunde waren wir mit den Dreien fertig. Bevor der Schmied sich nun den anderen Pferden widmete, forderte mich Nick dazu auf mal Geysir vorzuführen, um festzustellen, ob er jetzt mitgemacht werden musste, oder ob er beim nächsten Mal dran kommen würde. Ich holte meinen Kleinen aus der Box und führte ihm den Schmied vor.

"Der läuft noch drei Wochen damit, dann komme ich eh wieder für die anderen zum Ausschneiden", entschied der Schmied und ich war froh, jetzt nicht durch diese Prozedur zu müssen. Schon als der Schmied den Huf gehoben und sich die Eisen angeschaut hatte, hatte sich Geysir angespannt. Er hatte nie ein schlechtes Erlebnis mit dem Schmied gehabt. Ich wusste auch nicht, warum er so eine Panik hatte.

Da jetzt mein Unterricht bei Herrn Wagner begann, verabschiedete ich mich von der kleinen Truppe und machte mich auf den Weg in sein Büro, indem ich ihn in letzter Zeit auffand. Luisa übernahm nun meinen Part.

Als ich nach - heute nur einer Stunde - wieder in den Stall kam, waren bereits alle fertig und der Schmied weg. Sein Auto stand noch auf dem Hof, aber er war nicht da. Verwirrt machte ich mich auf die Suche nach Nick. In der Reithalle war er nicht, im Stall konnte ich ihn auch nirgends finden. Die einzige die ich fand war Luisa. Sie stand mit einem Pferd auf der Stallgasse und machte die Stute für ihre Reitstunde bereit.

"Hey, weißt du wo Nick ist?"

"Er ist mit dem Schmied reingegangen zu Martha. Sag mal, kann es sein, dass du Nick magst?"
Plauderte sie direkt ihre Gedanken frei heraus. Neugierig sah sie mich an.
"Wie kommst du darauf?", verwundert über diese Frage, lehnte ich mich an eine Box.

"Naja, so wie du ihm am Arsch hängst....Das ist Charlie und mir damals schon aufgefallen. Also versteh mich nicht falsch, ich hätte da kein Problem mit, ich fänd es sogar ziemlich süß. Aber ich bin nunmal neugierig", entschuldigend sah sie mich an.

Ich zuckte nur mit den Schultern. "Mir war es jetzt eigentlich nicht so aufgefallen, dass ich ihm am Arsch hänge....Ich mein er ist nett und ist zufälliger Weise auch ein bisschen mein Typ, aber ich hab mich jetzt nicht in ihn verknallt. Ich bewundere nur seinen Umgang mit den Tieren, das ist alles. Also kein Grund zur Panik."

Um nicht wieder in das Muster zu verfallen, ihm ständig 'am Arsch zu hängen', so wie Luisa es beschrieb, blieb ich bei ihr.

"Seit wann reitest du?", begann ich also ein Gespräch.

"Ich reite seit 7 Jahren und du?"

"In einem Reitvereien seit 8 Jahren aber eigentlich schon mein Leben lang. Als Kind, bin ich immer Shettlandponnys geritten."

Durch das Zuschlagen einer Autotür, hörten wir kurz auf. Der Motor wurde gestartet, der Schmied fuhr vermutlich vom Hof. Unsere Vermutung wurde dadurch bestätigt, dass Nick zu uns kam und sich neben mich an die Box lehnte. Jetzt war es mir irgendwie unangenehm neben ihm zu stehen, wenn Luisa dabei war. Toll.

Luisa warf mir einen vielsagenden Blick zu, doch keine von uns sagte auch nur ein Wort.

"Soll ich wieder gehen? Hab ich euch in eurem Gespräch gestört?", meldete sich Nick zu Wort, als wir immer noch kein Ton redeten.
Bevor ich was sagen konnte, ergriff Luisa das Wort.

"Nein, nein alles gut. Du kannst ruhig hierbleiben. Wann kommt der Schmied das nächste Mal?"

"Anfang Januar. Da machen wir dann auch Geysir mit, ok?", wandte er sich zu mir und ich nickte nur zustimmend.

Nachdenklich saß ich auf der Tribüne und starrte ins Nichts. Luisa's Bemerkung ging mir nicht aus dem Kopf. Automatisch stellte ich mir vor, wie es wohl wäre mit Nick zusammen zu sein. Zugegeben ich fand den Gedanken nicht abstoßend, aber ich kannte ihn doch kaum und wenn ich ihn jetzt noch besser kennenlernen wollte, würde ich ihren Verdacht nur noch mehr unterstützen.

Doch hätte ich gewusst, was Morgen auf mich zukommen würde, hätte ich mit Sicherheit gesagt, dass das jetzt mein kleinstes Problem war...

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