KOᗰIՏᑕᕼᗴ ᗴՏՏᘜᗴᗯOᕼᑎᕼᗴITᗴᑎ

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Erwartungsvoll sah ich zu Nick, nachdem wir beide unsere Besen an die Seite gestellt hatten.

"Soll ich dir noch helfen?", freundlich lächelte ich ihn an. Zu meiner Überraschung erwiderte er mein Lächeln und schüttelte den Kopf. "Nein, du brauchst mir nicht helfen. Komm hier erstmal in Ruhe an. Ich gebe den Pferden jetzt nur noch Hafer oder Müsli und dann komme ich auch rein. Du kannst ja schon mal mit deinen Sachen reingehen und dir von Martha dein Zimmer zeigen lassen."

"Ok", stimmte ich freundlich zu und steuerte aus dem Stall zum Haus hin. Im Haupthaus angekommen stieg mir sofort der Geruch von gebratenem Speck in die Nase. Schnell zog ich meine Schuhe aus und stellte mein Gepäck erstmal an die Seite. Ich folgte dem Geräusch einer brunzelnden Fetts in einer Pfanne und kam schließlich in einer alten Küche an. Dort stand eine schon etwas ältere Frau am Herd und wendete den Speck. Auf dem Tisch, welcher mitten im Raum stand, war schon alles gedeckt. Sogar Bratkartoffeln konnte ich erkennen, als ich einen flüchtigen Blick warf.

"Hallo, ich bin Melanie. Sind sie Martha?" Die Frau drehte sich zu mir um und lächelte mich an.

"Ah, da bist du ja mein Kind. Ja die bin ich. Du willst sicher dein Zimmer sehen..." Eilig schaltete sie die Herdplatte aus und stellte die Pfanne auf einen Untersetzer.

"Komm mit Melanie." Schnell ging sie aus der Küche und auch so die Treppe hoch. Beinahe hatte ich Angst, dass sie bei dem Tempo hinfallen könnte. Ich schulterte mein Gepäck und stieg die Stufen empor. Oben angekommen, lag ein kleiner Flur vor mir. Bestimmt zehn Türen gingen von diesem ab. Zielstrebig steuerte sie auf eine Tür zu und öffnete diese. Ihre schon leicht gräulichen Haare standen ihr wild vom Kopf, nur ein Haarband brachte etwas Kontrolle auf ihren Kopf. Dankend trat ich in den Raum und stellte den Koffer beiseite.

"Es gibt gleich Essen, aber einen Moment dauert es noch. Richte dich doch schon mal ein bisschen ein. Ich werde dann Nick schicken, um dich zu holen. Achja und nenn mich bitte, einfach Martha, ok?" Mit diesen Worte zwinkerte sie mir zu und schloss dann die Tür hinter sich. Erschöpft von der langen Fahrt, ließ ich mich auf das Bett fallen. Bisher waren doch wirklich alle nett. Aber mit Sicherheit würden nicht nur drei Leute auf diesem Gestüt arbeiten. Vielleicht würde ich ja gleich beim Essen noch mehr Leute kennenlernen. Oder spätestens Morgen...

Kurz ließ ich den bisherigen Tag nochmal Revue passieren und mir kamen fast die Tränen, als ich an den Abschied von meinem alten Hof dachte. Auch meine Familie und meinen Hund vermisste ich jetzt schon. Ich war nie der Reisetyp gewesen. Ich war immer froh, wenn ich in den Ferien einfach zu Hause und im Stall sein konnte. Mehr brauchte ich nicht. Nachdenklich stellte ich mich an mein Fenster und sah in die tiefschwarze Nacht. Was da draußen wohl war? War dort ein Wald? Eine Koppel oder doch eine Führanlage? Vermutlich werde ich das erst morgen rausfinden können.

Ein wenig mit meinen Gedanken beschäftigt machte ich mich daran, meine Sachen aus dem Koffer in den Schrank zu befördern. Natürlich waren das noch nicht alle Sachen für mich. In den nächsten Tagen würde meine Familie vorbei kommen und mir noch mehr Zeugs bringen, denn so groß war mein Auto denn auch wieder nicht, dass ich meinen ganzen Pferdekram UND meine Sachen noch mitbekam. Schon allein der Sattel und meine Decken, nahmen viel Platz in meinem Kofferraum weg.

Ich hatte nämlich noch so einen ganz alten Anhänger. So mit Plane und so.
Fast fertig mit dem Auspacken, klopfte es plötzlich an der Tür.
"Ja?"

"Melanie, kommst du essen?", ertönte Nick's Stimme.

Sofort öffnete ich die Tür und sah, wie Nick gerade die Treppe hinunter ging. Schnell folgte ich ihm.
In der Küche war es für fünf Leute gedeckt. Also eine Person, würde ich heute wohl noch kennenlernen.
Ich ging zu Martha.
"Kann ich dir noch irgendwie helfen?", bot ich mich an. Doch Martha winkte nur ab und stellte den letzten Topf rüber auf den Tisch.

"Setzt dich lieber. Am besten neben Nick."
Ich tat, wie mir befohlen und setzte mich neben ihn.
Martha nahm gerade rüber von mir platz und griff nach meinen Teller, um Bratkartoffeln rauf zu tun.

"Ich hoffe, du isst Fleisch. Oder hast du auch so komische Essgewohnheiten?"
"Nein, ich esse Fleisch."
Danach nahm Martha ihren Teller und tat sich selbst was auf. Nick ließ sie schlichtweg aus.
Kopfschüttelnd griff er selbst nach der Kelle und machte sich was auf seinen Teller.
Was war denn los? Hatte er was verbockt?

Martha schien meinen verwirrten Blick zu bemerken.

"Nick ist schon lang genug hier. Er dürfte mittlerweile wissen, dass er sich selbst bedienen kann."
In dem Moment betrat Herr Wagner und noch eine Frau den Raum.
Sie hatte ihr leicht rötliches Haar zu einem ordentlichen Dutt gesteckt und setzte ein freundliches Lächeln auf, als sie auf mich zu kam.
"Hallo, ich bin Ingrid Wagner. Ich kümmer mich hier un den Papierkram."

Ah, also war sie die Frau und Martha war einfach nur eine Haushälterin.
Somit war jeder Platz besetzt. Ich schob mir gerade die erste Gabel in den Mund, als mich Herr Wagner etwas fragen wollte.
"Du hast vorhin erwähnt, dass du noch zwei weitere Pferde hattest. Erzähl mir von denen. Weißt du noch die Abstammung?"

"Ja, also zum einen hatte ich als erstes ein Deutsches Reitpony. Er hieß Kairo. Doch er hatte Cob. Ständig hat er deswegen Cortison bekommen, aber wirklich besser wurde es nicht. Schließlich haben wir ihn an ein junges Mädchen an die Nordsee verkauft, in der Hoffnung, dass es für ihn besser wird. Sein Vater war Kaiserjäger und der Muttervater Opal.
Nach ihm hatte ich ein deutsches Sportpferd. Eine braune Stute mit viel Springvermögen. Celina hieß sie.
Sie war aber ziemlich durchgeknallt und durch sie habe ich gelernt zu Fallen."
Ich lachte kurz auf, doch die Erinnerungen dahinter waren gar nicht lustig. Auch, wenn ich jetzt noch an die Stürze dachte, wurden meine Knie schlagartig weich.

"Naja jedenfalls hatte sie eine komplette Springabstammung.
Vater war Collini und Muttervater Don Pepe."

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